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Verbesserung des Nahrungsangebots -3-
Blumenwiesen

Wiese


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  • garten_1995_April_768.jpg
    Aus einem häufig gemähten Rasen sich langsam entwickelnde Wiese in einem Hausgarten ein Jahr nach der Umstellung. Zwar blühten zu diesem Zeitpunkt noch zahlreiche Löwenzahn-Exemplare und viele Gänseblümchen (Bellis perennis), im Laufe der Zeit kamen jedoch aufgrund der nur noch zwei- bis dreimaligen Mahd und Entfernen des Mähguts viele weitere Arten hinzu.
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    Der gleiche Garten in umgekehrter Blickrichtung drei Jahre später. Neben der immer bunter werdenden Wiese waren ein Steingarten und eine Staudenrabatte angelegt worden.

Mit dem Begriff »Blumenwiesen« sind hier nicht die in jüngster Zeit beliebten kurzlebigen Sommerblumen-Ansaaten mit oft exotischen Pflanzen gemeint, sondern artenreiche, ertragsarme Mähwiesen mit hohem Kräuteranteil, wie sie für die kleinbäuerliche Kulturlandschaft typisch waren (siehe Eingangsbild) und heute durch die intensive Grünlandnutzung großflächig verschwunden sind. Um den Rückgang der noch verbliebenen bunten Wiesen aufzuhalten, wurden sie durch die FFH-Richtlinie der EU als Lebensraumtyp »Flachland-Mähwiesen« europarechtlich unter Schutz gestellt. Der Schnitt dieses für die Insektenfauna so ungemein bedeutsamen Lebensraums ist so abgestimmt, daß möglichst viele erwünschte Pflanzen ihre Blütenbildung und Samenreife abschließen können. Im Siedlungsraum sind Straßen- und Wegränder sowie Parks und Grünanlagen geeignete Standorte. Hausgärten sind für diese Art des Nahrungsangebots nur dann geeignet, wenn sie ausreichend groß sind. Als Spiel- oder Liegefläche können sie nämlich nicht genutzt werden, weil durch regelmäßiges Betreten die Entwicklung und Blüte der Pflanzen beeinträchtigt wird.


Blumenwiese

Magerwiese fünf Jahre nach der Umstellung vom häufig gemähten Rasen zur Blumenwiese (Mai-Aspekt). Es blühen Scharfer Hahnenfuß, Rotklee, Margerite, Wiesen-Glockenblume und Wiesen-Pippau.

Andrena hattorfiana

Wenn auf der neueingesäten Wiese die Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis) blüht, wird mit etwas Glück auch die hübsche Knautien-Sandbiene (Andrena hattorfiana) zur Pollenernte erscheinen.

Für Blumenwiesen geeignete Wildblumen

  • Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus)
  • Esparsette (Onobrychis viciifolia) – trockenwarme Standorte
  • Zaunwicke (Vicia sepium)
  • Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis)
  • Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys)
  • Wiesen-Salbei (Salvia pratensis) – trockenwarme Standorte
  • Kriechender Günsel (Ajuga reptans)
  • Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis)
  • Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria) – trockenwarme Standorte
  • Wiesen-Glockenblume (Campanula patula) – frische Standorte
  • Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia)
  • Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris)
  • Knolliger Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus) – trockenwarme Standorte
  • Wilde Möhre (Daucus carota) - zweijährig – trockenwarme Standorte
  • Rauher Löwenzahn (Leontodon hispidus) – trockenwarme Standorte
  • Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris)
  • Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium)
  • Wiesen-Pippau (Crepis biennis) - zweijährig
  • Wiesen-Löwenzahn (Taraxacum officinale)
  • Gewöhnliches Ferkelkraut (Hypochaeris radicata) - kalkfreie Standorte
  • Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea)
  • Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) – frische Standorte

Dieser Wiesentyp benötigt eine nur zweimalige Mahd im Jahr (Frühsommer, Hoch- bis Spätsommer)


Andrena nitida

Der so häufige Löwenzahn (Taraxacum officinale) mag auf den ersten Blick als Nahrungsquelle unbedeutend erscheinen. Er wird aber häufig vor allem von Sandbienen besucht, hier von einem Weibchen der Art Andrena nitida.

Bombus pascuorum

Hier besucht eine Königin der Ackerhummel (Bombus pascuorum) den Löwenzahn in meinem Garten.

Allein für den Hornklee haben meine Untersuchungen ergeben, daß er von 57 Bienenarten als Pollenquelle genutzt wird, für den Löwenzahn konnte ich anhand von Pollenanalysen sogar 72 Bienenarten ermitteln (in meinem Grundlagenwerk »Die Wildbienen Baden-Württembergs« bereits 1989 veröffentlicht).

