Männchen: 12–15 mm. Im Feld nicht von ähnlichen Megachile-Arten mit verbreiterten Vordertarsen zu unterscheiden.
Weibchen: 12–15 mm. Im Feld nicht von ähnlichen Megachile-Arten mit schmalen Tergitbinden und ähnlicher Bauchbürste zu unterscheiden. Die Bauchbürste ist auf Sternit 1–4 dunkelrot, auf Sternit 5 und 6 und auf den Seiten von 4 schwarz. [Großansichten: auf Bild klicken]
Megachile willughbiella – Männchen in Frontalansicht.
Megachile willughbiella – Weibchen in Frontalansicht.
In allen Regionen flächendeckend verbreitet und häufig, von der Ebene bis in die höheren Lagen der Gebirge.
Waldränder, Waldlichtungen, strukturreiche Weinberge, häufig auch im Siedlungsbereich (Gärten und Parks). Als Nistplätze dienen morsche Baumstümpfe und Äste, morsche Balken von Holzschuppen, Lößwände, Trockenmauern und auf Terrassen und Balkonen aufgestellte Blumenkästen oder Pflanzkübel.
Eine strukturreiche Streuobstwiese, die an einen Waldrand grenzt und wo am Fuße des Baumstumpfs in der Bildmitte ein Weibchen von Megachile willughbiella nistete. Die Lebensräume dieser Art unterscheiden sich hinsichtlich ihres Nistplatz- und Nahrungsangebots teilweise sehr deutlich. [Für Großansicht auf Bild klicken]
Nistet in selbstgegrabenen Gängen in morschem Holz oder in der Erde, aber auch in vorhandenen Hohlräumen, z. B. in Fraßgängen in totem Holz, unter Rinde, in verlassenen Nestern von Pelzbienen (Anthophora), in Fugen von Fachwerkwänden und Trockenmauern. Gelegentlich benutzen mehrere Weibchen das gleiche Einflugsloch. Besiedelt auch Nisthilfen, z. B. Bohrungen in Holz oder Bambusrohr (Innendurchmesser 6 mm). Die Brutzellen werden aus Blattstücken von Wildrosen (Rosa), Hainbuche (Carpinus betulus), Eiche (Quercus), Robinie (Robinia) oder Glyzinie (Wisteria sinensis) gefertigt. (Blüthgen 1916, Buysson 1902, Grandi 1928, 1961, Holm & Skou 1972, Stoeckhert 1933, Walrecht 1953, Windschnurer 1997, Westrich 2019).
Die Blattschnitte an dieser Heckenrose wurden von Megachile willughbiella verursacht.
Ein Weibchen trägt ein längliches Blattstück einer Heckenrose in den röhrenförmigen Hohlraum eines Strangfalzziegels.
Ein Weibchen beim Verschließen des Nestes.
Aufpräparierte Brutzelle von Megachile willughbiella. Der mit Nektar reich versorgte Larvenproviant stammt ausschließlich vom Wald-Weidenröschen (Epilobium angustifolium).
Ein Weibchen schafft durch Beseitigung störender Elemente, hier ein dürres Blatt, unter einem Stein einen Hohlraum für das Nest.
Ein Weibchen bringt ein längliches Blattstück in den unter dem Stein geschaffenen Hohlraum.
Häufig nistet Megachile willughbiella auch in Blumentöpfen, die außen auf der Fensterbank oder auf der Terrasse oder dem Balkon stehen.
Ein freigelegtes Nest, das in der Erde gebaut war.
Das folgende Video (2 min 48 sec, 117 MB) enthält Filmaufnahmen, die ich im Juli 2011 auf der Terrasse unserer Ferienwohnung in Valensole (Département Alpes-de-Haute-Provence, Frankreich) gemacht habe. Es zeigt ein Weibchen von Megachile willughbiella, das zunächst eine Höhlung in der Erde eines Blumenkastens schafft, dann längliche Laubblattstücke für den Bau einer Brutzelle einträgt, die dann mit Pollen unbekannter Herkunft verprovantiert wird. Nach der nicht zu sehenden Eiablage trägt das Weibchen runde Blattausschnitte ein, um die Brutzelle damit zu verschließen. Am Ende ist das von mir freigelegte Nest mit sieben Brutzellen zu sehen [ohne Ton, Großansicht in Full HD möglich].
Polylektische Art (7 Pflanzenfamilien).
Bisher bekannte
Pollenquellen:
Die Weibchen sammeln teils blütenstet, z. B. an Epilobium, Campanula, Lathyrus oder Sedum, nutzen auf einem Ausflug aber auch 2–3 Arten aus 2 Pflanzenfamilien, z. B. Campanula/Lathyrus oder Campanula/Cirsium/Crepis. Außer Ononis und Papaver bieten alle festgestellten Pollenquellen auch Nektar für den sehr zähflüssigen Larvenproviant.
Coelioxys conica und Coelioxys elongata.
In höheren Lagen eine Generation im Jahr, ansonsten zumindest teilweise zwei Generationen. In heißen und langen Sommern zumindest partiell bivoltin. Flugzeit von Anfang Mai bis Anfang September. Überwinterung als Ruhelarve im Kokon.
Die Art ist nach wie vor häufig und ungefährdet. In Gärten und Parks kann sie leicht durch die Kultur von Glockenblumen gefördert werden.
Buysson, R. du (1902): Nidification de quelques Mégachiles. – Ann. Soc. ent. France
71: 751–755.
Grandi, G. (1928): Contributi alla conoscenza biologica e morfologica degli Imenotteri melliferi e predatori. VI. – Boll. Lab. Ent. R. Ist. Sup. Agr. Bologna, 1: 1–31.
Grandi, G. (1961): Studi di un Entomologo
sugli Imenotteri Superiori. – Boll. Ist.
Entomol. Univ. Studi Bologna, 25: XV, 659 S.
Holm, S.N. & Skou, J.P. (1972): Studies on Trapping, Nesting, and Rearing of some Megachile Species (Hymenoptera, Megachilidae) and on their Parasites in Denmark. – Ent. scand., 3: 169–180.
Stoeckhert, F.K. (1933): Die Bienen Frankens (Hym. Apid.). Eine ökologisch-tiergeographische Untersuchung. – Beih. Dt. Ent. Z. 1932, 294 S.
Walrecht, B. (1953): Biologie van Meg. willughbiella. – Lev. Natuur 56: 199.
Windschnurer, N. (1997): Bienen, Wespen und Ameisen in einem Hausgarten von Karlsruhe-Durlach (Hymenoptera, Aculeata). Ein Beitrag zur Stadtökologie. – Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad.-Württ. 71/72: 603–718; Karlsruhe.
Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands.– 2., aktualisierte Auflage, 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).
Als synanthrop bezeichnet man Tier- und Pflanzenarten, die an den menschlichen Siedlungsbereich angepaßt sind, sich dort erfolgreich vermehren und nicht auf Ergänzung ihrer Population von außerhalb angewiesen sind.