Ein Stapel von morschem Totholz am Fuße meines Wildbienenhauses. Überwiegend handelt es sich um morsche Äste von Obstbäumen (Apfel, Birne), die von der Wald-Pelzbiene (Anthophora furcata) und Grabwespen (Pemphredon) als Nistplatz genutzt werden.
Manche Wildbienenarten nagen ihre Nestgänge für die Aufnahme der Brutzellen ausschließlich in Totholz. Sofern sie in der Umgebung unseres Gartens vorkommen, können wir sie anlocken, indem wir im Garten größere morsche Holzklötze, Balken oder dickere Äste einzeln aufstellen oder zu einem Stapel aufschichten. In Parks und Friedhöfen ist der dort oft vorhandene Altbaumbestand von hoher Bedeutung. Die weißfaulen Äste verschiedener Laubhölzer sind hervorragende Nistgelegenheiten für Morschholzbewohner. Leider wird wegen der Gefahr herabstürzender Äste der Altholzbestand regelmäßig dezimiert. Das bei Baumsanierungen anfallende Holz sollte aber nicht verbrannt, sondern an einer geschützten Stelle mehrere Jahre offen gelagert werden.
Ein abgestorbener Apfelbaum in einem Streuobstwiesengebiet.
Nutzer einer Streuobstwiese sollten wissen: Dicke, abgestorbene Äste und erst recht ein ganzer abgestorbener Baum sind für viele Jahre ein hervorragener Kleinlebensraum nicht nur für Spechte und deren Nachmieter, sondern auch für viele Insektenarten. Bei einer unvermeidbaren Rodung sollte wenigstens ein Teil des Stammes oder ein größerer Strunk bis zur völligen Verrottung stehen gelassen werden. Anfallendes morsches Holz sollte nicht verbrannt werden, sondern mindestens zwei Jahre an einer nicht zu schattigen Stelle gelagert werden, damit sich die darin befindliche Bienenbrut noch voll entwickeln und schlüpfen kann.
Stammholz und starke Äste können gezielt zu einem Holzstapel aufgeschichtet werden und bis zur völligen Verrottung für viele Jahre als Nistplatz für Holzbienen und andere Totholzbewohner dienen.
Diese Morschholzstücke sind trotz ihrer geringen Größe besiedelt. In beiden Stücken nistet die Wald-Pelzbiene (Anthophora furcata). Im linken Aststück nisteten in bereits verlassenen Gängen außerdem die Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum) und seltene solitäre Faltenwespen (Discoelius dufourii).
Nachdem diese Fichtenstämme mehrere Jahre lang der Witterung ausgesetzt waren, wurden sie von Megachile nigriventris besiedelt. Das mit den Oberkiefern losgenagte und herausgeschaffte, rötliche Holzmehl liegt unter dem Nesteingang, der in einer Spalte liegt und von mehreren Weibchen gleichzeitig genutzt wurde, die aber im Innern jeweils ihre eigenen Brutzellen anlegten. In dem Bildausschnitt rechts oben kommt ein Weibchen mit einem Blattstück angeflogen.
Ein Weibchen der Schwarzbürstigen Blattschneiderbiene (Megachile nigriventris), die vermehrt im Siedlungsbereich auftritt, wo sie u. a. angefaulte Balken von Pergolen, Carports oder Balkonbrüstungen als Nistplatz nutzt. Mit solchem Totholz, am besten von Nadelholz und waagrecht orientiert, kann man ihr auch im Garten einen Nistplatz anbieten.
Leider werden dann, wenn morsche Balken von Pergolen oder Balkonen ersetzt werden, in der Regel auch die Nester zerstört. Wer also von einer solchen Besiedlung weiß, sollte versuchen zu erreichen, daß die Balken nicht auf die Deponie gebracht oder verbrannt werden, sondern bis zum Schlüpfen der nächsten Brut an einer geeigneten Stelle gelagert werden, vielleicht sogar im eigenen Garten. Mir ermöglichte genau dies die Beobachtung des Schlüpfens und der Paarung.
Weibchen der Blauschwarzen Holzbiene (Xylocopa violacea) beim Anflug an einen Stamm, in dem sich das Nest befindet. Diese Art gehört zu den größten heimischen Wildbienen. Sie ist etwa so groß wie eine Hummelkönigin.
Eingang zu einem Nest der Holzbiene (Xylocopa violacea) in einem Pfahl.
Das von mir mit einem scharfen Taschenmesser in dem harten Holz mühsam geöffnete Nest, das in dem links gezeigten Pfahl angelegt war, zeigt 6 Brutzellen mit dem Larvenfutter und jungen Larven. Die Zwischenwände sind aus Holzgenagsel gebaut.
In meinem Garten nagt ein Weibchen der Wald-Pelzbiene (Anthophora furcata) in einen morschen Birnbaumstamm eine Höhlung für die Brutzellen. Diese sind zylinderförmig und bestehen aus kleinen Holzpartikeln. Sie werden mit dem Nektar und Pollen von Lippenblütlern als Larvennahrung gefüllt. Mit etwas Glück kann man auch die bei Anthophora furcata und anderen Anthophora-Arten schmarotzenden, seltene Kegelbienenart Coelioxys rufescens am Nest beobachten. Anthophora furcata benötigt recht weiches Morschholz.
Außer diesen Wildbienen besiedeln auch Grabwespen wie Pemphredon lugubris weiches Morschholz. Ihre Gegenspieler sind die Goldwespen Omalus auratus und Omalus violaceus.