Den solitären in der Lebensweise sehr ähnlich sind die kommunalen Bienen, bei denen zwei oder mehrere Weibchen ein und derselben Generation zusammenleben. Sie sind meistens, aber nicht ausschließlich Geschwister. Jedes Weibchen baut und verproviantiert seine eigenen Brutzellen innerhalb eines gemeinsamen Nestes und legt ein Ei in jede von ihnen. In der Regel hat das Nest einen gemeinsamen Nesteingang.
Eine kommunale Lebensweise ist in der heimischen Fauna bisher nur von wenigen Arten bekannt. Beobachtet wurde sie bei mehreren Sandbienen-Arten (Andrena bucephala, Andrena ferox, Andrena agilissima, Andrena scotica). Die kommunale Lebensweise hat einen Vorteil: Eindringlinge können besser abgewehrt werden, weil ständig einige Bienen im Nest anwesend sind. Kommunale Arten durchlaufen oft eine solitäre Phase, indem ein Weibchen mit der Anlage eines Nestes beginnt, bis sich bald weitere Weibchen hinzugesellen. Individuen ein und derselben Population können demnach auch allein nisten und sind dann solitär. Bedingungen, die eine kommunale Lebensweise fördern, sind sehr harte Böden, da es viel leichter ist, sich anderen Bienen in einem bereits vorhandenen Nest anzuschließen, als ein neues Nest an der Erdoberfläche zu graben.
Ein Weibchen von Andrena bucephala (Sandbienen-Art) kommt mit Prunus-Pollen beladen von einem Sammelflug zurück. In dem Bodennest in einer Obstwiese, das ich 2003 entdeckt hatte, nisteten 2004 und 2005 rund 25 Weibchen. Alle benutzten den gleichen Nesteingang. 2006 war das Nest verwaist. In unmittelbarer Nähe fand sich jedoch ein neues Nest mit 4 Weibchen.
Ein Weibchen der artspezifischen Kuckucksbiene von Andrena bucephala rastet auf einem Blatt in der Nähe des Wirtsnestes.
Andrena agilissima
Paarung der Blauschillernden Sandbiene. Beachte die weiße Schienenbürste des Weibchens (rechts), außer der schwarzblauen Färbung ein typisches Merkmal des Weibchens dieser Art. Die Aufnahme entstand am 8. Juni 2006 im Kraichgau am Rande eines Weizenfeldes mit einem größeren Bestand des Ackersenfs (Sinapis arvensis), einer wichtigen Pollenquelle der Art.
Andrena agilissima
Während der Paarung der Blauschillernden Sandbiene stürzte sich ein weiteres Männchen auf das Weibchen und umklammerte es. Das Weibchen wehrte sich heftig (beachte die Stellung der Hinterbeine), konnte dieses Männchen aber erst nach mehreren Minuten abschütteln.
Auch kommunale Bienen haben Gegenspieler in Form bestimmter Wespenbienen (Nomada).
Nomada melathoracica
Ein Weibchen der artspezifischen Kuckucksbiene von Andrena agilissima rastet auf einem Kiesel in der Nähe des Wirtsnestes
Nomada melathoracica
Ein Weibchen hat wohl gerade in einer Wirtszelle ein Ei abgelegt, denn es ist noch ganz mit dem gelben Kreuzblütler-Pollen bepudert.
Selten wird auch über eine sogenannte »quasisoziale« Lebensweise berichtet (tropische Bienen wie Euglossa oder Exomalopsis, heimische Mauerbiene Osmia mustelina), die sich nur wenig von der kommunalen unterscheidet. Bei ihr kooperieren zwar mehrere Weibchen beim Bau, der Auskleidung und Verproviantierung der Brutzellen, die Eiablage in diese Zellen soll aber, im Gegensatz zu einer einzelnen Königin, durch verschiedene Individuen erfolgen. Somit soll bereits eine ganz einfache Ebene der Zusammenarbeit und der Beginn echter Sozialität vorliegen.
Andrena agilissima
Ein Männchen verköstigt sich mit Nektar an Schöterich (Erysimum).
Ein mit Ackersenf-Pollen (Sinapis arvensis) beladenes Weibchen rastet kurz auf einem Kiesel, bevor es den Pollen in seinem Nest ablädt. Normalerweise nistet die Art in Steilwänden, doch in diesem Fall hatten sich die Weibchen eine mit Kieseln bedeckte Fläche unter einem Balkon ausgesucht. Ihre Nesteingänge lagen in den Lücken der Kiesel.
Ein Weibchen rastet auf einer Lößwand, die ihm und vielen weiteren Weibchen als Nistplatz dient.