Anfang April blüht im Alten Botanischen Garten von Tübingen ein großer Bestand des Sibirischen Blausterns (Scilla siberica), an dem man regelmäßig die frisch geschlüpften Männchen und Weibchen der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta) beobachten kann. Diese nutzen gelegentlich auch die weißen oder purpurroten Blüten des Finger-Lerchensporns (Corydalis solida).
Zwiebelgewächse lassen sich im Rasen, in der Blumenwiese, im Staudenbeet, unter lichtem Gehölz oder im Steingarten verwenden. Unter den Frühblühern sei vor allem der Blaustern (Scilla siberica) empfohlen. Die etwas später aufblühenden Traubenhyazinthen (Muscari) werden vor allem von den Männchen der Rostroten Mauerbiene (Osmia bicornis) besucht. Gelegentlch kann man auch die Weibchen der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta) bei der Pollenernte antreffen. Der Milchstern (Ornithogalum umbellatum) wird in erster Linie von spezialisierten, gelegentlich aber auch von anderen Bienenarten als Nektar- bzw. Pollenquelle besucht.
Das Weibchen der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta) erntet den Pollen an den Blüten der Traubenhyazinthe (Muscari racemosum) auf besondere Weise: Der Pollen rieselt von den Staubbeuteln herab (»Streubüchsentyp«) und wird von der Biene am Vorderkopf aufgefangen, wo die beiden Hörnchen ein Sammelkörbchen bilden.
Erst danach wird der so geerntete Pollen für den Transport mit Hilfe der Beine in die Bauchbürste umgelagert. Aufgrund der vergleichsweise geringen Menge an Pollen ist dieses Zwiebelgewächs für die Gehörnte Mauerbiene, die blühende Bäume als Pollenquellen bevorzugt, nur von untergeordneter Bedeutung.
Der Kugel-Lauch (Allium sphaerocephalon) gedeiht gut im Steingarten auf einem durchlässigen, steinigen Substrat. Hier blüht ein Bestand Ende Juni im Kaiserstuhl auf einer Großböschung in den Weinbergen.
Weibchen der Lauch-Maskenbiene (Hylaeus punctulatissimus) und des Großen Bienenwolfs (Philanthus coronatus) beim Blütenbesuch auf Kugellauch.
Lauch-Arten wie Runder Lauch (Allium rotundum), Berg-Lauch [Allium lusitanicum (=Allium montanum)] und Kugel-Lauch (Allium sphaerocephalon), sind die ausschließlichen Pollenquellen der Lauch-Maskenbiene (Hylaeus punctulatissimus), die dem Anbau von Zwiebeln (Allium cepa) und Küchen-Lauch (Allium porrum) in den menschlichen Siedlungen gefolgt ist und hier an diesen Lauch-Arten immer wieder beobachtet werden kann. Weil der Schnittlauch (Allium schoenoprasum) viel früher blüht, kommt er als Pollenquelle für die Maskenbiene nicht in Frage.
Ein solches Feld mit Küchenzwiebeln stellt ein ergiebiges Nahrungsangebot dar nicht nur für Maskenbienen, sondern auch für Hummeln und Tagfalter.
Zwei Weibchen der Lauch-Maskenbiene (Hylaeus punctulatissimus) im Blütenstand einer Küchenzwiebel.
Ein Bestand des Doldigen Milchsterns (Ornithogalum umbellatum) in einem Weinberg.
Ein Weibchen der Milchstern-Sandbiene (Andrena saxonica) sammelt Pollen an Pannonischem Milchstern (Ornithogalum pannonicum). Es ist die einzige Bienenart in Deutschland, die an Ornithogalum als Pollenquelle streng gebunden ist.
Wildtulpen (Tulipa sylvestris) haben bei uns zwar keine auf sie spezialisierten Bienen, doch erfreuen sie uns mit ihrem Duft und dem Besuch von Arten, die weniger wählerisch sind wie die Aschgraue Sandbiene (Andrena cineraria). Gelbe Narzissen (Osterglocken) (Narcissus pseudonarcissus) sind für Wildbienen ohne Bedeutung.
Ein Weibchen der Aschgrauen Sandbiene (Andrena cineraria) in der Blüte von Tulipa sylvestris.