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Andrena bicolor

Fabricius 1775

Zweifarbige Sandbiene

male Andrena bicolor, Männchen der Frühlingsgeneration

male Andrena bicolor, Weibchen der Frühlingsgeneration.

Kennzeichen

Männchen: 9–10 mm. Bei typischen Frühjahrsmännchen sind Kopf, Thoraxseiten und hintere Tergite fast ganz schwarz behaart, bei Sommermännchen ist der Kopf eher bräunlich und den Thoraxseiten können die schwarzen Haare fehlen. Restliche Behaarung braungelb. Weibchen: 9–10 mm. Mit schwarzer Kopfbehaarung und rotbrauner Mesonotum-Behaarung. Auf den Tergiten 1–3 ist der Hinterrand mit gelblichen Haaren besetzt. Endfranse schwarz. Schienenbürste fuchsrot. Clypeus mehr oder weniger glänzend, unten mitten oft punktlos. – Im Alpenraum kommen mit Andrena montana und Andrena amieti zwei Arten vor, die mit Andrena bicolor sehr nah verwandt und leicht mit ihr zu verwechseln sind (zu den Unterschieden siehe Praz, Müller & Genoud 2019).

Verbreitung

In Deutschland flächendeckend verbreitet und sehr häufig von der Ebene bis in die höheren Lagen der Mittelgebirge; in den Alpen bis 2100 m.

Lebensraum

Als Ubiquist in vielerlei Lebensräumen: Waldränder und lichte Wälder, trockene Fettwiesen, Weinbergbrachen, Hochwasserdämme, Sandheiden, extensiv genutzte Schafweiden (Wacholderheiden), Pferde- und Rinderweiden, Sand- und Kiesgruben, Siedlungsbereich (Gärten, Parks, Grünanlagen). Teilsiedler.

Waldrand

Andrena bicolor besiedelt ein breites Spektrum von Lebensräumen, darunter auch Waldränder. Vegetationsarme Stellen auf Löß wie auf diesem Foto sind beliebte Nistplätze. [Für Großansicht auf Bild klicken]

  • Wiese
    Andrena bicolor besiedelt ein breites Spektrum von Lebensräumen, darunter auch Waldränder. Vegetationsarme Stellen auf Löß wie auf diesem Foto sind beliebte Nistplätze.

Nistweise

Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde, in der Regel einzeln oder in nur kleinen Kolonien. Nester an vegetationsfreien oder nur schütter bewachsenen Stellen in Sandgruben, auf Erdwegen, an Wiesen- und Waldrändern, an Feldrainen, aber auch in Gärten und Parks, gelegentlich auch in Pflanzkübeln. Keine Bevorzugung bestimmter Bodenarten.

Andrena bicolor

Nesteingänge zweier Nester von Andrena bicolor an einem Waldrand.

Blütenbesuch

Polylektische Art (17 Pflanzenfamilien). Die Polylektie ist in beiden Generationen nachweisbar.

Mit Hilfe der Gaschromatographie (GC) und der Elektroantennographie (EAG) haben Milet-Pinheiro et al. (2016) die bisherige, auch von mir vertretene Auffassung bestätigt, daß die Art in beiden Generationen polylektisch ist und daß die wegen einer gewissen Präferenz für Campanula gelegentlich geäußerte Vermutung, die 2. Generation sei oligolektisch, widerlegt. Vielmehr entwickelten sich die Larven der 1. Generation auf Pollen von Campanula trachelium ebenso gut wie Larven der 2. Generation auf Pollen von Taraxacum officinale . Die Larven von A. bicolor können also den Pollen beider nicht miteinander verwandten Wirtspflanzen verwerten und wohl auch den anderer Pflanzen.

Als Pollenquellen bisher belegt:

  • Asparagaceae
  • Armenische Traubenhyazinthe (Muscari armenicacum)
  • Nickender Blaustern (Scilla siberica)
    Dolden-Milchstern (Ornithogalum umbellatum)
  • Asteraceae
  • Grüner Pippau (Crepis capillaris)
  • Gewöhnliches Ferkelkraut (Hypochoeris radicata)
  • Herbst-Löwenzahn (Scorzoneroides autumnalis)
  • Wiesen-Löwenzahn (Taraxacum officinale)
  • Huflattich (Tussilago farfara)
  • Boraginaceae
  • Gewöhnliches Lungenkraut (Pulmonaria officinalis);
  • Brassicaceae
  • Raps (Brassica napus)
  • Acker-Senf (Sinapis arvensis)
  • Weißer Senf (Sinapis alba)
  • Pfeilkresse (Lepidium draba)
  • Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis)
  • Orientalisches Zackenschötchen (Bunias orientalis)
  • Campanulaceae
  • Duft-Becherglocke (Adenophora confusa)
  • Borstige Glockenblume (Campanula cervicaria)
  • Knäuel-Glockenblume (Campanula glomerata)
  • Wiesen-Glockenblume (Campanula patula)
  • Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia)
  • Dalmatiner Glockenblume (Campanula portenschlagiana)
  • Acker-Glockenblume (Campanula rapunculoides)
  • Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus)
  • Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia)
  • Acker-Glockenblume (Campanula rapunculoides)
  • Ährige Glockenblume (Campanula spicata)
  • Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium)
  • Grasblättrige Büschelglocke (Edraianthus graminifolius)
  • Berg-Sandrapunzel (Jasione montana)
  • Caryophyllaceae
  • Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi)
  • Convolvulaceae
  • Acker-Winde (Convolvulus arvensis)
  • Cucurbitaceae
  • Zweihäusige Zaunrübe (Bryonia dioica);
  • Geranicaceae
  • Ruprechtskraut (Geranium robertianum)
  • Hypericaceae
  • Tüpfel-Hartheu (Hypericum perforatum)
  • Liliaceae
  • Waldgelbstern (Gagea lutea)
  • Plantaginaceae
  • Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys)
  • Primulaceae
  • Stengellose Schlüsselblume (Primula vulgaris)
  • Ranunculaceae
  • Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris)
  • Scharbockskraut (Ficaria verna)
  • Rosaceae
  • Zweigriffliger Weißdorn (Crataegus laevigata)
  • Blutwurz (Potentilla erecta)
  • Frühlings-Fingerkraut (Potentilla verna)
  • Zwetschge (Prunus domestica)
  • Schlehe (Prunus spinosa)
  • Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus)
  • Brombeere (Rubus fruticosus)
  • Heckenrose (Rosa canina)
  • Weidenblättriger Spierstrauch (Spiraea salicifoalia)
  • Rutaceae
  • Japanische Blütenskimmie (Skimmia japonica)
  • Salicaceae
  • Ohr-Weide (Salix aurita)
  • Sal-Weide (Salix caprea)
  • Grau-Weide (Salix cinerea)
  • Purpur-Weide (Salix purpurea)
  • Kriech-Weide (Salix repens)

