Nachdem ich Anfang Mai im Botanischen Garten der Universität Tübingen frischgeschlüpfte Weibchen von Osmia aurulenta beobachtet hatte, habe ich an mir geeignet erscheinenden Stellen leere Gehäuse der Weinbergschnecke (Helix pomatia) ausgelegt, um meine Chancen zu erhöhen, die Inbesitznahme eines Schneckenhauses, den Bau und die Versorgung der Brutzellen und den Nestverschluß dieser Art filmen zu können. Schon wenige Tage danach konnte ich feststellen, daß insgesamt 9 Gehäuse von Weibchen der Goldenen Schneckenhaus-Mauerbiene besiedelt worden waren. Es gelang mir, die ersten Phasen des Nestbaus und der Verproviantierung mit Nektar und Pollen zu filmen. Da ich nicht allzu weit weg vom Botanischen Garten wohne, konnte ich trotz des miserablen Mai-Wetters auch eine vorübergehende Wetterbesserung nutzen. Das schlechte Wetter hat aber nach meiner Einschätzung dazu geführt, daß einzelne Weibchen in zwei Wochen nur eine Brutzelle bauen und versorgen konnte.
Nach einigen wegen Kälte und Regen erneut sehr bienenfeindlichen Tagen habe ich heute die Schneckenhäuser wieder kontrolliert. Im Verlauf von drei Stunden konnte ich beobachten, wie zumindest 7 von 9 Weibchen ihr Schneckenhaus wieder aufgesucht und teilweise den Nestbau fortgeführt haben. Die meiste Zeit verbrachten die Weibchen allerdings mit dem Aufwärmen auf Steinen und der Eigenversorgung mit Nektar an Blüten der Umgebung, vor allem vom Hufeisenklee (Hippocrepis comosa).
Die Weibchen von Osmia aurulenta sind kurz nach dem Schlüpfen aus dem vorjährigen Nest noch prächtig rostrot bis golden gefärbt. Mit der Zeit bleicht die Sonne allerdings die Haare aus. Hier sonnt sich ein Weibchen auf einem Kalkstein. (Tübingen, 6. Mai 2013).
Nachfolgend einige Eindrücke aus den neusten Filmsequenzen.
Dieses leere Schneckenhaus liegt unter einem dürren Grasbüschel und ist bereits mit Pflanzenmörtel beklebt. Unmittelbar nach der Inbesitznahme des Gehäuses beklebt das Weibchen dessen Äußeres mit zerkauten Blattstückchen. (Tübingen, 18. Mai 2013)
Das Weibchen beißt mit seinen Mandibeln von der Spitze oder der Seite eines Laubblättchens eines Sonnenröschens (Helianthemum nummularium) kleine Stückchen ab, mit denen es das Schneckenhaus beklebt und später die Brutzellen baut. (Tübingen, 18. Mai 2013).
Dasselbe Weibchen bei der Materialernte in Seitenansicht. (Tübingen, 18. Mai 2013).
Das Weibchen verläßt das Schneckenhaus, nachdem es vorher mit dem Bau der Brutzelle im Innern begonnen hat. (Tübingen, 18. Mai 2013).
Sobald die Hinterwand der ersten Brutzelle fertig ist, beginnt das Pollensammeln. Hier kriecht das Weibchen, dessen Bauchbürste mit dem weißen Pollen des Hufeisenklees beladen ist, in das Haus. (Tübingen, 18. Mai 2013).
Hier kommt das Weibchen nach dem Abladen des Pollens aus dem Schneckenhaus heraus, um einen neuen Sammelflug zu starten. Da es während der Nektarabgabe den bereits deponierten Pollen bearbeitet hat, haften auf dem Kopfschild noch Pollenreste, die hier von gelblicher Farbe sind und von einer anderen Pflanze als dem Hufeisenklee stammen.
Ich hoffe, daß es mir vergönnt ist, auch die weiteren Brutfürsorgehandlungen dieser Schneckenhaus-Mauerbiene filmisch zu dokumentieren, so wie es mir bei einigen anderen Arten bereits gelungen ist.
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