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Nestbauten

Nester, die grundsätzlich einzellig sind, treten bei Bienen sehr selten auf. Regelmäßig finden sie sich wohl nur bei Osmia papaveris (Mohn-Mauerbiene). Bisweilen legen auch andere Bienen als Folge ungünstiger Bedingungen ausnahmsweise nur eine Zelle an.

Bei den mehrzelligen Nestern kann man nach der Art der Nestanlage (Architektur) grob folgende Bautypen unterscheiden:

  • Linienbauten
  • Zweigbauten
  • Haufenbauten
  • Wabenbauten

Linienbauten

Mehrere Zellen sind in einer Reihe angeordnet, wobei der Deckel der ersten Zelle zugleich den Boden der zweiten bildet usw.

Die Bauten liegen

  • in der Erde,
  • in markhaltigen und hohlen Pflanzenstengeln,
  • in Käferfraßgängen und gleichartigen röhrenförmigen Hohlräumen.

Sie kommen vor u.a. bei Hylaeus (Maskenbienen), Colletes (Seidenbienen), Anthidium (Wollbienen), Osmia (Mauerbienen), Heriades, Chelostoma (Löcher- und Scherenbienen), Megachile (Blattschneiderbienen), Anthophora (Pelzbienen), Xylocopa (Holzbienen) und Ceratina (Keulhornbienen).

Osmia adunca - Nest

Das Nest von Osmia adunca (Glänzende Natterkopf-Mauerbiene) in einem Bambusröhrchen enthält 6 Brutzellen. In der zuerst gebauten Zelle ganz links hat die Larve den Nahrungsvorrat fast ganz gefressen. In den beiden zuletzt gebauten Zellen (ganz rechts) liegen noch die Eier auf dem aubergine-farbenen Futterbrei. Die Zwischenwände bestehen aus sandig-lehmigem Mörtel.

Ceratina cyanea - Nest

Ein typisches Nest von Ceratina cyanea (Gewöhnliche Keulhornbiene) in einem markhaltigen Stengel einer dürren Königskerze. Die linke und älteste Brutzelle enthält bereits eine junge Larve, während in den folgenden drei Brutzellen noch das glänzende Ei zu sehen ist.

Anthidium byssinum - Nest

Das Foto zeigt ein verzweigtes Nest von Anthidium byssinum (Große Harzbiene), das ich 1985 an einem Waldrand freigelegt hatte. Es lag nur wenige Zentimeter tief im Lößböden und enthielt 10 Brutzellen.

Zweigbauten

Von einem Hauptgang führen kurze Seitengänge zu den Brutzellen in der Erde. Sie finden sich bei Rophites (Schlürfbienen), Dufourea (Glanzbienen), Systropha (Spiralhornbienen), Halictus (Furchenbienen), Lasioglossum (Schmalbienen), Andrena (Sandbienen), Panurgus (Zottelbienen), Dasypoda (Hosenbienen), Melitturga (Schwebebienen) und Eucera (Langhornbienen).

Nest von Panurgus calcaratus

Zwei Nester von Panurgus calcaratus (Stumpfzähnige Zottelbiene) in flachem und hängigem Gelände Anfang August (aus Westrich 1989, nach Knerer 1980).

Haufenbauten

Zellkomplexe frei an Steinen bei einigen Arten von Osmia (Mauerbienen) und bei Megachile parietina (Schwarze Mörtelbiene).

Osmia Lepeletieri Nest 01 680

Die nur im Alpenraum verbreitete Osmia loti am Nest.

Osmia Loti 02 680

Nest der vor allem in den Alpen verbreiteten Osmia lepeletieri, die extrem selten auch außerhalb der Alpen in Süddeutschland nachgewiesen wurde, aber hier schon seit Jahrzehnten verschollen ist.

Mehrere nebeneinander gereihte Zellen gibt es bei Anthidium strigatum (Kleine Harzbiene); in Hohlräumen bei Anthidium manicatum(Garten-Wollbiene); Zellhaufen sind auch für Bombus (Hummeln) typisch.

Wabenbauten

Als Grabwaben in der Erde: Bei der Furchenbienen-Art Halictus quadricinctus und einigen Lasioglossum‑Arten. Aus Wachs in Hohlräumen: Bei der Honigbiene.

Halictus quadricinctus - Nest

Halictus quadricinctus (Vierbindige Furchenbiene) baut vorwiegend in Steilwänden, gelegentlich auch in ebenen Flächen solche Brutwaben. Das Bild enthält eine geöffnete Brutzelle, in der die wenige Tage alte Larve auf dem Pollenballen liegt.

Apis mellifera

Brutwabe der Honigbiene mit Larven in den Brutzellen, die von den Arbeiterinnen kontinuierlich gefüttert werden.

