Nun hat der Frühling wirklich begonnen. Gestern und heute schien längere Zeit die Sonne, es war deutlich wärmer und das hat dazu geführt, daß aus meinen Nisthilfen bereits zahlreiche Weibchen der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta) geschlüpft sind, nachdem die Männchen ja schon längere Zeit fliegen. Heute waren bereits rund 20 Weibchen mit dem Bau der Rückwand des Nestes und dem Verproviantieren der ersten Brutzelle beschäftigt. Wie in den Jahren zuvor waren es die Bambusröhrchen, die für die Weibchen als Nistgelegenheit am attraktivsten waren. Bilder aus den gestrigen und heutigen Aktivitäten möchte ich nachfolgend präsentieren.
Wenn der Nickende Blaustern (Scilla siberica) so reich blüht wie hier im Alten Botanischen Garten der Stadt Tübingen, dann lohnt es sich, nach der Gehörnten Mauerbiene Ausschau zu halten. Selbst mitten in der Stadt, wo dieser heute als Park genutzte, frühere Botanische Garten der Universität liegt, kann man zahlreiche Männchen und Weibchen dieser Mauerbienenart beobachten. Der Blaustern ist für diese Wildbienen sehr attraktiv. Zwischen den Blausternen ist außerdem der Feste Lerchensporn (Corydalis solida) in seiner weißen und roten Form zu sehen. Auch hier sind die Weibchen von Osmia cornuta zu finden, außerdem zahlreiche Männchen und Weibchen der Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes). Die Männchen patrouillieren in rasantem Flug die Blütenstände dieses Mohngewächses.
Ein Männchen mit seiner charakteristischen weißen Gesichtsbehaarung hat ein Weibchen gepackt, um sich mit ihm zu paaren. Nur die kräftigsten Männchen, die es schaffen, das Weibchen bis zu zwei Stunden festzuhalten, kommen zur Paarung. Das Pärchen sitzt auf meinem linken Zeigefinger. Beim Weibchen sind sehr gut die beiden Fortsätze auf dem Clypeus (Kopfschild) zu sehen, die der Art ihren wissenschaftlichen (und deutschen) Namen eingebracht haben.(Auch Osmia bicornis hat zwei Hörnchen, ist aber anders gefärbt!
Eines von rund 20 Weibchen, das bereits ein von mir bereitgelegtes Bambusröhrchen mit 8 mm Innendurchmesser und 20 cm Länge für den Nestbau gewählt hat, kommt mit einem sehr feuchten Lehmklümpchen in den Oberkiefern zurück. Den Lehm fand es im Garten an einer Stelle, wo das Erdreich zugänglich und feucht genug für den Bau der Rückwand war. Durch Entfernen des Bewuchses und Befeuchten kann man leicht eine solche Entnahmestelle schaffen.
Sobald die Rückwand am hinteren Ende des Ganges fertiggestellt ist, beginnt das Weibchen mit dem Sammeln von Pollen, um die erste Brutzelle mit Larvenproviant zu versorgen. Der Pollen wird in der Bauchbürste transportiert. Die mikroskopische Analyse ergab als Herkunft des Pollens die Sal-Weide (Salix caprea), die die wichtigste Nahrungsquelle vieler Bienenarten des zeitigen Frühlings ist.
Hier sehen wir das Weibchen beim Pollensammeln auf einem männlichen Blütenstand der Sal-Weide.
Weitere Informationen über Osmia cornuta gibt es im Kapitel über solitäre Bienen. Fotos des Männchen finden sich außerdem hier. Wie man diese hübsche Mauerbiene und ihre nächsten Verwandten leicht fördern und dadurch aus nächste Nähe beobachten kann, ist auf dieser Seite beschrieben.