Ein frisch geschlüpftes Männchen verköstet sich an den Blüten der Schneeheide (Erica carnea).
Ein Weibchen trinkt Nektar in einer Blüte einer Schöterich-Hybride (Erysimum). Beachte die Milben am abfallenden Teil des Thorax.
An der Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus) habe ich die Weibchen nur Nektar trinken gesehen, nicht jedoch beim Sammeln von Pollen, der viel häufiger von Sandbienen (Andrena) genutzt wird.
Der Huflattich (Tussilago farfara) ist im zeitigen Frühling eine häufig besuchte Nektarquelle, auch des noch ganz frischen Männchens der Gehörnten Mauerbiene.
Ein Weibchen trinkt Nektar an einer Blüte des Rosmarins (Rosmarinus officinalis) auf meiner Terrasse. Beachte, wo die Staubbeutel ihren weißen Pollen abladen: auf der Stirn der Mauerbiene.
Kaum besuchen die ersten noch unverpaarten Weibchen die Blütenstände der Sal-Weide (Salix caprea) werden sie auch schon von Männchen überfallartig gepackt, aber erst nach längerer Umklammerung begattet.
Alle Verwandten der Kirschen, hier eine japanische Zierkirsche (Prunus subhirtella) mit ungefüllten Blüten, üben in der Zeit ihrer kurzen Blüte auf die Weibchen der Gehörnten Mauerbiene eine große Anziehungskraft aus.
Gelegentlich trinken die Weibchen auch an der Trauben-Hyazinthe (Muscari armeniacum) Nektar oder sammeln Pollen. Als Pollenquelle ist die Trauben-Hyazinthe nur von geringer Bedeutung.
Das Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) wird meistens nur als Nektarquelle genutzt, hier von einem Weibchen.
Wenn in den Parks der Städte im April im Halbschatten der Lerchensporn (Corydalis solida) blüht, wird er für einige Tage durchaus als Pollenquelle intensiv genutzt. Hier fliegt ein Weibchen nach der Pollenernte mit fast voller Bauchbürste ab.
Osmia cornuta - Männchen.
12–15 mm. Fühler dünn, länger als der Thorax. Thorax mit grauschwarzer, Hinterleib mit lebhaft rostroter, dichter und langer Behaarung. Gesicht und Unterseite des Kopfes mit langen weißen Haaren.
Die Nominatform in weiten Teilen Europas, der Verbreitungsschwerpunkt umfaßt Frankreich, die Schweiz, Süddeutschland, Österreich und Norditalien. In Mitteleuropa nordwärts bis zu den Niederlanden, bis Norddeutschland, Berlin und Krakau (Polen). Eine Verbreitungskarte gibt Peters (1978). – In ganz Deutschland mit einem Gefälle in der Bestandsdichte von Süden (hoch) nach Norden (geringer). Überwiegend in wärmeren Lagen unter 500 m üNN, nur vereinzelt auch höher (z. B. Freudenstadt im Schwarzwald, 728 m und Albstadt-Ebingen auf der Schwäbischen Alb, 820 m). In die höheren Lagen wurde die Art zumindest teilweise durch das (fragwürdige) Ausbringen von Kokons gebracht.
Da die Art ein zeitiges, mildes Frühjahr benötigt, kommt sie fast ausschließlich im Siedlungsbereich vor, wo das entsprechende Kleinklima und das meist reiche Angebot an frühblühenden Kräutern und Bäumen ihren Ansprüchen entgegenkommt. Die in Südwestdeutschland wohl charakteristischste synanthrope Art ist sogar in den Zentren von Großstädten (z.B. Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg) zu finden, wo sie die zum Verkauf angebotenen Primeln, Hyazinthen und Veilchen umschwärmt (siehe Video). Im Siedlungsbereich wählt die Art zum Nisten fast ausschließlich großflächige Strukturen, besonders Hauswände. Wo die Art in wärmeren Lagen auch außerhalb von Ortschaften vorkommt (u. a. Kaiserstuhl, Stuttgart), besiedelt sie sonnenexponierte Löß- und Lehmwände. Dies und die Beobachtung ihres Verhaltens bei der Nistplatzsuche lassen den Schluß zu, daß ihr ursprünglicher Nistplatz Steilwände an Flußufern waren, wo die verlassenen Brutzellen der Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes) genutzt werden.
