11–14 mm. Im Gegensatz zu allen anderen heimischen Colletes-Arten ohne deutliche, helle Haarbinden auf den Tergiten. Auch wenn die Art der Honigbiene und manchen größeren Andrena-Arten ähnelt, läßt sie sich im Feld durchaus ansprechen, zumal die charakteristische kurze, zweilappige Zunge auch mit bloßem Auge sichtbar ist.
Colletes cunicularius, Männchen in Frontalansicht
Colletes cunicularius, Weibchen in Frontalansicht
Sobald ein Weibchen aus dem Erdnest geschlüpft ist, stürzen sich zahlreiche Männchen darauf, aber nur einem gelingt es, sich mit dem Weibchen zu paaren.
Paarung von Colletes cunicularius am Nistplatz.
In Deutschland in allen naturräumlichen Großlandschaften verbreitet und mäßig häufig. Auf der Schwäbischen Alb besiedelt die Art mittlerweile auch die montane Stufe (z. B. Truchtelfingen, 750 m üNN). Stellenweise in hoher Populationsdichte.
Da die Art als Pionier bevorzugt neu entstandene Sandflächen in den Flußauen besiedelt, liegen ihre Hauptvorkommen in Sandgebieten und dort in Sand- und Kiesgruben, auf Binnen- und Meeresdünen sowie auf Flugsandfeldern, auf Hochwasserdämmen und sandigen Bahndämmen sowie in strukturreichen Feldfluren. Vorkommen auf Löß und lehmigem Substrat gibt es auch, sind aber nicht häufig. In den vergangenen Jahren wurden vermehrt Kolonien im Siedlungsbereich gefunden, wo die Art Beachvolleyball-Plätze oder die von Gemeinden angelegten sandigen Bolzplätze (kleine Fußballplätze für Kinder und Jugendliche) und sogar Sprunggruben auf Sportplätzen in großer Zahl besiedelt hat. Dadurch entstanden auch artenschutzrechtliche Probleme für die Betreiber, die durch kurzzeitige Absperrungen gelöst wurden. – Nistplätze sind nicht oder nur schütter, gelegentlich auch dichter bewachsene horizontale oder schwach geneigte Bodenstellen auf lockeren Sanden, sandigem Löß oder Lehm. Nistplatz und Nahrungsraum (Weichholzauen, Weidengebüsche, Ahornalleen, Obstwiesen) können räumlich weit auseinander liegen.
Nistet in selbstgegrabenen Gängen in der Erde, auf ebenen oder schwach geneigten, vegetationsfreien oder nur mäßig dicht bewachsenen, eher kurzrasigen Flächen; unter günstigen Bedingungen große Kolonien (Ansammlungen von mehreren tausend Nestern). (Bischoff 2000, 2001, Cane & Tengö 1981, Larsson 1989, Malyshev 1923, 1927, Nelson 1975, Nielsen 1934, eig. Beob.)
Ein Weibchen am Nistplatz.
Brutzelle von Colletes cunicularius mit Ei auf dem zähflüssigen Larvenproviant.
Das folgende Video (3 min 20 sec, 190 MB) zeigt das Schwärmen der Männchen über dem vorjährigen Nistplatz, eine Paarung, das Graben des Nistganges und das Eintragen von Pollen. [Full-HD-Modus möglich, ohne Ton.]
Polylektische Art (6 Pflanzenfamilien) mit einer deutlichen Bevorzugung von Weiden (Salix) (vgl. Bischoff et al. 2003, Müller & Kuhlmann 2008).
Die Angabe von Schlichting (2007) zu Taraxacum officinale (Asteraceae) als Pollenquelle ist methodisch unzureichend belegt. – Die Männchen werden überwiegend an Salix angetroffen, trinken Nektar gelegentlich auch an den Blüten anderer Pflanzenarten.
Sphecodes albilabris kann regelmäßig an den Nestern angetroffen werden.
Univoltin. Flugzeit von Mitte März bis Mai. Überwinterung als Imago.
Bischoff, I. (2000): Untersuchungen zur Nisthabitatwahl von Andrena vaga und Colletes cunicularius (Apidae) in der Wahner Heide (Rheinland). – Beitr. Hymenopt.-Tagung Stuttgart 2000: 31–36.
Bischoff, I. (2001): Populationsdynamik, Sammelstrategien und Nisthabitatwahl ausgewählter Wildbienen (Hymenoptera, Apidae) in der Wahner Heide (Rheinland). – Dissertation, Universität Bonn 2000, 267 S., Aachen (Shaker).
Bischoff, I., Feltgen, K. & Breckner, D. (2003): Foraging Strategy and Pollen Preferences of Andrena vaga (Panzer) and Colletes cunicularius (L.) (Hymenoptera: Apidae). – J. Hym. Res. 12(2): 220–237.
Cane, J. H. & Tengö, J. (1981): Pheromonal cues direct mate-seeking behavior of male Colletes cunicularius (Hymenoptera: Colletidae). – J. Chem. Ecol., 7: 427–436.
Larsson, F. (1989): Insect mating patterns explained by microclimatic variables. – J. thermal Biology, 14: 155–157.
Malyshev, S. I. (1923): La nidification des Colletes Latr. (Hymenoptera Apodea). – Revue Russe Ent. 18: 103–124; Moskau.
Malyshev, S. I. (1927b): Lebensgeschichte des Colletes cunicularius L. – Z. f. Morphol. u. Ökol. d. Tiere 9: 390–409.
Müller, A. & Kuhlmann, M. (2008): Pollen hosts of western palaearctic bees of the genus Colletes (Hymenoptera: Colletidae): The Asteraceae paradox. – Biol. J. Linnean Soc. 95: 719–733.
Nelson, M. (1975): Colletes cunicularius and other aculeate Hymenoptera from Sandscale Dunes, North Lancashire. – Entomologist’s Gazette, 26: 133–134.
Nielsen, E. T. (1934): Sur les habitudes des Hyménoptères aculéates-solitaires. IV. (Apidae). – Ent. Meddr., 18: 421–472.
Schlichting, U. (2007): Beitrag zur Pollenpräferenz der Seidenbiene Colletes cunicularius (Linnaeus, 1761) (Hymenoptera: Apidae). – Mitt. ArbGem. westf. Ent. 23 (3): 45–48.
Westrich, P. (1989): Die Wildbienen Baden-Württembergs. 2 Bände, 972 S., 496 Farbfotos; Stuttgart (E. Ulmer). [1990 2., verb. Auflage].
Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands.– 2., aktualisierte Auflage, 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).