Nach oben
logo

Verbesserung der Nistmöglichkeiten -1-
Nisthilfen für Bewohner vorhandener Hohlräume - B -

Strangfalzziegel

In den Hohlräumen sogenannter Strangfalzziegel, wie sie auch heute kaum noch zum Decken denkmalgeschützter Gebäude verwendet werden oder beim Abbruch alter Scheunen anfallen, nisten die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) (6 mm Durchmesser der Hohlräume), die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) (8 mm Durchmesser der Hohlräume), die Natterkopf-Mauerbiene (Osmia adunca) (5–6 mm Durchmesser der Hohlräume) oder die eine oder andere Blattschneiderbienen-Art (Megachile). Solche Ziegel können in einer Trockenmauer untergebracht oder einfach aufeinander gestapelt werden.

Strangfalzziegel mit Hohlräumen von 5mm, 6 mm bzw. 8 mm Durchmesser konnte man noch vor Jahren über einen Dachdecker-Betrieb beziehen. Hergestellt wurden sie in den Dachziegelwerken in Eisenberg/Pfalz von Wienerberger und in Wertingen-Roggden/Bayern von CREATON AG. Die Öffnungen der Dachziegel sind oft etwas verengt. Der Grund: Die Ziegel werden als endloser Tonstrang gefertigt. Dieser Strang enthält bereits die Hohlräume. Beim Schneiden der einzelnen Ziegel wird der noch weiche Ton an der Schnittstelle zusammen gedrückt und die Hohlräume dadurch verengt. (Dank an Volker Fockenberg für den Hinweis). Man kann sie mit einem Bohrer entsprechender Größe auf den tatsächlichen Durchmesser erweitern. Da die Ziegel recht lang sind, halbiere ich sie, indem ich den Ziegel mit beiden Händen halte und in der Mitte auf eine harte Kante schlage. Man kann auch einen Winkel- oder Trennschleifer hierfür verwenden. Dadurch kann man die Zahl der gangartigen Hohlräume verdoppeln. Allerdings darf man nicht vergessen, das Hinterende jedes Gangs zu verschließen, um diesen zu verdunkeln.

Strangfalzziegel-Stapel

Ein Stapel alter Strangfalzziegel dient hier seit Jahren den drei Mauerbienen-Arten Osmia bicornis, Osmia cornuta und Osmia adunca als Nistplatz. Gelegentlich nisten hier auch die zwei Blattschneiderbienen-Arten Megachile willughbiella und Megachile versicolor.


Megachile willugbiella

Eine Garten-Blattschneiderbiene (Megachile willughbiella) trägt ein längliches Blattstück ein zum Bau einer Brutzelle. Das Foto entstand vor Jahren auf meinem Balkon.

Strangfalzziegel

Der vergrößerte Ausschnitt zeigt die Lehm-Nestverschlüsse von Osmia cornuta.

Strangfalzziegel bearbeitet

Strangfalzziegel mit 8 mm Hohlraum-Durchmesser ( früher als Strangfalzziegel »Profil« von CREATON hergestellt) und mit 6 mm Hohlraum-Durchmesser (Hohlstrangfalzziegel von Wienerberger) nach der Bearbeitung mit einem Bohrer.

Strangfalzziegel mit Verschlüssen

Damit die Gänge hinten verschlossen und damit dunkel sind, wurden sie mit Polsterwolle, die ich auch für meine Hummelnistkästen verwende, verstopft. Man kann hierfür aber auch Watte nehmen.

Osmia cornuta an StrangfalzziegelOSmia cornuta Nester im Ziegel

Ein Weibchen der Gehörnten Mauerbiene vor einem ovalen Gang in einem früheren Ziegeltyp, den es als Nistmöglichkeit nutzt.

Das untere Foto zeigt bereits mit Lehm verschlossene ovale Gänge (April 2015). 

Nachdem der Strangfalzziegel der Fa. CREATON nach einer Design-Änderung ovale Öffnungen erhielt, habe ich einen Musterziegel (4. April 2015) bestellt. Dieser hatte fünf ovale und vier runde Öffnungen, wobei die runden nur noch 5 mm Durchmesser haben. Sowohl die ovalen als auch die runden Hohlräume wurden Osmia cornuta besiedelt, allerdings nur von kleineren (schlankeren) Weibchen.
2020 war dieser Ziegeltyp (Creaton Strangfalzziegel Profil gewellt, 1/1 Biber, naturrot) bei der Fa. Kemmler, Baustoffe und Fliesen   zum Preis von 1,81 €/Stück im Sortiment (im Suchfenster Strangfalzziegel eingeben).