Das folgende Video (40 sec, 25 MB) zeigt Männchen und Weibchen beim Nektartrinken vor einem Blumengeschäft.
Solitäre Art. Nistet in vorhandenen Hohlräumen verschiedener Form und Größe: Mauerritzen, Löcher im Wandverputz, Abflußröhrchen und Ritzen von Fensterrahmen, Vertiefungen in Steinen, alte Nester von Pelzbienen (Anthophora plumipes, A. fulvitarsis). Besiedelt auch Nisthilfen (z. B. Bohrungen in Holz, Bambusrohr, bevorzugter Innendurchmesser 8–9 mm, Länge 20–25 cm), sofern diese unmittelbar an der Hauswand oder sonstigen größeren Flächen angebracht sind. Die Nester sind meist Linienbauten mit bis zu 12 Brutzellen. In größeren Höhlungen werden die Brutzellen gelegentlich aber auch unregelmäßig aneinander gebaut. Als Baumaterial dient bevorzugt an Gewässerrändern gesammelte feuchte Erde oder Lehm. Wenn der Boden oberflächlich sehr trocken ist, sammeln oft zahlreiche Weibchen an der gleichen Stelle, wobei sie Risse im Boden aufsuchen oder mitunter mehrere Zentimeter tiefe Löcher in das Erdreich graben, um an feuchtes Baumaterial zu gelangen. Sie sind dann dort oft gemeinsam mit Osmia bicornis anzutreffen. Der Mörtel wird mit Speichel vermischt.
Das folgende Video (2:17 min, 47 MB) zeigt zunächst ein Männchen, das vor der eigentlichen Begattung das Weibchen bis zu zwei Stunden umklammert und anschließend ein Weibchen beim Verschießen des Nestes, das in dem Bohrgang eines Holzblocks angelegt wurde. Dieses Video ist Teil des umfangreichen Filmmaterials, das ich über das Leben der Gehörnten Mauerbiene und weiterer Wildbienenarten in den letzten Jahren gedreht habe und nach und nach veröffentlichen werde.
Vor Beginn der Verproviantierung wird im Gegensatz zu Osmia bicornis keine »Türschwelle« gebaut. Im Aufbau ähneln die Nester denen von Osmia bicornis, sie sind aber durch den feuchteren Futtervorrat und die nicht mit Pollen bestäubten Eier und die rauhen und matten Kokons gut zu unterscheiden, in dem sich die Larven noch vor September bis zur adulten Biene entwickeln und als Imago den Winter überdauern. Wenn ein Weibchen ein Röhrchen zum Nisten ausgewählt hat, nutzt es dieses bis zur Fertigstellung des Nestes. Erst dann wird ein neuer Hohlraum gesucht, vorausgesetzt, die Lebensuhr des Weibchen ist noch nicht abgelaufen. Von ein und demselben Weibchen werden also nicht mehrere Hohlräume gleichzeitig genutzt.
Ein Weibchen hat feuchten Lehm geholt und trägt den kleinen Klumpen in seinen Oberkiefern. Damit werden die Rückwände der Brutzellen gebaut, die mit Ausnahme der als erstes gebauten Zelle gleichzeitig die Zwischenwände darstellen.
Hier kommt das Weibchen mit Pollen zurück, den es auf seinem Sammelflug in der Bauchbürste gespeichert hat.
