Eine Wildstaudenpflanzung in Mössingen als Beispiel für eine gelungene Förderung des Nahrungsangebots für Wildbienen im städtischen Raum (Aufnahme: 2. Juni 2020).
Verschiedenste, in der Stadt Mössingen (noch) lebende Wildbienen gezielt zu fördern ist Sinn und Zweck dieser bunten Staudenpflanzung, denn eine floristische Vielfalt ist die Voraussetzung für eine artenreiche Wildbienenfauna. Die Schaffung eines geeigneten Pollenangebots ist für die Erhaltung von Wildbienen viel wirksamer als sogenannte »Insektenhotels« mit ihren vielfach untauglichen Elementen.
Hier soll am Beispiel von Stauden gezeigt werden, wie im städtischen Umfeld Artenschutz im Garten verwirklicht werden kann. Das Staudenbeet soll demnach als Vorbild dienen für alle, die selbst etwas für Wildbienen tun wollen. Es ist gleichzeitig ein wichtiger Baustein im Naturschutzkonzept rund um die Martin-Luther-Kirche in Mössingen. Bei der Bevölkerung stieß die Aktion auf großes Interesse und fand schon zahlreiche Nachahmer.
Blühaspekt am 27. Juli 2020. Einige Stauden sind bereits verblüht.
Nach einem Vortrag über Wildbienen auf Einladung der Kirchengemeinde und des Vereins »Vielfalt e.V.« im Februar 2019 hatten zahlreiche Zuhörer für eine Artenschutzmaßnahme gespendet, für die sich ein ca. 40 m² großer, bis dahin ungenutzter Bereich neben dem Gemeindehaus in der Goethestraße zur Realisierung anbot. Das gespendete Geld bildete die Grundlage für die geplante Aktion. Ermöglicht wurde dieses Projekt auch durch zusätzliche Mittel aus dem Förderprogramm PLENUM des Landes Baden-Württemberg und der Stiftung Naturschutzfonds. Der Verein Vielfalt e. V. unterstützte die hierfür erforderliche Antragstellung.
In Zusammenarbeit mit der Staudengärtnerei Erika Jantzen in Tübingen wurden Stauden ausgewählt, die sich für eine Pflanzung an dem vorgesehenen Ort eignen und die vor allem als Pollenquellen für spezialisierte (oligolektische), aber auch nicht spezialisierte (polylektische) Bienenarten dienen können (siehe nachfolgende Liste). Im Mai 2019 wurden die Stauden und zweijährigen Arten nach einer gründlichen Bodenbearbeitung ausgepflanzt. Ohne das eigentliche Ziel, eine ausreichende Versorgung mit Pollen nämlich, aus den Augen zu verlieren, enthielt die Pflanzung zugunsten einer höheren Akzeptanz in der Bevölkerung auch attraktive Gartenformen und Stauden mit markanten Blüten, die Bienen und Schmetterlingen zumindest als Nektarspender dienen können.
An Stelle der Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis) wurde die für den urbanen Standort besser geeignete Mazedonische Witwenblume oder Mazedonische Knautie gewählt, die reich- und langblühend und bei der Knautien-Sandbiene (Andrena hattorfiana) in der Region als Pollenquelle sehr beliebt ist. Unter den zweijährigen Arten ist der Gewöhnliche Natterkopf hervorzuheben, der ein großes Spektrum an Blütenbesuchern aufweist. Der Muskateller-Salbei lockt insbesondere Holzbienen an und macht so eine der auffälligsten heimischen Wildbienenarten für die Bevölkerung aus nächster Nähe beobachtbar. Unter den zweijährigen Pflanzen wäre auch eine Ergänzung mit der bei Insekten beliebten Färber-Resede (Reseda luteola) oder der Weißen Resede (Reseda alba) (früher in den Bauerngärten) denkbar.
Bereits im ersten Jahr wurde der reiche Blühaspekt von unterschiedlichen, auch oligolektischen Bienenarten intensiv genutzt. Erwartungsgemäß war die Pflege wie allgemein bei Staudenbeeten nicht sehr aufwendig. Lediglich in den ersten beiden Jahren war aufgrund des nährstoffreichen Standorts ein üppiges Wachstum festzustellen. Unerwünschte Beigräser und -kräuter wurden gejätet. Im Herbst wurden verblühte und dürre Pflanzenteile abgeschnitten und entfernt.
Kugel-Lauch, Ochsenauge, Rundblättrige Glockenblume, Mazedonische Knautie und Gewöhnlicher Natterkopf blühen in der Pflanzung am 8. Juli 2020.
Für oligolektische im Naturraum vorkommende Bienenarten wichtige Pflanzenarten sind mit * gekennzeichnet. Sie sollten stets bevorzugt gepflanzt werden.
Blühaspekt am 8. Juli 2020. An der Hauswand ist die Informationstafel zu sehen, die den Zweck des Staudenbeetes erläutert und die Liste der Pflanzenarten enthält.
PLENUM bedeutet: Projekt des Landes zur Erhaltung und Entwicklung von Natur und Umwelt in enger Zusammenarbeit mit der Bevölkerung.