Die meisten Heil- und Gewürzkräuter gehören zu den Familien der Lippenblütler (Lamiaceae) und Doldenblütler (Apiaceae). Beide Pflanzenfamilien weisen im blühenden Zustand viele für Wildbienen attraktive Nektar- und/oder Pollenquellen auf. Beispiele sind: Garten-Salbei (Salvia officinalis), Sommer-Bohnenkraut (Satureja hortensis), Berg-Bohnenkraut (Satureja montana), Majoran (Origanum majorana), Lavendel (Lavandula angustifolia), Thymian (Thymus), Muskateller-Salbei (Salvia sclarea), Ysop (Hyssopus officinalis), Fenchel (Foeniculum vulgare), Koriander (Coriandrum sativum). Ausdauernde Arten können sehr gut auch im Staudenbeet oder im Steingarten Verwendung finden. Selbst auf dem Balkon kann man einige von ihnen kultivieren. Wollbienen (Anthidium), Schmalbienen (Lasioglossum), Wespenbienen (Nomada) und Hummeln (Bombus) werden vor allem durch den attraktiven Nektar, teils auch durch den Pollen angelockt. Ähnliches gilt für Gemüsepflanzen, insbesondere für die verschiedenen Kohlsorten (Brassica oleracea) und andere Kreuzblütler sowie Zwiebeln und Lauch (Allium). Voraussetzung: Wir müssen sie blühen lassen.
Gewürz-Salbei (Salvia officinalis) wird vor allem von Hummeln gern besucht, aber auch von Holzbienen (Xylocopa violacea) und der Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum) genutzt.
Reich blühende Pflanzung des Lavendels (Lavandula) vor einem Haus.
Zwar gilt der Blütenbesuch von Wildbienen am Lavendel meistens dem Nektar. Hier aber sammelt ein Weibchen der Schuppen-Pelzbiene (Anthophora pubescens) den orangeroten Pollen.
Der Boretsch (Borago officinalis) ist v. a. bei bestimmten Hummel-Arten (Bombus) sehr beliebt.
Eine Arbeiterin der Bunthummel (Bombus sylvarum) beim Blütenbesuch am Boretsch.
Für die Kreuzblütler-Pollenspezialisten kann man auch auf andere, aber ebenfalls einfache Weise ein reiches Angebot schaffen: Man erntet den Grün- oder Rosenkohl (Brassica oleracea cult.) während des Winters nicht, sondern läßt ihn blühen. Im Frühling bildet sich wie hier beim Grünkohl ein reicher Flor an senfgelben Blüten, von denen zahlreiche Besucher angelockt werden.
Anstatt die »Rosen« des winterharten Rosenkohls (Brassica oleracea var. gemmifera) zu ernten, lassen wir einfach ein Exemplar im Frühling zur Blüte kommen. Das Bild zeigt ein Weibchen der Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes) beim Blütenbesuch am Rosenkohl. Auch die Schöterich-Mauerbiene (Osmia brevicornis) und Hummel-Königinnen werden das schwefelgelbe Blütenmeer dieser Kohlsorten reichlich nutzen.
Selbst im Gemüsegarten können wir das Nahrungsangebot für Wildbienen bereichern, in dem wir Küchenlauch (Allium porrum) für die Lauch-Maskenbiene (Hylaeus punctulatissimus) blühen lassen. Ich besorge mir im Gemüsemarkt oder direkt beim Gärtner (Hofladen) Ende März / Anfang April Lauchstangen, bei denen die Wurzeln noch dran sind. Diese werden dann im Garten so gepflanzt, daß der weiße Schaft ganz in der Erde eingegraben ist. Im Hochsommer entwickeln sich daraus prächtige Blütenkugeln mit einer hohen Attraktivität für verschiedene Maskenbienen (Hylaeus) und Tagfalter.