Nachdem der im Vorderdarm gespeicherte Nektar in der Brutzelle ausgespuckt und mit dem nach dem vorhergehenden Sammelflug abgeladenen Pollen vermengt wurde, kriecht das Weibchen rückwärts aus dem Gang, wenn dieser zu eng ist, um sich darin umzudrehen.
Dann kriecht das Weibchen mit dem Hinterleib zuerst wieder in den Gang, läuft darin bis zur Brutzelle, um dort den Pollen aus der Bauchbürste mit den Hinterbeinen auszukämmen.
Fertiges Nest in einem vorsichtig geöffneten Bambusröhrchen mit 12 Brutzellen und einer Leerzelle vor dem Nestverschluß. Die fünf zuerst gebauten Brutzellen (links) enthalten befruchtete Eier, aus denen sich Weibchen entwickeln werden, die sieben folgenden Zellen enthalten unbefruchtete und damit männliche Eier. Zu erkennen ist dies an der Menge des eingetragenen Futters, die bei weiblichen Zellen doppelt so groß ist wie bei den männlichen Brutzellen. Beachte auf die Leerzelle hinter dem Nestverschluß (rechts). [Ein Klick auf das Bild für die Großansicht]
Werden alte Nester wiederbenützt?
Das obige Bild zeigt 4 Brutzellen eines Nestes, das in dem Hohlraum gebaut wurde, der im Vorjahr nach der Fertigstellung des Nestes nicht mehr bebaut worden war. Dies ist ein Beispiel dafür, daß die Weibchen von Osmia cornuta die Reste alter Brutzellen normalerweise nicht beseitigen, sondern lediglich einen gegebenenfalls noch verbliebenen Rest-Hohlraum nutzen. Ist kein Hohlraum mehr vorhanden, bleibt das ganze Röhrchen ungenutzt. Nur in seltenen Fällen kommt es vor, daß ein Weibchen im Gang verbliebenes Material entfernt. [Klick auf Bild für Großansicht]
Im März wurden Bambusröhrchen mit einem Innendurchmesser von 8 mm als Nisthilfe angeboten und – wie man an den mit Lehm verschlossenen Röhrchen sieht – gut angenommen.
Als flexibler Hohlraumbewohner nutzt Osmia cornuta auch vom Menschen für ganz andere Zwecke gedachte Objekte wie Hahnverbindern.
Ein kurioser Platz für die Anlage eines Nestes: In der Windung eines vollkommen durchsichtigen Gartenschlauchs. Aufgrund der späteren Verpilzung in dem gasundurchlässigen Material starb die Brut ab. (Foto: Dieter Gairing).
1. Brutzelle mit Larvenfutter und frisch abgelegtem Ei.
2. Wenige Tage alte Larve, die bereits mit dem Verzehren des Pollens begonnen hat.
3. Die Larve hat das Futter nahezu aufgefressen und wird bald mit dem Spinnen des Kokons beginnen.
4. Einige Stunden, nachdem die Larve mit einem in Kopfdrüsen erzeugten Sekret ein immer dichter werdendes Gespinst aus dünnen Fäden erzeugt hat, scheint die Larve nur noch schwach durch die Kokonwand.
5. Nun ist der Kokon fertiggesponnen. Er ist braun, matt und von einer hellgrauen Schicht von dünnen Fäden umgeben, vor allem an der Spitze. Neben dem Kokon sind die schwarzbraunen Kotbällchen der Larve zu sehen.
6. Im Juli erfolgt die nächste Phase der Verwandlung: Die Larve verpuppt sich und ähnelt immer mehr der fertigen Mauerbiene.
Unterschied Weibchen/Männchen bei der Entwickung
Die Larve (4 Tage alt), aus der sich später eine weibliche Mauerbiene entwickelt, erhält deutlich mehr pflanzliches Eiweiß in Form von Pollen als die Larve, die zu einem Männchen wird.
Männliche Larve (3 Tage alt) mit vergleichsweise wenig Pollen. Diese Brutzelle befand sich in ein und demselben Nest, wurde aber einige Tage später als die weibliche Brutzelle mit Futter versorgt.
