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Nomioides minutissimus

Pérez 1895

Dünen-Steppenbiene

male Nomioides minutissimus, Männchen

male Nomioides minutissimus, Weibchen.

Kennzeichen

Größe: 4–5 mm. Beide Geschlechter mit keiner anderen heimischen Art zu verwechseln. [Großansichten: auf Bild klicken]

Nomioides minutissimus

Nomioides minutissimus, Männchen in Frontalansicht.

Nomioides minutissimus

Nomioides minutissimus, Weibchen in Frontalansicht.

Verbreitung

Westpaläarktische, mediterran-asiatische Steppenart; von Marokko bis NW-China, südlich bis zum Sudan und Persischen Golf, nördlich bis in die wärmsten Teile Mitteleuropas (Oberrhein-und Maingebiet, Karpatenbecken, Pannonicum bis Niederösterreich) (Ebmer 1988). – In Deutschland nur im Süden und sehr selten, aber an manchen Lokalitäten individuenreicher: Baden-Württemberg (Mannheim, Schwetzingen, Sandhausen, Rastatt), Bayern (Unterfranken), Hessen (u.a. Darmstadt), Rheinland-Pfalz (Mainz, Eisenberg, Birkenheide, Germersheim, Bienwald) (u.a. Burger & Reder 2010, Kitt 2001, Mandery et al. 2003, Strücker in litt. 2017, Westrich 1990).

Lebensraum

Ausschließlich offene und sommerheiße, sich schnell erwärmende Binnendünen und Flugsandfelder, die gleichzeitig als Nistplätze und Nahrungsräume dienen. Nester meist auf nahezu vegetationsfreien, horizontalen Flächen, oft im lockeren, bisweilen auch in etwas festgelegtem Sand.

Magerrasen

Binnendünen und deren Reste sowie Sandrasen sind die Lebensräume von Nomioides minutissimus. Sie zeichnen sich durch eine hohe Wärmegunst und Trockenheit aus. [Für Großansicht auf Bild klicken]

  • Wiese
    Binnendünen und deren Reste sowie Sandrasen sind die Lebensräume von Nomioides minutissimus. Sie zeichnen sich durch eine hohe Wärmegunst und Trockenheit aus.

Nistweise

Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde, meist in Kolonien. Solitäre Art, bei der jedes Weibchen seinen eigenen Gang gräbt. (Batra vermutet allerdings eine kommunale Lebensweise). Außer Batra (1966) hat vor allem Radchenko (1979) das Nest ausführlich beschrieben. Der Nesteingang misst 2 mm im Durchmesser. Ein Eingangshügelchen ist nicht vorhanden. Alte Nestgänge werden bisweilen wiederbenutzt. Bei schlechtem Wetter wird der Nesteingang mit Erde verschlossen. Der senkrechte Hauptgang hat einen Durchmeser von 2,0–3,3 mm und reicht 13–22 cm in die Tiefe, wo er blind endet. Die Innenwandung des Hauptganges ist weder geglättet noch ausgekleidet. In einer Tiefe von 5–18 cm gehen 6–10 horizontale, sich verzweigende Seitengänge ab, an deren Ende die Brutzellen liegen. Die Seitengänge sind 1–8 cm lang, messen 1,8–2 mm im Durchmesser und sind wie der Hauptgang nicht ausgekleidet. Die Brutzellen haben die Form einer Ellipse und sind 4,6–5,1 mm lang, ihr Durchmesser beträgt 2,2–2,4 mm. Ihre Innenwandung ist glatt und mit Sekret ausgekleidet. Der in der Zelle deponierte Vorrat wird nur mit wenig Nektar angefeuchtet. Der Durchmesser der Pollenkugel beträgt etwa 2,2 mm. Das Ei wird auf die Oberseite des Vorrats gelegt. Die Zelle wird abschließend mit Erde verdeckelt. Auch der zur Brutzelle führende Gang wird mit Erde verfüllt. Offensichtlich werden die Brutzellen nacheinander von oben nach unten angelegt. Die Entwicklung vom Ei bis zur Imago dauert etwa 30–35 Tage. Die Art überwintert demnach als Imago.

Nomioides minutissimus Nistplatz

Ein Nistplatz von Nomioides minutissimus auf einem Binnendünenrest in der Oberrheinebene. Die Nester wurden an den vegetationsfreien Stellen zwischen den Thymian-Polstern angelegt.

video Um einen Eindruck von der Winzigkeit von Nomoides minutissimus zu erhalten, zeigt das folgende kurze Video (51 sec, 65 MB) Männchen, die über einem Nistplatz und an einem Polster des Sand-Thymians schwärmen. Darunter finden sich auch vereinzelt Weibchen. Einmal erscheint kurz eine Ackerhummel (Bombus pascuorum), die die Größenverhältnisse noch deutlicher macht. [ohne Ton.]

Blütenbesuch

Polylektische Art (9 Pflanzenfamilien). Pollenquellen: Asteraceae: Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea), Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe), Sparrige Flockenblume (Centaurea diffusa), Einjähriger Feinstrahl (Erigeron annuus); Brassicaceae: Orientalische Rauke (Sisymbrium orientale), Graukresse (Berteroa incana); Campanulaceae: Berg-Sandrapunzel (Jasione montana); Cistaceae: Gewöhnliches Sonnenröschen (Helianthemum nummularium); Crassulaceae: Felsen-Fetthenne (Sedum rupestre), Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre); Lamiaceae: Sand-Thymian (Thymus serpyllum); Rosaceae: Sand-Fingerkraut (Potentilla incana); Brombeere (Rubus fruticosus agg.). In Südeuropa werden auch diverse Apiaceae genutzt, z. B. Meerfenchel (Crithmum maritimum).

