Auch wenn das Wetter seit einigen Wochen alles anders als bienenfreundlich ist, so kontrolliere ich dennoch jeden Tag die Nisthilfen und Totholzelemente an meinem Wildbienenhaus im Garten. In einer sonnigen und etwas trockeneren Phase entdeckte ich heute ein vermutlich frisch geschlüpftes Männchen der seltenen Faltenwespenart Discoelius dufourii, das sich auf einem Stamm sonnte, in dem seit etwa zwei Wochen drei Weibchen der Blauschwarzen Holzbiene (Xylocopa violacea) nisten. Die Faltenwespe nistet bei mir schon seit mehreren Jahren vor allem in Totholz mit morschem Inneren. 2015 nutzte sie aber auch einen dürren Brombeerstengel.
Frisch geschlüpftes Männchen von Discoelius dufourii. Das letzte Antennenglied ist hakenförmig. 9-14 mm.
Weibchen von Discoelius dufourii rastet am Nistplatz. 13-15 mm.
Die Gattung Discoelius ist in Deutschland mit zwei Arten vertreten: D. dufourii und D. zonalis. Die Imagines sind gut kenntlich und lassen sich von Vertretern anderer Gattungen der solitären Faltenwespen gut unterscheiden. Beide Arten sind in ganz Deutschland verbreitet, aber recht selten.
Die Weibchen von D. dufourii nisten offensichtlich bevorzugt in Totholz, das schon etwas morsch ist, wie ich in den vergangenen Jahren mehrfach beobachten konnte. Blüthgen (1961) fand die Nester in einem alten Kirschbaum. Das Larvenfutter besteht aus Kleinschmetterlingsraupen, z.B. Raupen des Eichenwicklers (Tortrix viridana). Ein typischer Schmarotzer ist die Goldwespe Chrysis equestris, die auch bei mir 2013 auftrat und sich auch in den Nestern anderer Faltenwespen entwickelt. Die Wände zwischen den Brutzellen werden aus schmalen, abgebissenen Blattstückchen hergestellt. Dies unterscheidet die Vertreter der Gattung Discoelius von allen anderen bei uns vorkommenden solitären Faltenwespen, die durchweg mit mineralischen Materialien (Lehm, Sand, Steinchen) bauen.
Bereits 2013 gelang es mir, ein Weibchen beim Nestbau und Eintragen von Beutetieren zu filmen. Damals trat auch die besonders attraktive Goldwespenart Chrysis fasciata (det. Oliver Niehuis) auf, die bei Discoelius-Arten schmarotzt. 2015 konnte ich auch das Eintragen des Baumaterials, nämlich schmaler, abgebissener Blattstreifen, beobachten und filmen. Die Ergebnisse sind in dem folgenden Video zu sehen, das bei Vimeo eingestellt ist.
Die folgende Bildergalerie zeigt die Brutzelle in dem im Film zu sehenden Brombeerstengel und die Larvenentwicklung.
Blüthgen, P. (1961): Die Faltenwespen Mitteleuropas (Hymenoptera, Diploptera). - Abh. Dtsch. Akademie d. Wissenschaften Berlin, Klasse Chemie, Biologie, Biologie, Jg. 1961, Nr. 2.
Witt, R. (2009): Wespen. 399 S.; vademecum Verlag (Oldenburg).
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