Seit ich im Mai 2005 ein Vorkommen der Schmalbienenart Lasioglossum marginellum entdeckt hatte, habe ich den Bestand alljährlich mehrfach kontrolliert. Bemühungen um einen nachhaltigen Schutz der in Deutschland extrem seltenen Art waren bislang leider nicht erfolgreich, da das Vorkommen in einem Kiesabbaugebiet liegt und die Betreiber nicht auf die Kiesgewinnung in dem als Nistplatz genutzten Areal verzichten wollten. Dennoch hat der Bestand bislang den Kiesabbau überlebt, wenn auch in einer im Vergleich mit 2005 deutlich individuenärmeren Population. Eine nachhaltige Sicherung des Bestands wird vielleicht erst nach Beendigung des Abbaus in 10–15 Jahren möglich sein. Zwischenzeitlich werden jedoch alljährlich mit dem Betreiber Möglichkeiten besprochen, inwieweit der Abbau die Belange des Artenschutzes berücksichtigen kann.
Heute habe ich den Bestand erneut kontrolliert. Mein primäres Ziel war es, Männchen zu finden, da diese als Nachweis für den diesjährigen Bruterfolg gelten können. Ich konzentrierte meine Suche auf die Stellen, wo ich bereits im Mai und Juni Weibchen beobachtet hatte. Schon nach kurzer Zeit sah ich das erste Männchen. Mir fiel auf, daß es nach der Inspektion eines Nesteinganges zum Fuße einer kleinen Steilwand flog, wo der Gewöhnliche Windenknöterich (Fallopia convolvulus) in Anzahl wuchs und blühte. Als ich sah, daß das Männchen sich an den winzigen Blütchen mit Nektar verköstigte, versuchte ich, seine Blütenbesuche mit der Kamera festzuhalten. Bald sah ich noch weitere Bienchen an den Blüten. Die Ergebnisse meiner Beobachtungen habe ich nachfolgend dokumentiert.
Gewöhnlicher Windenknöterich (Fallopia convolvulus) am Fuße einer Steilwand, in der Lasioglossum marginellum nistet.
Der zu den Knöterichgewächsen (Polygonaceae) zählende Gewöhnliche Windenknöterich ist eine einjährige Pionierpflanze, die vor allem auf Äckern, in Gärten, auf Schuttplätzen und an Ruderalstellen häufig ist. Die winzigen und daher kaum auffallenden Blüten finden sich zu 1–5 in den Blattachseln oder in ährenartigen Blütenständen an den Triebspitzen.
Ich selbst habe bislang keine Bienen an dieser Pflanze beobachtet, weder als Nektartrinker noch als Pollensammler. Knuth verzeichnet in seinem Handbuch der Blütenbiologie (1899) lediglich Honigbienen und einen nektarsaugenden Halictus (Furchenbiene). Aufgrund der geringen Größe dürften die Blüten nicht besonders ergiebig sein, weder als Nektar- noch als Pollenquelle. Allerdings gehören die heute festgestellten Besucher auch nicht zu den besonders großen Bienen.
Die oben vorgestellten Beobachtungen sind nach meiner Kenntnis die ersten Fotodokumente des Blütenbesuchs von Wildbienen an Fallopia convolvulus und Polygonum persicaria. Ich werde in Zukunft stärker auf diese Arten achten, um herauszufinden, ob die Blüten dieser Knöterichgewächse auch von anderen Bienenarten besucht werden.
Die heutigen Beobachtungen zeigen wie schon im Fall einiger Phänomene, die ich früher vorgestellt habe, daß es sich lohnt, auch auf das Unscheinbare zu achten.
Westrich, P. (2006): Beobachtungen an einem Nistplatz von Lasioglossum marginellum (Schenck, 1853) (Hym., Apidae). – Entomologische Nachrichten und Berichte, 50, Heft 1/2: 55-613. (1,7
MB)
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