Nomioides minutissimus. Ein Männchen im Blütenstand der Felsen-Fetthenne (Sedum rupestre).

Nomioides minutissimus. Ein Männchen trinkt Nektar in einer Blüte des Sand-Thymians (Thymus serpyllum).

Ein Weibchen von Nomioides minutissimus hängt an den Staubfäden des Gewöhnlichen Sonnenröschens (Helianthemum nummularium) und nutzt seine Mandibeln, um den Pollen direkt von den Staubbeuteln zu ernten.

Hier sammelt das Weibchen Pollen am Sand-Thymian (Thymus serpyllum).

Ein Weibchen von Nomioides minutissimus im Blütenstand des Sand-Thymians (Thymus serpyllum).

Pollenernte an der Felsen-Fetthenne (Sedum rupestre).

  • Nomioides minutissimus
    Nomioides minutissimus. Ein Männchen im Blütenstand der Felsen-Fetthenne (Sedum rupestre).
  • Nomioides minutissimus
    Nomioides minutissimus. Ein Männchen trinkt Nektar in einer Blüte des Sand-Thymians (Thymus serpyllum).
  • Nomioides minutissimus
    Ein Weibchen von Nomioides minutissimus hängt an den Staubfäden des Gewöhnlichen Sonnenröschens (Helianthemum nummularium) und nutzt seine Mandibeln, um den Pollen direkt von den Staubbeuteln zu ernten.
  • Nomioides minutissimus
    Hier sammelt das Weibchen Pollen am Sand-Thymian (Thymus serpyllum).
  • Nomioides minutissimus
    Ein Weibchen von Nomioides minutissimus im Blütenstand des Sand-Thymians (Thymus serpyllum).
  • Nomioides minutissimus
    Pollenernte an der Felsen-Fetthenne (Sedum rupestre).

Kuckucksbienen

Unbekannt.

Phänologie

Flugzeit von Mitte Mai bis Mitte September. Überwinterung als Imago (adulte Biene). Burger (2015) hat die phänologischen Daten in Südwestdeutschland analysiert und erklärt sie mit einer zweiten Generation: »Die überwinterten Weibchen haben sich im Sommer des Vorjahres verpaart und beginnen ab Mitte Mai mit dem Nestbau, in einer Zeit, in der gar keine Männchen fliegen. Aus diesen Nestern schlüpfen ab Ende Juni sowohl Männchen als auch Weibchen, die sich nun im Sommer verpaaren.« – Im Mittelmeerraum in zwei oder mehr Generationen (Pesenko et al. 2000).

Gefährdung und Schutz

Durch ihre Bindung an Flugsand ist die Art im heimischen Verbreitungsgebiet sehr selten und außerordentlich schützenswert, zumal einzelne, teils äußerst individuenreiche Vorkommen (Mannheim) in den letzten 20 Jahren durch Überbauung vernichtet wurden. Einige aktuelle Vorkommen gibt es zwar in Naturschutzgebieten, doch sollten alle Vorkommen durch geeignete Schutzmaßnahmen dauerhaft erhalten werden. Dabei sind nicht nur die typischen Sandrasen-Pflanzen, sondern auch Ruderalstellen im Umfeld der Nistplätze wegen ihrer Bedeutung als Nahrungsquellen zu erhalten und zu fördern. Im Falle von Beeinträchtigungen bei zu häufigem Betreten durch Spaziergänger oder durch die Nutzung als Hundespielplatz oder -toilette, kann es sich als notwendig erweisen, die besonders empfindlichen Bereiche durch Einzäunungen oder ein Wegegebot zu schützen, wie es in manchen Naturschutzgebieten bereits praktiziert wird.

Literatur

Batra, S. W. T. (1966): Nests and social behavior of Halictine bees of India (Hymenoptera: Halictidae). – Indian J. Ent. 28: 375–393.

Burger, R. (2015): Zur Phänologie der Steppenbiene Nomioides minutissimus (Rossi 1790) in Südwestdeutschland – Pollichia-Kurier 30(4): 14–16.

Burger, R. & Reder, G. (2010): Zur Verbreitung der Steppenbiene Nomioides minutissimus (Rossi 1790) in Rheinland-Pfalz. – POLLICHIA-Kurier 26 (1): 22–25, Bad Dürkheim.

Ebmer, A. W. (1988a): Kritische Liste der nicht-parasitischen Halictidae Österreichs mit Berücksichtigung aller mitteleuropäischen Arten (Insecta: Hymenoptera: Apoidea: Halictidae). – Linzer biol. Beitr. 20: 527–711.

Kitt, M. (2001): Wiederfund der Steppenbiene Nomioides minutissimus (Rossi 1790) bei Germersheim. – POLLICHIA-Kurier 17 (1): 23–24, Bad Dürkheim.

Mandery, K., Kraus, M., Voith, J., Wickl, K.-H., Scheuchl, E., Schuberth, J. & Warncke, K. (2003): Faunenliste der Bienen und Wespen Bayerns mit Angaben zur Verbreitung und Bestandssituation (Hymenoptera: Aculeata). – Beitr. bayer. Entomofaunistik 5: 47–98, Bamberg.

Radchenko, V. G. (1979): [Nesting of Nomioides minutissimus bees (Hymenoptera, Halictidae)]. – Ent. Obozr., 58: 762–765 (in russisch).

Westrich, P. (1990): Die Wildbienen Baden-Württembergs. 2 Bände, 2. Aufl., 972 S., 496 Farbfotos; Stuttgart (E. Ulmer).

Nomioides minutissimus