Wildbienen haben eine enorme Vielfalt an Lebensweisen. Die meisten Wildbienen leben solitär, d. h. jedes Weibchen baut sein Nest und versorgt seine Brut für sich allein, also ohne Mithilfe von Artgenossen. Zu den sozialen Bienen gehören außer einigen Furchen- und Schmalbienen auch die Hummeln, die in einjährigen Staaten leben. Die parasitischen Bienen versorgen keine eigenen Nester, sondern legen ihre Eier in die Brutzellen nestbauender Arten und heißen daher auch »Kuckucksbienen«. Bienennester findet man – von Art zu Art verschieden – u.a. in abgestorbenem Holz, in dürren Pflanzenstengeln, in leeren Schneckenhäusern oder an Felsen. Fast drei Viertel der Arten nisten in der Erde.
In der Wahl des Nistplatzes, des Baumaterials und der Nahrungspflanzen sind die meisten Bienenarten hochspezialisiert. Wildbienen reagieren deshalb besonders empfindlich auf Beeinträchtigungen ihres Lebensraumes. Daher sind sie hervorragende Anzeiger (»Bioindikatoren«) für intakte oder gestörte Verhältnisse in natürlichen oder zivilisationsbedingten Ökosystemen. Für die Erarbeitung der wissenschaftlichen Grundlagen des Naturschutzes und der Landschaftspflege, für Flächen- und Eingriffsbewertungen sowie für Biotopvernetzungskonzepte sind sie besonders geeignete Organismen.
Nicht nur unzählige Pflanzen brauchen Wildbienen als Bestäuber, auch Vertreter verschiedenster anderer Organismengruppen (u.a. bestimmte Käfer, Schmetterlinge, Fliegen, Schlupfwespen, Goldwespen, Vögel) leben von ihnen oder entwickeln sich in ihren Nestern. Viele dieser Organismen sind derart spezialisiert, daß sie ohne ganz bestimmte Bienenwirte überhaupt nicht existieren können. Die Erhaltung und Förderung von Wildbienen ist somit die Voraussetzung für die Bestandessicherung auch dieser Lebewesen.