Nachdem ich bereits am 19. Juli 2016 anhand eines Belegfotos aus Langenargen darüber informiert worden war, daß ein Männchen der Asiatischen Mörtelbiene geschlüpft ist und immer wieder die vorjährigen Nestern inspiziert, bin ich heute an den letztjährigen Nistplatz gefahren, um zu sehen, ob und wieviele Weibchen seither geschlüpft sind und ob diese mit dem Nestbau begonnen haben. Mein mehrstündiger Aufenthalt ergab folgendes:
Insgesamt zählte ich im Laufe des Tages fünf Weibchen, von denen vier in jeweils einen der Gänge mit einem vorjährigen Nest Pollen eintrugen. Die Weibchen hatten den alten Gang gereinigt und wiederbesiedelt. Ein Weibchen hatte begonnen eine Brutzelle in dem Gang eines Beobachtungskastens zu bauen und zu verproviantieren. Ich habe von dem Larvenproviant eine kleine Probe entnommen und einer Pollenanalyse unterzogen. Das Ergebnis bestätigte die bisherige Bevorzugung des Japanischen Schnurbaums (Styphnolobium japonicum) als Pollenquelle. Im vergangenen Jahr wurde ein Schnurbaum unweit des Nistplatzes entdeckt. Tatsächlich gibt es in dem betreffenden Garten drei hohe Schnurbäume, die allerdings in diesem Frühling etwas gestutzt wurden. Am heutigen Tag waren erst wenige Rispen aufgeblüht. Vielleicht ist dies der Grund, daß in der untersuchten Pollenprobe 5% eines anderen Schmetterlingsblütlers (Fabaceae) enthalten waren, vermutlich von Luzerne (Medicago sativa). In den kommenden Tagen werden weitere aufblühen, womit den nistenden Weibchen ein reicheres Angebot der bevorzugten Pollenquelle zur Verfügung stehen dürfte.
Zwei der für Megachile sculpturalis vorgesehenen Nistgänge waren von der Grabwespe Isodontia mexicana bereits belegt worden. Wie in Südfrankreich konkurrieren somit zwei adventive Stechimmenarten um einen geeigneten Nistplatz. Langenargen war mir als Fundort von Isodontia mexicana bisher nicht bekannt.
Megachile sculpturalis: Weibchen im Anflug an das Nest in einem Holzblock (Langenargen, 3. August 2016).
Megachile sculpturalis: Ein Weibchen ist mit Pollen zurückgekehrt und am Nest gelandet. Die Färbung des Pollens in der Bauchbürste verrät die Herkunft: Japanischer Schnurbaum (Langenargen, 3. August 2016).
Ein Weibchen ruht im Gang eines Beobachtungskastens.
Mit Harz und allerlei Kleinteilen ausgekleidete Brutzelle von Megachile sculpturalis, in die bereits Pollen eingetragen wurde und in der das Weibchen sitzt. Orange-Färbung und Pollenanalyse verraten die Herkunft des Pollens: 95% stammen vom Japanischen Schnurbaum (Styphnolobium japonicum), 5% von einem weiteren Vertreter der Fabaceae, vermutlich von Luzerne (Medicago sativa).
Abstract:
Megachile sculpturalis: second breeding year in Germany.
Five females were observed at last year's nesting site in Langenargen. Four were using old nests that had been cleaned prior to nesting. One female had started nesting in a observation box and had lined the first brood cell with resin and small parts of wood and had already started provisioning the cell with pollen (95% Styphnolobium japonicum, 5% Fabaceae cf. Medicago sativa).
Frau Helena Rupp Grau hat einen aktuellen Nachweis in Zürich als Kommentar zu meinem Video auf Vimeo gemeldet und mit einem Video auf Youtube (Suche nach Megachile sculpturalis) belegt. Somit ist auch für die Schweiz das 2. Brutjahr bestätigt. Das Video zeigt neben einem schon etwas älteren Weibchen (ausgefranste Flügelränder) in der oberen Reihe des Nistblocks vermutlich zwei mit Lehm verschlossene Nester der Asiatischen Mörtelbiene.
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