Die Lebensweise der Bienen hat immer wieder aufs Neue die Menschen fasziniert, die sich mit diesen Insekten beschäftigt haben. Die große Mannigfaltigkeit der Nestbauten und Verhaltensweisen im Rahmen der Brutfürsorge spiegelt sich auch in zahllosen kleineren und größeren Abhandlungen wider, in denen verschiedenste Autoren ihre Beobachtungen aufgezeichnet und der Nachwelt hinterlassen haben.
Werke, die mich ganz besonders inspiriert haben und die ich immer wieder mit Begeisterung konsultiert habe, sind nachfolgend dargestellt. Darüber hinaus sind in den vergangenen Jahrzehnten Tausende kleinere und größere Arbeiten über die Biologie von Wildbienen im europäischen Raum und weltweit erschienen, überwiegend in englischer Sprache.
Bereits im vorletzten Jahrhundert hat der berühmte französische Naturforscher Jean-Henri Fabre, der Insekten mit großer Leidenschaft und Hingabe liebte, auch die Lebensweise zahlreicher Wildbienen einfühlsam beobachtet und in seinem umfangreichen Werk »Souvenirs Entomologiques« auf 4000 Seiten in 219 Kapiteln meisterhaft beschrieben (veröffentlicht 1879 bis 1907).
Im Alter von 56 Jahren hatte er den Lehrerberuf aufgegeben,sich bei Serignan Brachland gekauft, das er »Harmas« nannt und begann, dort das Verhalten der Insekten zu erforschen. Er war es, der bereits durch das Anbieten von Schilfröhrchen die Lebensweise einiger Mauerbienen (Osmia) studiert hat und somit damals schon die heute weitverbreitete Methode, Nisthilfen anzubieten bzw. als Forschungsmethode zu nutzen, erfolgreich angewendet hat. Fabre mag einem manchmal als ein etwas skurriler Gelehrter erscheinen, aber er vermochte die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Studien ungemein fesselnd und in einer auch für Nichtwissenschaftler verständlichen Weise zu schildern.
Die »Souvenirs Entomologiques« hat Fabre in 10 Serien in den Jahren 1879 bis 1907 veröffentlicht. Sein Verleger publizierte postum eine 11. Serie. Die jüngste französische Gesamtausgabe (Édition Robert Laffont, Paris, 1989) enthält über 2000 Seiten in zwei Bänden (ohne die 11. Serie).
Es gibt eine Reihe von Übersetzungen ins Deutsche, teilweise auch nur auszugsweise, wie z. B. der folgende Titel:
»Ich abererforsche sie mitten im Leben!« Von der Poesie der Insekten. Von Jean-HenriFabre (gebundene Ausgabe, März 2008).
Dieser Band umfaßt eine Auswahl von vier Texten aus Fabres zehnbändigen »Souvenirs Entomologiques«. Man begegnet ihm in Freilandlabor in Serignan und begleitet ihn bei einem Aufstieg auf den Mont Ventoux, Die beiden anderen Kapitel sind der Sandwespe (Ammophila sabulosa) und ihrer komplexen Brutfürsorge gewidmet.
Von einer deutschen Gesamtausgabe, übersetzt von Friedrich Koch und mit Zeichnungen von Christian Thanhäuser, sind alle zehn Bände (2009 bis 2020) im Verlag Matthes & Seitz (Berlin) erschienen.
Auch eine zweisprachige Ausgabe aller 10 Bände, übersetzt von Franz-Josef Wittmann, in der der deutsche und der französische Text für einen Textvergleich nebeneinandergestellt sind, ist in Bearbeitung. Bis 2017 sind acht Bände bei dem print-on-demand-Dienstleister lulu.com erschienen.
1923 hat Heinrich Friese in seinem Werk »Die europäischen Bienen« (Verlag Walter de Gruyter) das bis dahin bekannte Wissen einem größeren Leserkreis auf verständliche Weise präsentiert. Obwohl es neuere zusammenfassende Informationsquellen gibt, ist dieses deutschsprachige Werk wegen seiner umfangreichen Informationen über die Biologie von Wildbienen immer noch von hohem fachlichem Wert.
Die in diesem Werk enthaltenen 33 Tafeln und 100 Abbildungen stammen von dem Jenaer Lithographen Adolf Giltsch (1852-1911), der auch die von Ernst Haeckel gezeichneten Radiolarien, Polypen, Quallen, Korallen und Algen meisterhaft umgesetzt hat und auf dem Nordfriedhof von Jena eine schützenswerte Grabstätte hat (Feld 4b, Erbbegr., Nr. IIIa).
Für diejenigen, die nicht das Glück hatten, das Buch antiquarisch zu erwerben oder nicht die Möglichkeit haben, es sich in einer größeren Bibliothek auszuleihen, habe ich alle 33 Farbtafeln aus einem mir vorliegenden Exemplar eingescannt und auf einer eigenen Seite am Ende dieses Kapitels in einer Galerie mit Kommentaren zusammengestellt.
Eine in der Entomologischen Zeitschrift im Band 38 (1924/1925) erschienene Besprechung kann hier gelesen werden.
C. D. Michener hat 1974 die sozialen Bienen zum Thema seines Buches »The Social Behavior of the Bees« gemacht. Im Jahr 2000 legte er sein Lebenswerk »The Bees of the World« vor, das sich hauptsächlich mit der Systematik und Taxonomie der Bienen beschäftigt und sich bei der Biologie auf die wichtigsten Angaben beschränkt.
2007 ist dieses sehr bedeutende Werk in einer 2. überarbeiteten Auflage erschienen, die nicht nur 1200 Gattungen mit weltweit rund 17000 Arten behandelt, sondern auch mit über 500 Zeichnungen und Fotos (davon 15 von mir zur Verfügung gestellte) illustriert ist.