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Panurginus labiatus

(Eversmann 1852)

Steppen-Scheinlappenbiene

  • Panurginus labiatus
  • Panurginus labiatus

male 5 mm. Schwarz, grau behaart. Clypeus, Tarsen, Vorderseite der Schienen und die Knie gelb.
male 5 mm. Körper ziemlich glänzend. Segmentränder fast glatt. Segement 5 und 6 ziemlich lang behaart.

Schon allein anhand des anderen Verbreitungsmusters von den anderen, nur in den Alpen verbreiteten Arten zu unterscheiden. Da in Deutschland verschollen gilt dies derzeit allerdings nur für die Vorkommen in Österreich. Spezieller Blütenbesuch ! [Großansichten: auf Bild klicken]

Verbreitung

In Deutschland nur von Spandau (Berlin), aber ohne Datum und genauere Fundumstände gemeldet und seither verschollen (Schirmer 1912, Müller 1918). Westrich & Dathe (1997) haben folgende zwei Belegtiere (jeweils ein Weibchen) im Zoologischen Museum Berlin gefunden und überprüft: 16. August 1912 Seeburg, Spandau, leg. Max Müller; 2. Juli 2010 Seeburg, Spandau, leg. Max Müller. Mit Seeburg ist höchstwahrscheinlich der Ort Seeburg südwestlich von Spandau (in der Nähe der Döberitzer Heide) gemeint. – In der Schweiz fehlend. In Österreich zweifelsfrei nur aus Niederösterreich und dem Burgenland bekannt. Eine zweifelhafte Meldung aus Oberösterreich (Hamann 1960).

Lebensraum

Xerothermophile Art, die Lebensräume mit steppenartigem Charakter (Löß, Sand) bevorzugt: Weinberge, Trockenrasen, Steppen.

Weinberge

Löß-Weinberge am Südabbruch des Waldviertels in Österreich, Lebensraum von Panurginus labiatus. Auf den vielen Lößböschungen blühte 2005 eine vielfältige pannonische Flora, die in jüngster Zeit durch Mahd und Herbizide an vielen Stellen zerstört wurde. [Für Großansicht auf Bild klicken]

  • Wiese
    Löß-Weinberge am Südabbruch des Waldviertels in Österreich, Lebensraum von Panurginus labiatus.
  • Wiese
    Wacholderheiden, hier das Naturschutzgebiet »Digelfeld« auf der Schwäbischen Alb, gehören wegen des Vorkommens meist mehrerer Glockenblumen-Arten zu den Lebensräumen von Melitta haemorrhoidalis.

Nistweise

Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde. Nistplätze sind vegetationsfreie Stellen, z. B. Erdwege. Die Nester haben einen senkrechten Hauptgang und kurze Seitengänge, an deren Ende die Brutzelle liegt. Die Larven spinnen keinen Kokon (Malyshev 1924).

Blütenbesuch

Oligolektische auf kleinblütige Brassicaceae spezialisierte Art. Hauptpollenquelle ist die Graukresse (Berteroa incana). Ich konnte ein Weibchen auch auf der Orientalischen Rauke (Sisymbrium orientale) bei der Pollenernte beobachten. Bemerkenswert ist die Methode der Pollenspeicherung: Der mit Nektar angefeuchtete Pollen wird ähnlich wie bei Melitturga in Form eines Klumpens transportiert, der die Hinterschiene ringförmig umgibt (siehe Fotos weiter unten).

Berteroa incana

In Mitteleuropa ist die Graukresse (Berteroa incana) die Hauptpollenquelle von Panurginus labiatus.

Panurginus labiatus. Weibchen bei der Pollenernte auf Graukresse (Berteroa incana). Beachte die großen Pollenladungen (Niederösterreich, 18. Juli 2005).

Panurginus labiatus, Weibchen bei der Pollenernte auf Graukresse (Berteroa incana) (Niederösterreich 18. Juli 2005).

  • Panurginus labiatus
    Panurginus labiatus. Weibchen bei der Pollenernte auf Graukresse (Berteroa incana). Beachte die großen Pollenladungen.
  • Panurginus labiatus
    Panurginus labiatus, Weibchen bei der Pollenernte auf Graukresse (Berteroa incana).

Kuckucksbienen

Kuckucksbienen von P. labiatus sind bisher nicht bekannt.

Phänologie

Univoltin. Flugzeit im Juli und August. Überwinterung vermutlich als Ruhelarve.

Gefährdung und Schutz

Die Art ist in Deutschland schon seit über 100 Jahren verschollen. Trotz intensiver Erforschung der Wildbienen Berlins durch C. Saure wurde die Art bislang nicht wiederaufgefunden. Im Falle eines Wiederfundes sollten unverzüglich Schutzmaßnahmen zur Sicherung von Nistplätzen und Pollenquellen ergriffen werden.

Literatur

Hamann, H.H.F. (1960): Der Mönchgraben vor dem Bau der Autobahn. – Naturkundliches Jahrbuch der Stadt Linz 1960: 113–244.

Malyshev, S. I. (1924): The nesting habits of Panurginus Nyl. – Bull. Inst. Sci. Lesshaft 9: 196–200.

Müller, M. (1918): Über seltene märkische Bienen und Wespen in ihren Beziehungen zur heimischen Scholle. – Deutsche Entomologische Zeitschrift 1918: 113–132.

Schirmer, C. (1912): Beiträge zur Kenntnis der Hymenopterenfauna der Provinz Brandenburg. – Berliner Entomologische Zeitschrift 56 (1911): 153–171.

Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands.– 2., aktualisierte Auflage, 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).

Westrich, P. & Dathe, H.H. (1997): Die Bienenarten Deutschlands (Hymenoptera, Apidae). Ein aktualisiertes Verzeichnis mit kritischen Anmerkungen. – Mitteilungen des Entomologischen Vereins Stuttgart 32: 3–34.