Maskenbienen (Hylaeus), Seidenbienen (Colletes), Sandbienen (Andrena), Furchenbienen (Halictus), Schmalbienen (Lasioglossum) und Pelzbienen (Anthophora) kleiden ihre Brutzellen mit Sekreten aus, die sie in eigenen Drüsen erzeugen. Bei Woll‑ und Harzbienen (Anthidium), Mauerbienen (Osmia), Löcherbienen (Heriades) und Scherenbienen (Chelostoma) sowie Blattschneider‑ und Mörtelbienen (Megachile) hingegen verwenden zum Nestbau verschiedenste Fremdmaterialien wie Sand, Lehm und Steinchen, Stücke von Laub‑ oder Blütenblättern, zerkaute Blattstücke (Pflanzenmörtel), Pflanzenhaare oder Harz.
Das Baumaterial ist bei jeder Art festgelegt (artspezifisch). Keulhornbienen (Ceratina) und Holzbienen (Xylocopa) bauen ihre Zwischenwände zwischen den einzelnen Brutzellen aus Mark‑ bzw. Holzpartikeln. Die Hummeln (Bombus) und die Honigbiene (Apis mellifera) bauen ihre Zellen aus dem Wachs spezieller Hinterleibsdrüsen.
Auf einer steilen, nordexponierten Böschung am Bahnhof Esslingen beobachtete ich am 7. Mai 2008 ca. 30 Weibchen von Osmia bicornis und Osmia cornuta, die in einer Höhlung (gelber Pfeil) das lehmige Baumaterial für ihre Nester entnahmen.
Dieses Foto zeigt ein Weibchen von Osmia bicornis, das gerade mit einem Mörtelballen in den Mandibeln abfliegt. Mineralisches Material (Sand, Lehm) ist der häufigste von Stechimmen für den Nestbau verwendete Baustoff.
Die meisten Arten der Gattung Megachile bauen ihre Brutzellen mit länglichen und runden Blattstücken, die sie mir ihren Mandibeln von allerlei Laubgehölzen, manchmal auch von krautigen Pflanzen ausschneiden. Daher heißen sie auch Blattschneiderbienen. Dieses Foto zeigt ein Weibchen von Megachile rotundata, das gerade ein längliches Blattstück für die Seitenwand der Brutzelle in ein Bambusröhrchen einträgt.
Auf diesem Foto (Schneebeere, Symphoricarpos) sieht man schön, daß diese Bienen längliche und rundliche Ausschnitte gewinnen. Mit den rundlichen werden der Boden und der Deckel der Zelle sowie der abschließende Nestverschluß gebaut.
Mehrere Arten der Gattung Osmia verwenden ausschließlich Ausschnitte von Blütenblättern zum Bau der Brutzellen. Das linke Foto zeigt die zottig behaarte Osmia villosa, die gerade ihre aus Blattstücken des Storchschnabels (Geranium) in einer verlassenen Zelle von Megachile parietina gebaute Zelle abschließt. Auf dem rechten Foto ist ein Weibchen der in Österreich und der Schweiz vorkommenden Osmia tergestensis zu sehen, das von der Blüte der Rundblättrigen Glockenblume (Campanula rotundifolia) ein Stück herausgeschnitten hat. Im nächsten Augenblick wird es mit dem zerknüllten Blattstück zu seinem Nest in einer Felsspalte fliegen. Osmia papaveris bevorzugt Mohnblüten zur Gewinnung des Baumaterials.
Die in leeren Schneckenhäusern nistende Mauerbienenart Osmia aurulenta verwendet abgebissene und mit den Oberkiefern zerkleinerte Blattstückchen. Mit diesem Material wird zunächst das Schneckenhaus außen beklebt. Später dient es für den Bau der Zellzwischenwände und den Nestverschluß.
Ein Weibchen von Anthidium oblongatum (Spalten-Wollbiene) schabt von dem stark behaaarten Blütenstand einer Strohblume (Helichrysum arenarium) die Haare ab, um damit sein Nest zu bauen. Die Brutzellen sind in dem Knäuel aus Pflanzenhaaren eingebettet.
Mehrere weitere Bienenarten verwenden Pflanzenmörtel zum Zellenbau, so z.B. Osmia tridentata, Osmia, bicolor, Osmia spinulosa, Osmia rufohirta, Osmia mustelina, Osmia caerulescens und Osmia brevicornis.