Sand-Nistplatz in einem Garten
Wo sich kein Lößlehm beschaffen läßt, ist es besser, mit Sand gefüllte Blumenkästen aufzustellen oder, wie oben, eine sonnenexponierte Stelle im Garten mit Bruch- oder Hohlblocksteinen 50–100 cm hoch einzufassen und ganz mit Flugsand oder lehmigem Sand auszufüllen
Gewaschener Kies ist als Nistsubstrat nicht geeignet!
Es sind vor allem Grabwespen wie die Fliegenspießwespenart Oxybelus uniglumis oder die Knotenwespenart Cerceris rybyensis und der Bienenwolf, Philanthus triangulum, sowie Wegwespen, die dieses Angebot bald finden und spontan besiedeln. Im Falle der Wildbienen ist es nicht möglich vorherzusehen, ob und welche Arten das sandige Substrat annehmen. Mir sind Fälle bekannt, in denen sich überhaupt keine Wildbienen eingestellt haben. Am ehesten sind die Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius), und die Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae) zu erwarten. Je nachdem, wie verdichtet das Substrat ist, treten möglicherweise auch kleine Schmalbienen (Lasioglossum) oder Sandbienen (Andrena) auf. Man sollte aber nicht enttäuscht sein, wenn unser Angebot von den Wildbienen »ausgeschlagen« wird, sie aber ohne unser Zutun im Boden unter dem Dachvorsprung in der Nähe nisten.
75% aller heimischen nestbauenden Bienenarten nisten im Erdboden und benötigen oft ganz spezielle Bedingungen hinsichtlich der Bodenart (Sand, Lehm, Löß), Korngröße, Bindigkeit, Feuchte, Verdichtung, Belichtung und Bewuchs (unbewachsen bis dichte Vegetation). Von vielen Arten kennen wir die Ansprüche an den Nistplatz noch nicht. Die betreffenden Arten suchen sich einen für sie geeigneten Nistplatz selbst.
Lehmfläche vor einem Gebäude
Günstig sind auch Sand- und Lehmflächen unter breiten Dachvorsprüngen, weil sie hier vor Regen gut geschützt sind. Das obige Bild zeigt eine fast vegetationsfreie Lehmfläche vor einem Gebäude mit vorgezogenem Dach. Unmittelbar hinter den Bordsteinen befinden sich rund 170 Nester der Schmalbienenart Lasioglossum laticeps (die dunkelbraunen Erdhäufchen zeigen die Nesteingänge an). Ich konnte sandbewohnende Grabwespen (Fliegenspießwespen, Oxybelus) sogar in einem 40 cm tief mit Flugsand gefüllten Holzkasten auf der Südseite des Hauses ansiedeln.
Vor allem in Sandgebieten kann auch eine Pflasterung von Wegen und Plätzen mit breiten Fugen als Nistplatz dienen. Auf jeden Fall sind alle Nestansammlungen, die uns bekannt werden, z.B. auf unbefestigen Gartenwegen, in Grünanlagen oder an Heckenrändern, zu erhalten, da es bei den Bodennistern aufgrund ihrer großen Ortstreue viele Jahre dauern kann, bis sich eine neue Nestansammlung entwickelt hat.
Manchmal nützen Wildbienen spontan mehr oder weniger offene Bodenstellen zum Nisten. Hier war eigentlich eine Bepflanzung vorgesehen, doch ein Dachvorsprung hat die Stelle vor Regen geschützt, was Weibchen der Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes) genutzt haben. Auf der auf dem Foto zu sehenden Fläche waren 18 Nesteingänge zu finden.
Die Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius) nistet besonders gerne im Sand und nutzt in der Umgebung vor allem blühende Weiden und Ahorne als Pollenquellen.
Wenn Sandflächen eine Substrattiefe von 50 cm und mehr haben, werden sie gern von der Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae) besiedelt. Daher ist diese Art auch oft in Sandkästen von Kindergärten zu finden.
Auch Blumentöpfe werden von manchen Bienenarten als Nistplatz genutzt. Hier hat die Garten-Blattschneiderbiene (Megachile willughbiella) in einem Blumentopf bereits eine Höhlung gegraben, in der die Brutzellen angelegt werden.
Die Brutzellen werden mit Laubblatt-Stückchen austapeziert. Hier kommt ein Weibchen mit einem länglichen Blattstück, das es unter dem Körper im Flug transportiert, zum Nest zurück.
Das Blattstückchen wird nun in die Höhlung hineingezogen. Viele Blattstückchen ergeben eine Brutzelle.
Ein von Megachile willughbiella im Boden angelegtes Nest.