Blumenwiese von Syringa

Blumenwiese von Syringa

Die beiden vorstehenden Fotos zeigen Aspekte einer Magerwiese mit dem Wiesen-Saatgut der Gärtnerei Syringa ein Jahr nach der Aussaat. Neben reichlich Futter-Esparsette sind auch Wiesen-Witwenblume, Wiesen-Salbei und Gewöhnlicher Hornklee gut aufgegangen und bereits zur Blüte gelangt.


Wiesenbesitzer sollten auf den oftmaligen Einsatz des Rasenmähers verzichten und statt dessen nur zweimal im Jahr mit der Sense bzw. Motorsense oder mit dem Balkenmäher mähen. Mittlerweile gibt es an einigen Orten Kurse über das Mähen mit der Sense. Das Mähgut darf nicht liegen bleiben und sollte separat kompostiert werden. Zahlreiche Wiesenkräuter sind wichtige Nahrungsquellen für Wildbienen. Sie vertragen aber das regelmäßige Mähen mit dem Rasenmäher nicht und bleiben schon nach wenigen Jahren ganz aus. Ideal wäre es, wenn benachbarte Wiesenbesitzer während des Sommers nicht zur gleichen Zeit mähen würden, damit den blütenbesuchenden Insekten nicht schlagartig die gesamte Nahrungsgrundlage entzogen wird, sondern wenn sie den Mähtermin entsprechend miteinander abstimmen würden. (Dies bleibt wohl nur ein frommer Wunsch.)

Anstatt die gesamte Fläche zu mähen, kann man auch einen blühenden Streifen stehen lassen und bei der nächsten Mahd mitmähen. Die Lage eines solchen Streifens sollte sich aber jedes Jahr ändern, weil sich hier sonst die Zusammensetzung der Flora ändert, die nicht mehr der Pflanzengemeinschaft der Wiesen entspricht. Gemäht werden muß auf jeden Fall, da sonst konkurrenzschwache Wiesenarten verschwinden und die Wiese durch das Brachfallen und die sich bildende Streudecke deutlich artenärmer wird.


Crepis biennis

Eine einfache Möglichkeit der Förderung sogar einiger oligolektischer Bienenarten ist, auf der Wiese oder im Übergangsbereich zur Hecke den Wiesen-Pippau (Crepis biennis) zur Blüte kommen zu lassen.

Andrena humilis

Ein Weibchen der Sandbienenart Andrena humilis mit gut gefüllten Pollentransporteinrichtungen.

Campanula patula

Selbst im eigenen Garten ist es möglich, die Wiesen-Glockenblume (Campanula patula) auf einer kleinen Wiese zu fördern und damit, wie es auch mir gelungen ist, die immer seltener werdende Grauschuppige Sandbiene (Andrena pandellei) anzulocken.

Andrena pandellei

Ein Weibchen der Grauschuppigen Sandbiene (Andrena pandellei) besucht eine Blüte der Wiesen-Glockenblume (Campanula patula).


Blumenwiese

Mit dem Saatgut der Gärtnerei Syringa neubegründete Wiese im vierten Standjahr. Beachte die reiche Blüte von Rotklee (Trifolium pratense), Gewöhnlichem Hornklee (Lotus corniculatus), Margerite (Leucanthemum vulgare), Wiesen-Glockenblume (Campanula patula) und Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis) (Foto: 18. Mai 2020).

Sommerblumen

Diese Ansaat (»Mössinger Sommer«) ist zwar bunt, besteht aber wie einige andere Sommerblumen-Mischungen aus überwiegend exotischen, aus anderen Erdteilen stammenden Arten, teils mit gefüllten Blüten. Sie hält einer fachlichen Überprüfung des angeblichen Nutzens für Wildbienen nicht stand. Diese und ähnliche Mischungen werden nicht nur von den Anbietern, sondern auch von denen, die sie aussäen, immer wieder als »Blumenwiesen» bezeichnet, was in der Begrifflichkeit der Vegetationskunde aber falsch ist. Sie sind daher nicht mit den hier behandelten Wiesen gleichzusetzen. [Für Großansicht auf Bild klicken]

  • Wiese
    Diese Ansaat (»Mössinger Sommer«) ist zwar bunt, besteht aber wie einige andere Sommerblumen-Mischungen aus überwiegend exotischen, aus anderen Erdteilen stammenden Arten, teils mit gefüllten Blüten. Sie hält einer fachlichen Überprüfung des angeblichen Nutzens für Wildbienen nicht stand. Diese und ähnliche Mischungen werden nicht nur von den Anbietern, sondern auch von denen, die sie aussäen, immer wieder als »Blumenwiesen» bezeichnet, was in der Begrifflichkeit der Vegetationskunde aber falsch ist. Sie sind daher nicht mit den hier behandelten Wiesen gleichzusetzen.

