Vom 13. April bis 28. April 2015 habe ich im Botanischen Garten der Universität Tübingen mehrfach Beobachtungen zum Blütenbesuch von Bienen an der Blauen Heckenkirsche (Lonicera caerulea) angestellt. Die Ergebnisse werden hier präsentiert.
Blühender Strauch der Blauen Heckenkirsche (Lonicera caerulea) im Botanischen Garten Tübingen (13. April 2015).
Die Blaue Heckenkirsche gehört zur Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae). Ihr natürliches Verbreitungsgebiet sind die Alpen und ihre Vorländer, wo sie in der montanen bis subalpinen Stufe zu finden ist. Die Art wächst in feuchten Wäldern und in Hochmooren und besiedelt feuchte bis nasse, nährstoff- und kalkarme Rohhumusböden (Sebald et al. 1996). Als reichverzweigter, sommergrüner Strauch erreicht die Blaue Heckenkirsche eine Wuchshöhe von 1–2 Metern. Sie wird regelmäßig auch als Zierstrauch kultiviert. Ihren deutschen Namen verdankt sie den blauen Beeren.
Als ich am 13. April 2015 im Botanischen Garten an einem gerade aufblühenden Strauch vorbeiging, wurde ich durch das Summen mehrerer Bienen auf den Blütenbesuch aufmerksam. Ich versuchte, die Arten zu erfassen und auch fotografisch zu dokumentieren, was mir nur teilweise gelang, denn viele Blüten befanden sich im Innern des Strauchs und waren der Kamera kaum zugänglich. Eine weitere Schwierigkeit war die kurze Zeit, die die Bienen für den Blütenbesuch benötigten. Fokussieren war daher äußerst schwierig. Dennoch gelangen einige Fotodokumente, die unten zu sehen sind.
A. Ein herabhängendes Blütenpaar.
B. Eine Blüte im Längsschnitt (Vergrößerung: 4:1)
(aus Knuth 1898: 535).
Die gelblich-weißen, hängenden Blüten der Blauen Heckenkirsche sind homogam. Die Länge der Kronröhre beträgt ca. 10 mm. Der Nektar kann am ehesten von langrüsseligen Bienen, vor allem Hummeln, erworben werden. Beim Eindringen berühren die Bienen zuerst die Narbe, dann die Antheren, wodurch Fremdbestäubung bewirkt wird. Bei schräg hängenden Blüten ist durch herabrieselnden Pollen auch Selbstbestäubung möglich (Knuth).
Die fünf folgenden Bienenarten habe ich als Besucher beobachtet:
Die Männchen von Anthophora plumipes patroullierten auch die Blüten auf der Suche nach unverpaarten Weibchen. Diese Art war zahlenmäßig der häufigste Besucher. Teilweise konnte ich drei Weibchen gleichzeitig beobachten. Ein Nistplatz mit mehr als 20 Nestern befand sich in ca. 10 m Entfernung. Bisher waren Vertreter der Familie Caprifoliaceae nicht als Pollenquelle dieser Pelzbiene bekannt.
Meine Beobachtungen bestätigen frühere Angaben. Knuth (1898: 535) und Kirchner (1911: 416) bezeichnen Lonicera caerulea als Hummelblume. H. Müller beobachtete fünf Hummelarten, Ricca san Bombus lapidarius (Steinhummel) noch in einer Höhe von 2000–2500 m als Besucher.
Die folgende Bildergalerie zeigt die Arten und den Grund ihres Blütenbesuchs an der Blauen Heckenkirsche.
Kirchner, O. (1911): Blumen und Insekten. 436 S.; Leipzig.
Knuth, P. (1898): Handbuch der Blütenbiologie. II. Band, 1. Teil. 697 S.; Leipzig.
Sebald, O., Seybod, S., Philippi, G. & Wörz, A. (1996): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 5: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Asteridae) Buddlejaceae bis Caprifoliaceae. 539 S.; Stuttgart (E. Ulmer).
Empfehlung: Besuchen doch auch Sie den Botanischen Garten der Universität Tübingen mit seiner großen Vielfalt an Pflanzen und Lebensräumen sowie einem gut besiedelten Wildbienenhaus. Der Eintritt ist frei.
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