In den letzten Tagen hatte ich immer wieder den letztjährigen Nistplatz von Colletes hederae in Mössingen, über den hier in aller Ausführlichkeit berichtet wird, kontrolliert, um den Schlüpfbeginn der ersten Männchen nicht zu verpassen. Heute war es so weit: Die ersten Männchen fliegen am Nistplatz. Ob ihre Weibchen den vorbereiteten Nistplatz annehmen, wird sich bald zeigen. Der Efeu blüht hier noch nicht, während er in wärmeren Gebieten als Mössingen bereits zu blühen begonnen hat.
Ein Männchen verläßt erstmals das Nest, in dem es sich seit September 2006 entwickelt hat. In seinem Pelz hängen noch ein paar Sandkörner. Die erste schlüpfende Biene muß sich in dem zumindest teilweise verschütteten Gang nach außen vorarbeiten. Die nachfolgenden Tiere haben es leichter.
Das oben schlüpfende Männchen startet nach dem Verlassen seines »Geburtsnestes« um 13.30 h zu einem ersten »Rundflug«.
Am letztjährigen Nistplatz zählte ich 20 Löcher (siehe Foto links), die von der Aktivität der ersten schlüpfenden Männchen zeugen und einen Durchmesser von 5-6 mm haben. Etwa 10 Männchen patrouillierten über dem Nistplatz, immer auf der Suche nach Weibchen. Der wichtigste Treffpunkt der beiden Geschlechter ist der Nistplatz und hier findet auch die Paarung statt. Die Männchen flogen zwischendurch immer wieder weg, um Nektar zu trinken. Von den Weibchen war heute noch nichts zu sehen.
Ein frisch geschlüpftes Männchen von Colletes hederae verköstigt sich mit Nektar an den Blüten einer Pfefferminz-Pflanze (Mentha x piperita), die ganz in der Nähe der Nester blühte. Die Männchen besuchen zu Beginn der Flugzeit alle möglichen Blüten, im Mittelmeerraum z.B. Feld-Mannstreu (Erynigum campestre).
Bei der Kontrolle des Blumenangebots in der Umgebung des Kindergartens fand ich, erstmals für Mössingen, die Braunfilzige Furchenbiene, Halictus scabiosae. Diese Art hat sich in den vergangenen 10 Jahren in Deutschland stark ausgebreitet und hat nun auch Mössingen erreicht. Die Männchen patrouillierten eifrig die Blüten der Cosmeen, die zu Tausenden von der Stadtgärtnerei an verschiedenen Stellen zur Verschönerung ausgesät worden waren. Auch die Weibchen sah ich mehrfach in den Cosmeen-Köpfchen beim Nektartrinken (siehe nachfolgende Fotos).
Daß es sich bei der abgebildeten Biene um ein ganz frisch geschlüpftes Männchen von Halictus scabiosae handelt, ist an der braunen Färbung der Haarbinden und der Rückenbehaarung gut zu sehen. Diese bleicht durch das Sonnenlicht sukzessive aus, so daß ältere Männchen eine deutlich hellere Behaarung aufweisen.
Das frisch geschlüpfte Weibchen von Halictus scabiosae gleicht dem Männchen in der Färbung sehr. Nach der Paarung wird es überwintern und im kommenden Frühling an stark verdichteten Stellen von Wegen und Plätzen zusammen mit anderen Weibchen ein Nest gründen.
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