Männchen: 9–10 mm. Bei typischen Frühjahrsmännchen sind Kopf, Thoraxseiten und hintere Tergite fast ganz schwarz behaart, bei Sommermännchen ist der Kopf eher bräunlich und den Thoraxseiten können die schwarzen Haare fehlen. Restliche Behaarung braungelb. Weibchen: 9–10 mm. Mit schwarzer Kopfbehaarung und rotbrauner Mesonotum-Behaarung. Auf den Tergiten 1–3 ist der Hinterrand mit gelblichen Haaren besetzt. Endfranse schwarz. Schienenbürste fuchsrot. Clypeus mehr oder weniger glänzend, unten mitten oft punktlos. – Im Alpenraum kommen mit Andrena montana und Andrena amieti zwei Arten vor, die mit Andrena bicolor sehr nah verwandt und leicht mit ihr zu verwechseln sind (zu den Unterschieden siehe Praz, Müller & Genoud 2019).
In Deutschland flächendeckend verbreitet und sehr häufig von der Ebene bis in die höheren Lagen der Mittelgebirge; in den Alpen bis 2100 m.
Als Ubiquist in vielerlei Lebensräumen: Waldränder und lichte Wälder, trockene Fettwiesen, Weinbergbrachen, Hochwasserdämme, Sandheiden, extensiv genutzte Schafweiden (Wacholderheiden), Pferde- und Rinderweiden, Sand- und Kiesgruben, Siedlungsbereich (Gärten, Parks, Grünanlagen). Teilsiedler.
Andrena bicolor besiedelt ein breites Spektrum von Lebensräumen, darunter auch Waldränder. Vegetationsarme Stellen auf Löß wie auf diesem Foto sind beliebte Nistplätze. [Für Großansicht auf Bild klicken]
Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde, in der Regel einzeln oder in nur kleinen Kolonien. Nester an vegetationsfreien oder nur schütter bewachsenen Stellen in Sandgruben, auf Erdwegen, an Wiesen- und Waldrändern, an Feldrainen, aber auch in Gärten und Parks, gelegentlich auch in Pflanzkübeln. Keine Bevorzugung bestimmter Bodenarten.
Nesteingänge zweier Nester von Andrena bicolor an einem Waldrand.
Polylektische Art (17 Pflanzenfamilien). Die Polylektie ist in beiden Generationen nachweisbar.
Mit Hilfe der Gaschromatographie (GC) und der Elektroantennographie (EAG) haben Milet-Pinheiro et al. (2016) die bisherige, auch von mir vertretene Auffassung bestätigt, daß die Art in beiden Generationen polylektisch ist und daß die wegen einer gewissen Präferenz für Campanula gelegentlich geäußerte Vermutung, die 2. Generation sei oligolektisch, widerlegt. Vielmehr entwickelten sich die Larven der 1. Generation auf Pollen von Campanula trachelium ebenso gut wie Larven der 2. Generation auf Pollen von Taraxacum officinale . Die Larven von A. bicolor können also den Pollen beider nicht miteinander verwandten Wirtspflanzen verwerten und wohl auch den anderer Pflanzen.
Als Pollenquellen bisher belegt:
Andrena bicolor. Ein Männchen der Frühlingsgeneration trinkt Nektar in der Blüte der Vogelmiere (Stellaria media).
Ein Weibchen der Frühlingsgeneration trinkt Nektar auf dem Persischen Ehrenpreis (Veronica persica).
Ein frisch geschlüpftes Weibchen der Sommergeneration schläft in der Blüte der Nesselblättrigen Glockenblume (Campanula trachelium).
Typischer Brutparasit ist Nomada fabriciana.
Bivoltin. Flugzeit von Ende Februar bis Ende August. Der Bivoltinismus wird durch Untersuchungen von Schindler (2005) und Westrich (2006) bestätigt.
Die Art ist in ihrem heimischen Bestand nicht gefährdet, da sie ein großes Spektrum an Lebensräumen besiedelt und selbst inmitten der Städte in Parks und Gärten anzutreffen ist.
Malyshev, S. I. (1926): The nesting habits of
Andrena F. (Hymenoptera, Apoidea). –
Trav. Natural. Leningrad, Sec. Zool. Physiol.
56 (2): 25–78.
Milet-Pinheiro, P., Herz, K., Dötterl, S. & Ayasse, M. (2016): Host choice in a bivoltine
bee: how sensory constraints shape innate
foraging behaviors. – BMC Ecology 2016,
16:20.
Praz, C., Müller, A., & Genoud, D. (2019): Hidden diversity in European bees: Andrena amieti sp. n., a new Alpine bee species related to Andrena bicolor (Fabricius, 1775) (Hymenoptera, Apoidea, Andrenidae). – Alpine Entomology 3: 11–38. https://doi.org/10.3897/alpento.3.29675
Schindler, M. (2005): Biologie kleptoparasitischer Bienen und ihrer Wirte (Hymenoptera, Apiformes): Labor- und Freilanduntersuchungen an Arten der Gattungen
Nomada und Andrena. – Dissertation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität
Bonn, 2004 [D 98]; Bonn (Selbstverlag),
120 S.
Westrich, P. (2006): Ein weiterer Beleg für den Bivoltinismus und das Wirt-Parasit-Verhältnis von Andrena bicolor (Fabricius 1804) und Nomada fabriciana (Kirby 1802) (Hym. Apidae). – Linzer biologische Beiträge, 38 (1): 919-923.
Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands.– 2., aktualisierte Auflage, 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).