Nach der Art und Weise, wie die Nester zustande kommen, können wir grob folgende Gruppen unterscheiden, wobei zu beachten ist, daß die jeweilige Bauweise bei allen Arten spezifisch ist:
Mit Hilfe der Mandibeln und/oder der Beine werden die Nestgänge zur Aufnahme der Brutzellen im Erdboden gegraben.
Ein Weibchen von Lasioglossum malachurum (Pförtner-Schmalbiene) hat nach der Überwinterung begonnen, mit ihren Mandibeln einen senkrechten Stollen in das Erdreich eines Feldweges zu graben. Um den Nesteingang herum liegen die bereits ausgenagten Lehmpartikel. Der Stollen wird später bis zu 30 cm tief in den Boden reichen.
Mit Hilfe der Mandibeln werden die Gänge in markhaltigen Stengeln ausgenagt.
Osmia tridentata (Dreizahn-Mauerbiene) nagt aus einem dürren Königskerzen-Stengel das Mark ab, um damit einen röhrenförmigen Hohlraum für die Aufnahme der Brutzellen zu schaffen. Weitere Details zur Nistweise >.
Mit Hilfe der Mandibeln werden die Gänge in morschem Holz ausgenagt.
Nach der Überwinterung beginnt das Weibchen von Xylocopa violacea (Blauschwarze Holzbiene) in einen abgestorbenen Pappelstamm, der auf meiner Terrasse steht, einen Gang zu nagen. Diese Tätigkeit nimmt Tage bis Wochen in Anspruch, da das Holz recht hart ist. Sogar nachts kann man die Biene beim Nagen hören, wenn man das Ohr ganz nah an den Stamm legt. Erst wenn ein Gang von ca. 10 bis 20 cm ausgenagt ist, kann die erste Brutzelle mit dem Larvenproviant gefüllt werden, auf den nach Vollendung der Sammeltätigkeit das Ei abgelegt wird.
Vorgefundene Hohlräume in der Erde, in Felsspalten, in Holz, Pflanzenstengeln, Gallen und ähnlichen Strukturen werden besiedelt, es wird also nicht gegraben oder genagt.
In Mitteleuropa dürfte Osmia bicornis (Rostrote Mauerbiene) die wohl häufigste Bienenart sein, die in vorhandenen Hohlräumen – hier einem Bambusröhrchen – ihr Nest baut. Dies ermöglicht auch ihre leichte Ansiedlung in sogenannten Nisthilfen. Weitere Details zu dieser Art finden Sie im Steckbrief.
Mit Hilfe der Mandibeln werdendie Gänge in markhaltigen Stengeln bzw. in morschem Holz ausgenagt.
Anthidium punctatum (Weißgefleckte Wollbiene) baut einzelne Brutzellen aus Pflanzenhaaren in vorhandene Hohlräume in der Erde, zwischen Steinen oder unter am Boden liegenden Rindenstücken. Der schmale Gang zwischen der Brutzelle und dem Eingang wird ebenfalls mit Pflanzenhaaren gefüllt.
Aus Harz oder mineralischem bzw. pflanzlichem Mörtel werden die Nester freistehend oder in Vertiefungen gebaut.
Drei Brutzellen aus Koniferenharz von Anthidium strigatum (Kleine Harzbiene) an einem kleinen Stein, der auf einer Böschung im Schweizer Wallis lag. Näheres zu dieser Bienenart finden Sie in der Galerie.
Mit Ausnahme der nestbauenden Arten der Familie Megachilidae und der Hosenbienen (Dasypoda), Hummeln (Bombus) und Honigbienen (Apis) kleiden alle Bienen ihre Brutzellen mit einem Sekret aus, das entweder einer Hinterleibsdrüse, der sogenannten Dufour‑Drüse oder Speicheldrüsen, die im Thorax bzw. Kopf liegen, entstammt.
Brutzelle der Schmalbienen-Art Lasioglossum pauxillum. Die Pollenkugel ist hier höchstens halb so groß wie eine Erbse. Auf ihr liegt das Ei. Die Zelle ist mit einem Sekret der Dufour-Drüse ausgekleidet. Deshalb erscheint sie so matt glänzend.
Die Arten der Gattung Colletes (Seidenbienen), hier von Colletes similis, führen ihren deutschen Namen nach der Art der Auskleidung ihrer Brutzellen. Diese besteht aus einer sehr dünnen, durchscheinenden, wasserdichten, cellophanartigen (»seidigen«) Membran. Bei der Membran handelt es sich um ein Sekret der Dufour-Drüse, das von der ungewöhnlich breiten Zunge aufgetragen wird und wahrscheinlich durch Zugabe eines weiteren Sekrets aus Thorax-Speicheldrüsen polymerisiert. Man könnte daher auch von einer »Plastiktüte« sprechen.