Da der ältere Ziegeltyp nicht mehr erhältlich ist, spricht nichts dagegen, Restbestände, die z.B. bei einem Abbruch eines alten Gebäudes anfallen, zu nutzen.

Auch bei diesem Hohlraum-Typ sollte man nach dem Verlassen der Nester (gründlich prüfen!) im folgenden Winter die Gänge reinigen, um sie für eine erneute Besiedlung nutzbar zu machen. Die Reinung gilt vor allem den verlassenen Nestern der Gehörnten und Rostroten Mauerbiene.


Ein Niststein aus Terracotta

»Bienenstein« nennt Herr Fockenberg diese Nisthilfe aus gebranntem Ton. Sie hat sich für einige Hohlraumbesiedler bewährt, wie man im rechten Bild sieht, wo außer der Gehörnten Mauerbiene und der Rostroten Mauerbiene auch die Hahnenfuß-Scherenbiene mit ihrem Kuckuck, der Keulhornbiene Sapyga clavicornis, zu sehen sind. Diese Nisthilfe ist unter der Bezeichnung »Bienenstein terracotta« im Onlineshop von Herrn Fockenberg  zu erhalten.

Bienenstein
Bienenstein
Osmia adunca

Ein Weibchen der Natterkopf-Mauerbiene (Osmia adunca) verschließt sein Nest in einem »Bienenstein«.

video Das folgende kurze Video (13 MB) zeigt Weibchen der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta) und der Hahnenfuß-Scherenbiene (Chelostoma florisomne) beim Nisten in dem Bienenstein von Fockenberg. Zahlreiche Nester sind bereits verschlossen.

Nestgänge mit Einblick

Einige Firmen bieten ein sogenanntes »Insekten-Nisthaus für solitär lebende Insekten zur Beobachtung« an. Dieses Nisthaus enthält durchsichtige Acrylglasröhrchen (auch bekannt unter dem Markennamen Plexiglas®). Zwar lassen sich hierdurch tatsächlich Wildbienen und andere Besiedler bei ihren Aktivitäten im Röhrchen beobachten, doch besteht durch die Verwendung dieses wasserdampfundurchlässigen Materials stets die Gefahr der Verpilzung des Larvenfutters und damit des Absterbens der Brut. Weiteres hierzu auf der Seite über untaugliche Nisthilfen.

Für Beobachtungszwecke ist es günstiger, in ein Holzstück eine Nut in einer Weise zu fräsen, daß sie etwa zwei Drittel des Durchmessers einer Bohrung entspricht, oder man fertigt aus Holzleisten ein entsprechendes Teil. Auf die Seite mit dem fehlenden Drittel klebt man ein Stück Plexiglas, so daß man einen Einblick gewinnt und gleichzeitig das Verpilzen des Pollenvorrats oder der Brut vermeidet. Natürlich sollte die lichtdurchlässige Seite abgedunkelt werden. Wenn wir ein Tier bei der Arbeit beobachten wollen, entfernen wir die Verdunkelung ganz langsam und so, daß kein direktes Sonnenlicht auf den Nistgang fällt. Der beste Zeitpunkt ist in diesem Fall dann, wenn das Tier bereits in den Gang geschlüpft ist.

Dieter Bretz stellt auf der nachfolgenden Seite ein einfaches Modell zur Beobachtung des Brutverhaltens von Wildbienen vor:
Einfacher Wildbienenbeobachtungskasten.

Benötigt werden ein Abfallstück von Nut- und Feder-Fußbodendielen (Stärke:19 mm), eine glasklare CD-Hülle und Sperrholzteile (evtl. Zigarrenkiste) sowie Schrauben, Krampen und Nägel. Eine bebilderte Anleitung für den Bau gibt es auch in der nachfolgend zitierten Veröffentlichung.

Bretz, D. (2009): Wildbienen-Beobachtungskasten. Ein einfaches Modell zur Beobachtung von Brutverhalten und Brutentwicklung bei Wildbienen. – Ameisenschutz aktuell 23: 61–68.

Der Beobachtungskasten wird von der Rostroten Mauerbiene (Osmia bicornis) gut angenommen.

Ein für Beobachtungen des Nestbaus und der Brutversorgung empfehlenswerter Kasten wird von Herrn Frey, der sich »Wildbienenschreiner« nennt, hergestellt.

Beobachtungskasten Frey

Das Modell BK-06 "Spion XL" mit 24 Gängen, das ich schon erfolgreich eingesetzt habe.

Den Beobachtungskasten gibt es auch in einer etwas kleineren Version.  Beobachtungskasten

Zur nächsten Seite dieses Kapitels