Vor einigen Wochen hatte ich über eine von mir im Jahr 1990 versuchte und heute als erfolgreich zu bezeichnende Wiederansiedlung der Schwarzen Mörtelbiene (Megachile parietina) im Neckartal zwischen Tübingen und Rottenburg berichtet. Hier finden sie die Details in Text und Bild. Nachdem ich vor einigen Tagen noch keine Mörtelbienen gesichtet hatte, habe ich heute eine erneute Kontrolle durchgeführt und konnte feststellen, daß bereits mehrere Männchen und Weibchen geschlüpft sind. Offensichtlich hat das gestrige und heutige warme Wetter den Schlupfbeginn ausgelöst. In den frühen Abendstunden (18.00 bis 19.00h) habe ich eine Stelle, an der sich zwei Nester mit verlassenen Brutzellen befinden, nochmals aufgesucht und konnte dabei eindrucksvoll beobachten, wie die Männchen – es waren drei an der Zahl – versuchten, einen Platz für die Nacht zu finden. Die nachfolgenden Fotos sollen meine Beobachtungen illustrieren.
Ein Männchen der Schwarzen Mörtelbiene im Anflug an ein altes Nest. Ein Teil des Nestes ist im linken unteren Eck des Bildes zu erkennen.
Das Männchen hat sich auf einem alten Nest niedergelassen, um in den verlassenen Brutzellen nach einer Schlafgelegenheit zu suchen. Unmittelbar oberhalb des Männchens ist eine leere Brutzelle zu sehen. Während die Weibchen ganz schwarz bepelzt sind, zeichnen sich die Männchen durch eine überwiegend fuchsrote Behaarung aus, die aber durch intensiven Sonnenschein zunehmend ausbleicht.
Zunächst prüft das Männchen mit seinen Antennen, ob die alte Brutzelle als Schlafplatz geeignet ist.
Dann versucht es hineinzuschlüpfen.
Mit der Hälfte seines Körpers ist das Männchen hineingekrochen, so daß nur noch der Hinterleib und zwei Hinterbeine herausschauen.
Das Männchen hatte kein Glück. Die leere Brutzelle war bereits besetzt. Bevor es abfliegt, putzt es noch seine linke Antenne, indem es sie durch einen bürstenartigen Putzapparat am Vorderbein zieht. Dieses Männchen war gezwungen, sich mit einer kleinen Höhlung in einem Stein in der Nähe zu begnügen. Andere Männchen suchten sich wahrscheinlich eine leere Brutzelle in solchen alten Nestern, die für mich wegen ihres hohen Anbringungsortes nicht erreichbar und daher nicht beobachtbar waren.
Alle vorjährigen Brutzellen der beiden älteren Nester, die als Schlafplatz geeignet sind, waren bereits von Weibchen besetzt. Man sieht noch das schwarz behaarte Hinterleibsende und ein braunrotes Bein des Weibchens. Neu für mich war, daß alle Weibchen, die ja heute noch nicht mit dem Nestbau begonnen hatten, sich vor den Männchen zum Schlafen zurückgezogen haben. Der Grund dürfte in dem Verhalten der Männchen liegen, die so lange wie möglich am Nistplatz patrouillieren, stets auf der Suche nach einem unverpaarten Weibchen.
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