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Rhophitoides canus

(Eversmann 1852)

Luzerne-Graubiene

male Rhophitoides canus, Männchen

male Rhophitoides canus, Weibchen.

Kennzeichen

Größe: 7–8 mm. Im Feld durch die braunschwarze Färbung des Körpers und schmale weiße Haarbinden sehr Rophites ähnelnd, aber gänzlich anderer Blütenbesuch. [Großansicht: auf Bild klicken]

Verbreitung

In Deutschland Verbreitungssschwerpunkt südlich des nördlichen Mittelgebirgsrandes, darüber hinaus nur im Osten des Norddeutschen Tieflands. Selten, lokal bisweilen individuenreichere Bestände. – Österreich, Schweiz.

Lebensraum

Ziemlich wärmeliebend. Feldfluren mit Luzerneanbau, Weinberge, Hochwasserdämme, Wegböschungen, Magerrasen. In Sand- und Lößgebieten. Als Nistplatz wurde ein festgetretener Weg bekannt.

Magerrasen

Luzerne-Äcker wie hier am Rotenfels bei Bad Münster am Stein (Nahetal) liefern R. canus reichlich Nahrung. Auch Melitta leporina kann in diessem Nahrungsraum regelmäßig angetroffen werden. [Für Großansicht auf Bild klicken]

  • Wiese
    Luzerne-Äcker wie hier am Rotenfels bei Bad Münster am Stein liefern R. canus reichlich Nahrung. Auch Melitta leporina kann in diessem Nahrungsraum regelmäßig angetroffen werden.

Nistweise

Der solitäre R. canus nistet in sandigem oder lehmigem Boden, einzeln oder in kleinen bis größeren Kolonien, teils mitten in Luzernefeldern. Die Paarung findet oft in unmittelbarer Nähe der Nester auf dem Boden statt. Von einem kreisrunden Nesteingang erstreckt sich ein 23–30 cm langer Hauptgang fast senkrecht in den Boden. Dieser Gang ist zwar geglättet, aber nicht ausgekleidet. An seinem Ende schließen sich seitlich die 1–4 Brutzellen an. Diese sind kugelrund, glattwandig und enthalten eine Pollenkugel, deren Geschmack süß ist, aber einen strengen Beigeschmack hat. Nach Verzehren des Futtervorrats entleert die Larve die Exkremente und spinnt anschließend einen Kokon. Innerhalb des braunen, mit der Zellwandung fest versponnenen Kokons soll die Larve nochmals Kot entleeren. Kotabgabe und Kokonspinnen, insbesondere deren zeitlicher Zusammenhang, bedürfen aber noch weiterer Untersuchungen, schließlich werden bei dem nahverwandten Rophites die Exkremente erst nach dem Kokonspinnen abgegeben. Die Überwinterung erfolgt im Stadium der Ruhelarve. (Blüthgen 1916, Enslin 1921, Ptácek& Rotrekl 2001, Wilkaniec et al. 1985.)

Blütenbesuch

Oligolektische, auf Schmetterlingsblütler (Fabaceae) spezialisierte Art. Hauptpollenquelle ist die Luzerne (Medicago sativa), an deren Beständen die Männchen bei schönem Wetter in rasantem Flug patrouillieren. Der Pollen wird in den Haarbürsten von Tibia und Femur der Hinterbeine gespeichert. – Die Männchen schlafen regelmäßig in den Blüten von Glockenblumen (Campanula). – Vor allem in Osteuropa hat die Art als Bestäuber eine Bedeutung für den Luzerneanbau.

Ein Weibchen von Rhophitoides canus hat den »Explosionsmechanismus« der Luzerne (Medicago sativa) ausgelöst, um den cremeweißen Pollen zu ernten.

Pollenernte von Rhophitoides canus an der Luzerne (Medicago sativa).

  • Melitta haemorrhoidalis
    Ein Weibchen von Rhophitoides canus hat den »Explosionsmechanismus« der Luzerne (Medicago sativa) ausgelöst, um den cremeweißen Pollen zu ernten.
  • Melitta haemorrhoidalis
    Pollenernte von Rhophitoides canus an der Luzerne (Medicago sativa).

Kuckucksbienen

Kuckucksbienen sind bei R. canus bisher nicht beobachtet worden.

Phänologie

Univoltin. Flugzeit von Mitte Juni bis Mitte August.

Gefährdung und Schutz

Die Art ist selten und meist und am ehesten nur bei gezielter Suche anzutreffen, kann aber stellenweise unter günstigen Bedingungen in größerer Zahl auftreten. Dort, wo sie aktuell noch vorkommt, ist ein regelmäßiger Anbau von Luzerne sehr förderlich. Dort kann gegebenenfalls bei der Anlage von Blühstreifen oder der Begrünung von Flächen darauf geachtet werden, daß auch die Luzerne im Saatgut enthalten ist.

Literatur

Blüthgen, P. (1916): Ein Beitrag zur Bienenfauna Nordwestthüringens. – Mitt. Ent. Ges. Halle, 10: 10–40.

Enslin, E. (1921): Beiträge zur Kenntnis der Hymenopteren 1. Biologie von Rhophites canus Evers. – Dt. Ent. Z. 1921: 59–64.

Ptácek, V. & Rotrekl, J. (2001): Landscape Pollination Management of Rhophitoides canus Ev. (Hymenoptera, Apoidea, Halictidae) in Seed Production of Alfalfa (Medicago sativa L.). – Acta Horticulturae 561: 153–157.

Wilkaniec, Z. Wojtowski, F. & Szymas, B. (1985): Some investigations on solitary bee Rhophitoides canus Ev. (Apoidea, Halictidae) nesting in Alfalfa seed plantations. – Zoologica Poloniae 32: 139–151.