Andrena bicolor. Ein Männchen der Frühlingsgeneration trinkt Nektar in der Blüte der Vogelmiere (Stellaria media).

Ein Männchen im März auf dem Blütenstand des Huflattichs (Tussilago farfara).

Andrena bicolor. Ein Weibchen bei der Pollenernte auf dem Huflattich (Tussilago farfara).

Ein Weibchen von Andrena bicolor auf der Blüte einer Schöterich-Hybride (Erysimum).

Ein Weibchen der Frühlingsgeneration trinkt Nektar auf dem Persischen Ehrenpreis (Veronica persica).

Ein frisch geschlüpftes Weibchen der Sommergeneration schläft in der Blüte der Nesselblättrigen Glockenblume (Campanula trachelium).

Bei der Pollenernte an der sich gerade öffnenden Blüte der Rundblättrigen Glockenblume (Campanula rotundifolia).

Dieses Weibchen hat schon viel von dem weißen Pollen der Ranken-Glockenblume (Campanula poscharskyana) gesammelt.

  • Andrena bicolor
    Andrena bicolor. Ein Männchen der Frühlingsgeneration trinkt Nektar in der Blüte der Vogelmiere (Stellaria media).
  • Andrena bicolor
    Ein Männchen im März auf dem Blütenstand des Huflattichs (Tussilago farfara).
  • Andrena bicolor
    Andrena bicolor. Ein Weibchen bei der Pollenernte auf dem Huflattich (Tussilago farfara).
  • Andrena bicolor
    Ein Weibchen von Andrena bicolor auf der Blüte einer Schöterich-Hybride (Erysimum).
  • Andrena bicolor
    Ein Weibchen der Frühlingsgeneration trinkt Nektar auf dem Persischen Ehrenpreis (Veronica persica).
  • Andrena bicolor
    Ein frisch geschlüpftes Weibchen der Sommergeneration schläft in der Blüte der Nesselblättrigen Glockenblume (Campanula trachelium).
  • Andrena bicolor
    Bei der Pollenernte an der sich gerade öffnenden Blüte der Rundblättrigen Glockenblume (Campanula rotundifolia).
  • Andrena bicolor
    Dieses Weibchen hat schon viel von dem weißen Pollen der Ranken-Glockenblume (Campanula poscharskyana) gesammelt.

Kuckucksbienen

Typischer Brutparasit ist Nomada fabriciana.

Phänologie

Bivoltin. Flugzeit von Ende Februar bis Ende August. Der Bivoltinismus wird durch Untersuchungen von Schindler (2005) und Westrich (2006) bestätigt.

Gefährdung und Schutz

Die Art ist in ihrem heimischen Bestand nicht gefährdet, da sie ein großes Spektrum an Lebensräumen besiedelt und selbst inmitten der Städte in Parks und Gärten anzutreffen ist.

Literatur

Malyshev, S. I. (1926): The nesting habits of Andrena F. (Hymenoptera, Apoidea). – Trav. Natural. Leningrad, Sec. Zool. Physiol. 56 (2): 25–78.
Milet-Pinheiro, P., Herz, K., Dötterl, S. & Ayasse, M. (2016): Host choice in a bivoltine bee: how sensory constraints shape innate foraging behaviors. – BMC Ecology 2016, 16:20.
Praz, C., Müller, A., & Genoud, D. (2019): Hidden diversity in European bees: Andrena amieti sp. n., a new Alpine bee species related to Andrena bicolor (Fabricius, 1775) (Hymenoptera, Apoidea, Andrenidae). – Alpine Entomology 3: 11–38. https://doi.org/10.3897/alpento.3.29675
Schindler, M. (2005): Biologie kleptoparasitischer Bienen und ihrer Wirte (Hymenoptera, Apiformes): Labor- und Freilanduntersuchungen an Arten der Gattungen Nomada und Andrena. – Dissertation Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 2004 [D 98]; Bonn (Selbstverlag), 120 S.
Westrich, P. (2006): Ein weiterer Beleg für den Bivoltinismus und das Wirt-Parasit-Verhältnis von Andrena bicolor (Fabricius 1804) und Nomada fabriciana (Kirby 1802) (Hym. Apidae). – Linzer biologische Beiträge, 38 (1): 919-923.
Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands.– 2., aktualisierte Auflage, 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).

Andrena bicolor