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Nistplatzkonkurrenz

Eine Konkurrenzsituation liegt dann vor, wenn zwei oder mehr Arten den gleichen Umweltfaktor (Ressource) benötigen und sich daher im Wettbewerb miteinander befinden. Eine unverzichtbare Ressource von Bienen ist der Nistplatz.

Bereits zu Anfang des Jahrhunderts war die Konkurrenz um nur begrenzt vorhandene Nistgelegenheiten bekannt. Der Bienenforscher Höppner hatte dies schon 1908 am Beispiel der Bewohner von Brombeerstengeln aufgezeigt. Aber nicht nur markhaltige Stengel und Zweige, auch Käferfraßgänge, leere Schneckenhäuser, alte Gallen und sonstige vorhandene Hohlräume sind Nistplätze, um die oberirdisch nistende Arten miteinander konkurrieren. Bei den im Erdboden nistenden Arten ergibt sich wesentlich seltener eine Konkurrenzsituation. Je strukturärmer eine Landschaft ist und je geringer das Angebot an spezifischen Nistgelegenheiten, desto eher kommt es zu einer Konkurrenzsituation und dies ist heute viel öfter der Fall als in Zeiten mit kleinbäuerlicher Landnutzung. 

Um einen Käferfraßgang bestimmten Durchmessers können sowohl Weibchen der gleichen Bienenart konkurrieren, als auch Weibchen verschiedener Arten. Ersteres kann nur durch unmittelbare Beobachtung ermittelt werden. Im zweiten Fall gibt es eine direkte Form, wenn die nestbauenden Weibchen gleichzeitig fliegen, die Konkurrenz kann sich aber auch indirekt äußern. Nistplätze,die von Frühjahrsarten bereits bebaut wurden, können von später erscheinenden Arten nicht mehr genutzt werden; umgekehrt kann eine spätfliegende Art durch Überbauen unvollendet gebliebender Nestgänge der jahreszeitlich früher aktiven Art deren Nachkommen am Schlüpfen hindern.


Direkte Nistplatzkonkurrenz

Bei einer Untersuchung von Brechtel (1986)zur zwischenartlichen, direkten Konkurrenz einiger Hohlraumbesiedler in der Südpfalz traten u.a. folgende Arten miteinander in Wettbewerb um die gleiche Niströhre: die Mauerbienenarten Osmia caerulescens und Osmia bicornis, die Löcherbienenart Heriades truncorum und die Scherenbienenart Chelostoma rapunculi sowie die Mauerbienenart Osmia niveata und die Scherenbienenart Chelostoma rapunculi.

Heriades truncorum am Nest

Heriades truncorum und Chelostoma rapunculi kommen vielfach gemeinsam vor und beanspruchen die gleichen Nistgelegenheiten. Sie verwenden allerdings unterschiedliche Materalien zum Nestbau (Heriades truncorum Harz, Chelostoma rapunculi Mörtel und kleine Steinchen) und sie sind auch beim Pollensammeln unterschiedlich spezialisiert (Heriades truncorum auf Korbblütler, Chelostoma rapunculi auf Glockenblumen-Gewächse).

Mischnest von Osmia tridentata und Anthidium nanum

Bisweilen werden bereits begonnene Nester von einem Weibchen der gleichen oder einer anderen Art überbaut, d.h. das noch bauende Weibchen wird von einem anderen Weibchen verdrängt. Diese Art der Verdrängung kann natürlich nur bei Arten mit sich überschneidenden Flugzeiten auftreten.

Das obige Foto zeigt einen dürren geöffneten Königskerzen-Stengel, in dem zuerst Osmia tridentata eine Brutzelle gebaut hatte (erkennbar an dem Pflanzenmörtel als Baumaterial). Der von dem Osmia-Weibchen bereits ausgehöhlte Stengel wurde anschließend von der Wollbienenart Anthidium nanum »übernommen«, die dann ihr eigenes Nest aus weißen Pflanzenhaaren hineingebaut hat.

Nistplatzraub durch Osmia florisomnis Nistplatzraub durch Osmia florisomnis - 2 -

Hier ist ein Weibchen von Chelostoma florisomne dabei, ein bereits mit Pollen verproviantiertes Nest von Osmia brevicornis zu räumen, um anschließend selbst in dem Röhrchen zu nisten. Da Osmia brevicornis keine Zellzwischenwände baut, liegt unterhalb des Bambusröhrchens ausschließlich der hellgelbe Pollen eines Kreuzblütlers, aber kein Baumaterial. Auf dem zweiten Foto ist das Hinterleibsende des Weibchens von Chelostoma florisomne zu sehen, das den Pollen mit den Beinen nach hinten aus dem Röhrchen schiebt.


Indirekte Nistplatzkonkurrenz

Indirekte Nistplatzkonkurrenz liegt z.B. zwischen den Mauerbienenarten Osmia bicornis, Osmia brevicornis und Osmia adunca dann vor, wenn sie am gleichen Ort vorkommen, da sie ähnliche Ansprüche stellen. Auch die beiden Scherenbienenarten Chelostoma florisomne und Chelostoma rapunculi konkurrieren um geeignete Hohlräume. Da Chelostoma florisomne früher fliegt (Mai) können bei einer hohen Bestandsdichte und günstigem Pollenangebot geeignete Gänge bereits belegt sein, wenn Chelostoma rapunculi zu fliegen beginnt (Juni).

Selbstverständlich treten auch Vertreter anderer Stechimmen‑Gruppen, z.B. solitäre Faltenwespen und Grabwespen, an ein und demselben Ort als Konkurrenten von Wildbienen auf.

Als Strategien zur Konkurrenzvermeidung sind folgende Möglichkeiten denkbar:

  • Arten mit ähnlichen Raumansprüchen an den Nistplatz haben unterschiedliche Flugzeiten.
  • Arten mit ähnlichen Flugzeiten haben unterschiedliche (Lebens-)Raumansprüche.