Im jüngst erschienenen Band 57, Heft 1/2 (2013) der Zeitschrift »Entomogische Nachrichten und Berichte« beschreiben Meineke & Menge die Aufnahme von Körperschweiß durch Megachile pilidens. Ihre Beobachtungen werden durch ein Foto eines Weibchens vom Jonastal bei Arnstadt in Thüringen vom 10.08.2010 illustriert und folgendermaßen kommentiert: Die Weibchen »lassen sich dazu auf der Haut, aber auch auf durchtränkten Kleidungsteilen, Rucksäcken oder etwa Fangnetzstielen nieder und können dann aus nächster Nähe fotografiert werden.« Die Autoren zitieren und diskutieren Literaturangaben zur Bedeutung der Schweißaufnahme durch Bienen und kommen zu dem Schluß, daß »Vermeidung und Ausgleich hitzebedingter Flüssigkeitsdefizite wohl eine wesentliche Rolle spielen«.
Daß die Autoren das von mir beim Profil von Anthidium manicatum erwähnte Verhalten der Schweißaufnahme durch diese Wollbienenart zitieren, hat mich veranlaßt, dieses Thema aufzugreifen sowie Notizen aus meinem Feldtagebuch und ergänzende Bilder, die dieses Verhalten zeigen, hier und jetzt zu präsentieren, auch wenn der Sommer und damit die Jahreszeit, in der dieses zu beobachten ist, noch nicht in Sicht ist. Das von Meineke und Menge beschriebene Verhalten von Megachile pilidens wird durch meine eigenen Beobachtungen bestätigt, wobei ich außer dieser Art auch Anthidium manicatum in verschiedenen Jahren an Tagen mit höheren Temperaturen bei der Aufnahme von Schweiß beobachtet habe.
In meinem Feldtagebuch fand ich die folgenden Notizen.
Am 16. Juni 2009 ließ sich dieses Weibchen von Anthidium manicatum in meinem Garten in Kusterdingen-Wankheim auf meinem Arm nieder, um hier den aufgrund der hohen Temperaturen reichlich produzierten Schweiß aufzunehmen.
In Ergänzung zu der von Meineke & Menge veröffentlichten Beobachtung seien nachfolgend einige weitere Fotobelege für das Phänomen aufgeführt.
Auf diesem Foto des bereits oben zu sehenden Weibchens von Anthidium manicatum sieht man den zum Zweck der Schweißaufnahme ausgefahrenen Rüssel. (Wankheim, 16. Juni 2009, 16:28h)
Dasselbe Weibchen kroch anschließend auf mein Uhrarmband, um auch hier Schweiß zu lecken. (Wankheim, 16. Juni 2009, 16:27:39h).
Auch an anderen Stellen des Armbands fand das Weibchen Schweiß. (Wankheim, 16. Juni 2009, 16:27:51).
Offensichtlich fanden sich auch auf einem Ziegel verwertbare Substanzen (Mineralien?), die kurz zuvor von demselben Weibchen aufgenommen wurden. (Wankheim, 16. Juni 2009, 16:25h).
Megachile pilidens
Während einer Exkursion in Südfrankreich flog dieses Weibchen immer wieder meinen auf dem Boden liegenden Rucksack an, der auf der Rückseite aufgrund des heißen Wetters ziemlich verschwitzt war. (F, Dép. Var, 2 km östlich von La Verdière, an der D554, 407 m üNN, 2. September 2005, 14:42h).
Dasselbe Weibchen 10 Sek. später.
Ein Weibchen von Megachile pilidens leckt Schweiß von meinem Finger (D, Tübingen, 11. Juli 2013, 13:58h)
Außer den beiden Woll- und Blattschneiderbienenarten habe ich immer wieder auch Weibchen der Gattungen Halictus und Lasioglossum im Sommer bei der Schweißaufnahme gesehen. Dieses Verhalten scheint sich also nicht auf die Arten Nordamerikas zu beschränken. Leider habe ich davon keine Fotobelege.
Meinke & Menge (2013) sind der Meinung, »in herkömmlichen Monographien über Wildbienen (Apoidea) des mitteleuropäischen Raumes« würde man vergeblich nach einer Erwähnung dieses Verhaltens suchen. In meinem Werk »Die Wildbienen Baden-Württembergs«, erschienen 1989, findet sich allerdings auf S. 653 bei den Erläuterungen zur Gattung Halictus folgender Satz: »Halictus, Lasioglossum und andere nah verwandte Gruppen werden in der Unterfamilie Halictinae (Furchenbienen) zusammengefaßt, die im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch auch ›Schweißbienen‹ (sweat bees) genannt werden, weil sie in heißen Klimaten gern den Schweiß von der Haut des Menschen lecken.« Richtig ist allerdings, daß ich in diesem Werk zu den hier behandelten Arten diesbezüglich keine Angaben gemacht habe. Allerdings wird in meinem aktuellen Buch »Wildbienen - Die anderen Bienen« auf S. 160 das Weibchen von Anthidium manicatum auf meinem Arm bei der Schweißaufnahme gezeigt, das auch hier nochmals gezeigt wird.
Meineke, T. & Menge, K. (2013): Die Weißfilzige Blattschneiderbiene Megachile pilidens (Hymenoptera, Megachilidae) nimmt regelmäßig Schweiß auf. – Entomologische Nachrichten und Berichte 57, Heft 1/2: 76–77.
Westrich, P. (1989): Die Wildbienen Baden-Württembergs. 2 Bände, 972 S., 496 Farbfotos; Stuttgart (E. Ulmer). [1990 2., verb. Auflage]
Westrich, P. (2011): Wildbienen. Die anderen Bienen. – 168 S., 479 Farbabbildungen, München (Verlag Dr. Friedrich Pfeil). .
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