Langsam wird es ruhig am Waldrand. Nur noch wenige Bienenarten sind aktiv. Halictus scabiosae und Lasioglossum laticeps sind immer noch am Verproviantieren ihrer Brutzellen. Die Männchen mehrerer Lasioglossum-Arten treiben sich auf der Lößböschung herum oder trinken Nektar an den wenigen Blüten, die auf der Wiese oder am Waldrand selbst blühen.
Auf diesem Foto ist das Größenverhältnis zwischen der Arbeiterin der Honigbiene (Apis mellifera) (links) und einem pollensammelnden Weibchen der Schmalbienen-Art Lasioglossum laticeps gut zu sehen. Das Weibchen von Lasioglossum laticeps erntet hier mit seinem Mandibeln den Pollen von der Staubbeutelröhre einer Flockenblume. Dies ist eine typische Art der Halictus- und Lasioglossum-Arten, den Pollen von Disteln und Flockenblumen zu gewinnen.
Die miteinander zu einer Röhre verbundenen Staubbeutel sind ein sehr charakteristisches Merkmal der Korbblütler. Der Pollen wird in das Innere dieser Röhre entleert. In der männlichen Phase der Blüte schiebt der sich erst später entwickelnde Griffel mit seinen Haaren den Pollen vor sich her, so daß er an der Spitze der Staubbeutelröhre austritt. Dieser wird dann von vielen Bienenarten mit den Mandibeln geerntet (siehe obiges Foto) und in die Transporteinrichtungen umgelagert. Reine Pollensammler sind in dieser Phase als Pollendiebe zu betrachen, leisten also keinen Beitrag zur Bestäubung.
Ein frisch geschlüpftes Weibchen der Schmalbiene Lasioglossum leucozonium im Köpfchen des Doldigen Habichtskrauts (Hieracium umbellatum), das am Waldrand blühte. Dieses Weibchen wird nach der Paarung im Erdboden überwintern und erst im kommenden Frühling mit dem Nestbau und der Verproviantierung von Brutzellen beginnen.
Zur Paarung bereit sind die ebenfalls frisch geschlüpften Männchen von Lasioglossum leucozonium. Hier verköstigt sich ein Männchen im Blütenstand der Schwarzen Flockenblume (Centaurea nigra). Den Weibchen ähnlich haben auch die Männchen auf den Rückensegmenten des Hinterleibs (Tergiten) weiße Basalbinden, nur sind diese hier deutlich schmaler ausgebildet.
Auch wenn die Flugzeit der meisten hier siedelnden Bienenarten für diese Vegetationsperiode bereits vorbei ist, so sind doch noch einige Grabwespen (Spheciformes) aktiv. Für eine ganze Reihe von Arten, nicht nur der Grabwespen, sondern auch bestimmter solitärer Faltenwespen (Vespidae) wie Odynerus spinipes, sind die Lößböschungen wichtige Nistplätze. Quasi als Beleg für diese Aussage konnte ich am Nachmittag des 23. August innerhalb weniger Minuten die beiden folgenden Grabwespen-Arten beim Transport ihrer Beute beobachten und fotografieren.
Ein Weibchen von Astata boops hat eine Wanze der Familie Pentatomidae (Baumwanzen) gejagt und transportiert sie nun in ihr Erdnest. Die Wanze wird mit der Bauchseite zur Grabwespe geschleppt. Diese Grabwespen-Art ist auf Wanzen als Beutetiere spezialisiert. Meist sind gut besonnte Wegränder und Böschungen wie hier am Waldrand die Brutplätze.
Während das Astata-Weibchen seine Beute in das Nest eintrug, lauerten zwei Weibchen dieser Goldwespe in Nestnähe. Hedychridium roseum ist eine Kuckuckswespe, deren Wirte die Grabwespen-Arten Astata boops, Astata minor, Tachysphex pompiliformis und Harpactus tumidus sind. Charakteristisch für die Art ist das matte rosafarbene Abdomen, das nicht metallisch glänzt. Bereits 1978 hatte ich diese Goldwespe an dem hier untersuchten Waldrand nachgewiesen.
Ammophila sabulosa ist die häufigste heimische Art in der Gattung. Ihre Beute sind die Raupen verschiedener Eulen-Arten (Noctuidae).
Wer sich für die Biologie der heimischen Grabwespen
interessiert, dem sei das folgende, reich bebilderte Werk empfohlen:
Blösch, M. (2000): Die Grabwespen Deutschlands. Sphecidae
s.str., Crabronidae. Lebensweise, Verhalten, Verbreitung. 480 S.; Keltern (Goecke & Evers).
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