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Heute wurde es im Laufe des Tages endlich wieder ein bisschen wärmer und ich begab mich erneut nach Mössingen, um die weitere Entwicklung an dem Nistplatz von Colletes hederae zu verfolgen. Um 13.30 h betrug die Lufttemperatur ca. 20 °C. Zahlreiche Männchen schwärmten bereits wie beim letzten Besuch über dem alten Nistplatz und Weibchen waren ebenfalls zu beobachten. Außerdem gelang mir heute endlich die fotografische Dokumentation der Paarung, nachdem ich zwei Stunden ununterbrochen am Nistplatz ausgeharrt hatte.
Offensichtlich durch den Duft eines Weibchens angelockt, halten sich oft mehrere Männchen in der Nähe eines von ihnen vermuteten Schlüpfortes des Geschlechtspartners auf.
Kaum ist ein Weibchen geschlüpft, stürzen sich mehrere Männchen darauf, aber nur einem Männchen gelingt es, sich mit dem Weibchen zu verpaaren. Durch den Duft des Weibchens angelockt, versuchen noch weitere Männchen »ihr Glück«, aber vergeblich. So bilden sich über dem kopulierenden Paar binnen einer Minute ganze Knäuel von Männchen.
Das Weibchen (Bildmitte) ist auf einen Grashalm gekrochen, an dem es sich festklammert. Es ist immer noch fest mit dem Männchen mittels des Genitalapparats vereint. Immer wieder kommen andere Männchen hinzu. Da sich aber jedes Weibchen nur einmal mit einem Männchen paart, müssen sie bald erfolglos aufgeben. Auf diese Weise wird gewährleistet, daß jedes Weibchen begattet wird. Ein unbegattetes Weibchen würde nur unbefruchtete Eier legen, aus denen sich dann nur Männchen entwickeln würden.
Nach gut 3 Minuten ist das Weibchen (links) auf ein Löwenzahnblatt gekrochen. Beide verharren noch weitere 3 1/2 Minuten, lösen sich dann voneinander und beide fliegen weg.
Bald nach der Paarung beginnt das Weibchen einen Gang für das künftige Nest bzw. die Brutzellen zu graben. Daß dieses Tier den Sand nach hinten wegschiebt, ist an der typischen Haltung der Hinterbeine zu erkennen, die bei dieser Tätigkeit weit nach außen gestreckt werden.
Alle heute in Mössingen beobachteten Weibchen, etwa 10 an der Zahl, haben am alten Nistplatz mit dem Graben begonnen. Dies bestätigt die bei den meisten erdnistenden Bienenarten bisher gemachte Beobachtung, daß eine große »Bindung« an den Ort besteht, an dem das vorjährige Nest war. Schließlich muß der Platz ja als Nistplatz geeignet gewesen sein, sonst hätten die Mütter der diesjährigen Weibchen hier ja nicht erfolgreich genistet. Ob der neu geschaffene Nistplatz wohl angenommen wird?
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