Eine Grafik zum Lebenszyklus ist auf der Seite über die solitären Bienen zu finden.
Ausgesprochen polylektische Art (14 Pflanzenfamilien).
Als Pollenquellen bisher belegt:
Erreicht eine pollenspendende Pflanze in unmittelbarer Umgebung der Nistbereiche eine hohe Blütendichte, verhalten sich die Weibchen meist blütenstet.
In den von mir untersuchten Pollenladungen und Brutzellen aus Süddeutschland hatten Salix, Acer und Prunus die höchsten Anteile, in Frankreich überwog in einer Untersuchung von Tasei Prunus.
Ein Weibchen bei der Pollenernte am Festen Lerchensporn (Corydalis solida).
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Bislang ist keine Kuckucksbiene bekannt, die sich bei Osmia cornuta entwickelt. Als Gegenspieler wurde die Falten-Erzwespe Leucospis dorsigera festgestellt.
Univoltin. Flugzeit von Mitte März bis Anfang Mai Männchen 21 2.–23.4; Weibchen 7.3.–3.6.). Die Art erscheint ungefähr gleichzeitig mit dem Aufblühen von Scilla siberica und zeigt eine schwache Proterandrie von 4–12 Tagen. Nistaktivität in günstigen Jahren ab Mitte März, deren Maximum in Durchschnittsjahren Anfang bis Mitte April. Überwinterung als Imago im Kokon.
Die 1933 von Stoeckhert geäußerte Vermutung, Osmia cornuta ginge in Mitteleuropa zurück, hat sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil, die Art hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich ausgebreitet. Die Sammlungen belegen eindeutig eine Zunahme der auffälligen und nicht zu übersehenden Art in den letzten 50 Jahren. Da diese Mauerbiene hinsichtlich Nistgelegenheiten und Nahrung nur geringe Ansprüche stellt, ist sie nicht gefährdet. Durch Nisthilfen und ein reiches Angebot an frühblühenden Kräutern und Gehölzen in den Dörfern und Städten kann sie leicht gefördert werden, sie hat dies aber zur Bestandserhaltung nicht nötig. Aufgrund ihrer Friedfertigkeit, Größe und Färbung eignet sich diese Art besonders für die Ansiedlung und Beobachtung in Nisthilfen und somit für die pädagogische Arbeit mit Kindern.
Ein Männchen hat soeben seinen Kokon und den Nestverschluß aus Lehm durchnagt und erblickt zum ersten Mal das Tageslicht.
Frontalansicht eines Männchens mit der typischen weißen Gesichtsbehaarung.
Zahlreiche Männchen warten vor einem vorjährigen Nest auf das Schlüpfen eines Weibchens.
Oft versuchen mehrere Männchen, sich mit dem Weibchen (unten) zu paaren.
Durch das viele Fliegen und Hineinkriechen in Hohlräume auf der Suche nach unbegatteten Weibchen verlieren die Männchen immer mehr Haare, bis der Hinterleib nach ein bis zwei Wochen ganz kahl ist. Die übrige Behaarung bleicht durch das Sonnenlicht aus. So ist verständlich, daß abgeflogene Männchen vielfach nicht als zu Osmia cornuta gehörig erkannt werden.
Direkt neben den Nestern oder in ihrem Umfeld sieht man im März oder April solche hellbraunen Flecken. Dabei handelt es sich um den Darminhalt, den jede Mauerbiene bald nach dem Schlüpfen abgibt und der rasch trocknet. Die schlüpfenden Bienen haben Monate in Ruhe im Kokon verbracht und während dieser Zeit hat sich im Darm Kot angesammelt. Die letzte Nahrung haben sie im Larvenstadium aufgenommen.
Weitere Angaben auf diesem Portal können Sie über die Suchfunktion finden (Osmia cornuta eingeben).