Neuanlage einer Magerwiese

Für die Neuanlage einer blumenreichen Magerwiese eignen sich am besten nährstoffärmere, durchlässige Standorte. Bei der Neugestaltung eines größeren Gartens z. B. ist es daher günstiger, wenn man für die Blumenwiese eine Rohbodenfläche ohne oder nur mit geringer Humusüberdeckung vorsieht. Auf jeden Fall muß die bisherige Vegetation vollständig durch Umgraben, Hacken, Pflügen oder Fräsen beseitigt werden. Aber auch die Saatmischung hat entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung einer Blumenwiese. Im Handel erhältliche Wiesenmischungen enthalten oft Samen fremdländischer Arten und Ackerwildkräuter, die nur einmal blühen und im zweiten Jahr verschwinden, und meist auch zu viele Gräser. Auch Weißklee ist regelmäßig enthalten, der aber für die Wieseneinsaat ungünstig ist, weil er sich sehr schnell ausbreitet. Wenn wir überhaupt solche Saatmischungen verwenden, dann sollte dünn gesät werden, d.h. die Aussaatmenge sollte 5 g pro Quadratmeter nicht überschreiten. Empfehlenswert ist es, von artenreichem (!) Grünland der Umgebung den sogenannten Wiesendrusch (Heudrusch) für eine natürliche Begrünung zu nehmen, denn das Saatgut enthält gebietsheimische Arten. Bei kleinen Flächen kann man vorher in der näheren Umgebung selbst gesammelte Samen heimischer Arten einsäen. Ziel ist letztlich eine lockere Wiesennarbe, damit sich noch weitere Arten von selbst ansamen können. Die Aussaat kann von Mitte April bis Ende Mai erfolgen. Mehr als 10 Gramm pro Quadratmeter sollte nicht gesät werden. Damit die Samen nach der Aussaat Erdkontakt bekommen, empfiehlt es sich, die gesamte Fläche zu walzen oder mit einer flachen Schaufel zu klopfen. Im Jahr der Aussaat blühen nur einige kurzlebige Beikräuter (»Unkraut«), aber noch nicht die gewünschten Pflanzenarten, denn etwas Geduld ist bei der Entwicklung einer Wiese immer nötig. Die Beikräuter sollte man nicht jäten. Bei einem gut wüchsigen Standort sind zwei bis drei Säuberungsschnitte mit einer Sense oder mit einem hochgestellten Rasenmäher für eine gute Entwicklung sinnvoll. Das Mähgut sollte grundsätzlich abgeräumt werden. In manchen Wiesenmischungen sind Kornblume und Klatschmohn enthalten, um im ersten Jahr einen bunteren Blühaspekt zu erreichen. Den Säuberungsschnitt sollte man dann entsprechend anpassen.


Eine empfehlenswerte Bezugsquelle für das von mir sehr erfolgreich verwendete Wiesen-Saatgut: die Gärtnerei »Syringa Duftpflanzen und Kräuter« www.syringa-pflanzen.de 


Welche Artenzusammensetzung sich letztendlich aber einstellen wird, hängt von den jeweiligen Standortbedingungen ab. Die Entwicklung einer Blumenwiese mit stabiler Artenzusammensetzung fordert jedenfalls Geduld, denn sie braucht mehrere Jahre. Der günstigste Mähtermin ist dann, wenn die Gräser ihre höchste Entwicklung erreicht haben und zu blühen beginnen. Man mäht also genau zu dem Zeitpunkt, an dem die Artenvielfalt am besten sichtbar ist. Ab dem ersten Jahr nach der Aussaat sollte zweimal im Jahr gemäht werden (etwa ab Mitte Juni und im August/September). Entscheidend ist der erste Mahdzeitpunkt: Er sollte nicht vor dem Hochstand der Gräser liegen (meist Mitte Juni oder im Zuge des Klimawandels bei zeitigem Frühling einige Tage davor). Dies ist auch der traditionelle Schnittzeitpunkt der klassischen bunten Wiesen. Sich an den heutigen häufigen Schnitten der industrialisierten Landwirtschaft zu orientieren ist daher falsch.

Nur bei sehr mageren Bodenverhältnissen (z. B. in Sandgebieten und im Falle von lückigen Magerrasen) genügt ein Schnitt pro Jahr von August bis September/Oktober. Das Mähgut ist grundsätzlich abzuräumen. Auf jegliche Düngung wird verzichtet. Einen vorhandenen Rasen durch weniger häufiges Mähen oder durch Nachsaat zu einer artenreichen Blumenwiese entwickeln zu wollen, ist meist aufgrund der Wurzelkonkurrenz der Gräser ohne durchschlagenden Erfolg. Wenn man den Rasen nur noch zwei- bis viermal im Jahr mäht, kommen zumindest Gänseblümchen, Günsel, Löwenzahn, Hahnenfuß, Gundelrebe, Weißklee oder Ehrenpreis zum Blühen, was bereits eine Verbesserung ist. Empfehlenswerter ist aber ein nachträgliches Einpflanzen von vorkultivierten Wiesenstauden oder ein kleinflächiges Abstechen der Rasendecke und Neueinsaat in diese Flächen.

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