Die Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus) gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und stammt aus Kleinasien, ist also ein Neophyt. Ihren deutschen Namen erhielt die Art wegen ihrer kirschartigen Früchte und der lorbeerartigen Blätter. (Der oft zu lesende Name »Kirschlorbeer« ist nicht korrekt, denn mit dem Lorbeer ist die Art nicht verwandt; der latinisierte wissenschaftliche Artname laurocerasus betont auch die Verwandschaft mit der Kirsche (Prunus avium), denn er rührt von den lateinischen Wörtern laurea = Lorbeerbaum und "cerasus" = Kirschbaum, Kirsche her.)
Die Lorbeerkirsche wird vielfach als immergrüne Hecke oder als Zierstrauch in Parks und Gärten gepflanzt. Dort, wo sie verwildert, kann sie sich im Unterholz von Wäldern stark ausbreiten und die heimische Vegetation verdrängen. Die Samen und Blätter sind giftig. Sie enthalten cyanogene Glykoside.
Wegen seiner auffälligen, stark duftenden Blüten, die im April oder Mai erscheinen, stellt sich die Frage, ob dieser Strauch auch Wildbienen als Nahrungsquelle dient. Bereits bekannt ist, daß andere Prunus-Arten (Prunus cerasifera, Prunus dulcis, Prunus subhirtella, Prunus serratula) für einige Wildbienenarten als Pollenquelle sehr attraktiv sind. Dies gilt ganz besonders für die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta).
Um zu klären, wie es sich in diesem Punkt mit Prunus laurocerasus verhält, habe ich, soweit es die derzeit wechselhafte Witterung zuließ, die Blütenstände einer großen Hecke und weiterer Exemplare in der Umgebung meiner Wohnung an vier Tagen jeweils mehrmals in der Zeit von 10.00h bis 18.00h kontrolliert. Die Ergebnisse meiner Beobachtungen und die Fotodokumentation werden nachstehend präsentiert.
Eine als Sichtschutz neben einer Terrasse gepflanzte Lorbeerkirsche in voller Blüte, an der ich die meisten meiner Beobachtungen gemacht habe.
Weitere typische Beispiele von Pflanzungen der Lorbeerkirsche in meinem Wohnort.
Die weißen Blüten sind in vielblütigen Trauben angeordnet. Die im August bis September reifen Früchte sind kugelig und schwarzglänzend.
Mir ist schon in den vergangenen Jahren immer wieder aufgefallen, daß die Lorbeerkirsche kaum von Bienen besucht wird. Ich hatte immer wieder den Eindruck, daß der starke Duft vor allem verschiedene Fliegen anlockt. Dieser Eindruck hat sich erneut bestätigt. Neben mehreren Fliegenarten, deren Bestimmung mir nicht möglich ist, sah ich jeweils mehrere an den Blütenständen auftretende Rosenkäfer (Cetonia aurata). Am Hymenopteren (Hautflüglern) waren einmal ein Weibchen der Keulhornbeine Sapyga clavicornis und einmal ein Weibchen der solitären Faltenwespe Ancistrocerus nigricornis beim Nektartrinken zu sehen.
Was nun die Bienen betrifft, so war zweifellos die am häufigsten zu beobachtende Art die Rotfransige Sandbiene (Andrena haemorrhoa), von der einzelne abgeflogende Männchen in den Blüten Nektar tranken, während die Weibchen ausgiebig den ganz weißen Pollen sammelten. Angewiesen ist diese Andrena-Art auf die Lorbeerkirsche nicht, denn sie ist ausgesprochen polylektisch und in der Lage, verschiedenste andere Pollenquellen für die Brutversorgung zu nutzen. Vertreter von 15 Pflanzenfamilien konnte ich als Pollenlieferanten ermitteln (Westrich 1989/1990, Nr. 29). Zweimal traf ich auch frische Weibchen der Fuchsroten Sandbiene (Andrena fulva) an, die ebenfalls Pollen sammelten. Zweimal sammelte auch ein Weibchen der Schottischen Sandbiene (Andrena scotica) Pollen. Ein einziges Mal sah ich eine Nektar saugende Königin der Kleinen Waldhummel (Bombus pratorum). Überrascht hat mich die Tatsache, daß keine der beiden Osmia-Arten, die in großer Zahl ganz in der Nähe der laurocerasus-Sträucher meine Nisthilfen besiedeln, kein einziges Mal pollensammelnd beobachtet wurden. Sie nutzten die Lorbeerkirsche-Blüten nur, um Nektar zu trinken und dies auch nur ganz vereinzelt.
Die nachfolgende Galerie zeigt die beobachteten Bienenarten bei ihrem Besuch der Blüten der Lorbeerkirsche. (Zum Start auf eines der Vorschaubilder klicken.)
Nachtrag am 7. Mai 2016:
Heute habe ich ein Weibchen von Osmia cornuta beobachtet, das an der Lorbeerkirsche mindestens 10 Minuten intensiv Pollen gesammelt hat.
Die Lorbeerkirsche wird mittlerweile als potentiell invasiv bewertet. Da sie in Wäldern, an Wald- und Wegrändern verwildert, sollte sie nicht mehr angepflanzt werden. In der Schweiz gilt ab dem 1. September 2024 sogar ein Verkaufsverbot.
Copyright © 2005-2024 Paul Westrich
Website designed by Paul Westrich