  • Nester und Brutzellen verschiedene Bienenarten
 
 
  • andrena_florea_zelle_680_fs
    Andrena florea
    Diese Brutzelle von Andrena florea (Zaunrüben-Sandbiene) wurde nur wenige Zentimeter tief im Boden gebaut. Offenbar typisch für diese Art ist, daß auf der Zellwandung kleine Tröpchen (Nektar?) zu finden sind. Die Pollenkugel enthält ausschließlich Pollen der Zweihäusigen Zaunrübe (Bryonia dioica).
  • anthophora_plagiata_amNest_680_fs
    Anthophora plagiata
    Ein Weibchen der in Mitteleuropa mittlerweile extrem seltenen Pelzbienen-Art Anthophora plagiata ist vor seinem Nest mit Pollen angekommen und wird im nächsten Augenblick in den durchbrochenen röhrenförmigen Eingang kriechen.
  • anthophora_furcata_nest_680_fs
    Anthophora furcata
    Normalerweise baut Anthophora furcata (Wald-Pelzbiene) ihre Nester in morsches Laubholz. Hier hat ein Weibchen einen dicken Holunderzweig als Nistplatz gewählt. Die vier Brutzellen (oben) sind mit abgenagten Markpartikeln statt Holzmulm gebaut.
  • megachile_rotundata_nest_08_2421_680_fs
    Megachile rotundata
    2008 ist die wärmeliebende Blattschneiderbienen-Art Megachile rotundata erstmals in meinem Garten aufgetaucht und hat hier mehrere Nester in bereitgelegten Bambusröhrchen gebaut. Dieses Nest enthielt vier Brutzellen.
  • osmia_inermis_02_550_fs
    Osmia inermis
    Die in Deutschland außerordentlich seltene Mauerbienen-Art Osmia inermis verwendet für den Zellenbau Pflanzenmörtel, den sie von krautigen Pflanzen durch Abbeißen von Blattstückchen und anschließendes »Zerkauen« gewinnt. Hier wurde die hängende Brutzelle in einer kleinen Höhlung eines Kalksteins auf der Schwäbischen Alb gebaut.
  • osmia_mocsaryi_amnest_680_fs
    Osmia mocsaryi
    Die im deutschsprachigen Raum nur im Osten Österreichs verbreitete Osmia mocsaryi Friese (= linophila Westrich) nutzt Blütenblätter von Leinarten, vor allem des Gelben Leins (Linum flavum) zum Nestbau. Rechts unten ist ein freigelegtes, zweizelliges Nest zu sehen.
  • osmia_mitis_zelle_550_fs
    Osmia mitis
    Diese Brutzelle der Mauerbienenart Osmia mitis wurde vollständig aus abgebissenen Blättchen des Sonnenröschens (Helianthemum) bebaut. Mir ist es in über 40 Jahren nur zweimal vergönnt gewesen, eine Brutzelle dieser Art zu finden.
  • osmia_mustelina_nest_680_fs
    Osmia mustelina
    Osmia mustelina baut ihre Nester aus Pflanzenmörtel in Höhlungen und Vertiefungen von Felsen, im Alpenraum gelegentlich auch in Spalten von Trockenmauern.
  • osmia_rufohirta_f_brutzelle_680_fs
    Osmia rufohirta
    Ein Weibchen von Osmia rufohirta sitzt auf einem Schneckenhaus von Helicella itala, in dem sich das einzellige Nest befindet. Links oben ist ein aufpräpariertes Haus mit der Zelle zu sehen.
  • chelostoma_rapunculi_nest_071010_04_680_fs
    Chelostoma rapunculi
    Das Nest der Glockenblumen-Scherenbiene in einem Bambusröhrchen besteht aus drei Zellen, die durch Zwischenwände aus lehmigem Mörtel getrennt sind. Der Larvenproviant enthält hier ausschließlich Pollen zweier Glockenblumen-Arten (Campanula rotundifolia). Auf dem Pollenvorrat klebt jeweils ein Ei.
  • osmia_ravouxi_amnest_14A_2271_fs
    Osmia ravouxi
    Auch Osmia ravouxi gehört zu den Bienenarten, die mit mineralischem Mörtel und kleinen Steinchen ihre Brutzellen bauen. Hier wurde das mehrzellige Nest in einer kantigen Vertiefung eines Kalksteins angelegt.
  • xylocopa_violacea_nest_680_fs
    Xylocopa violacea
    Dieses Nest von Xylocopa violacea (Blauschwarze Holzbiene) fand ich in einem dürren Pfahl. Es enthielt sieben Brutzellen mit noch vergleichsweise jungen Larven. Die Zellzwischenwände sind aus Holzpartikeln gebaut. Das Holz war noch so hart, daß ich fast zwei Stunden brauchte, um mit einem scharfen Messer das Nest zu öffnen.
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    Bombus lapidarius
    Ein Nest von Bombus lapidarius (Steinhummel) auf dem Höhepunkt der Entwicklung des Volkes im Frühsommer. In Wachstöpfchen ist sowohl Nektar als auch Pollen gespeichert. Die hellbraunen Gebilde sind Puppenkokons. Die großen, blasigen Gebilde sind Larvenkammern, in denen sich jeweils mehrere Larven gemeinsam entwickeln.
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