9–10 mm. Männchen: Im
Feld nicht sicher zu bestimmen, da von ähnlichen Arten der Gattung Lasioglossum nicht zu unterscheiden; eventuell kann der Blütenbesuch einen Hinweis liefern. Weibchen: Kleine weiße Seitenflecken an der
Basis der Tergite 2–3, eine weiße Basalbinde auf Tergit 4 und der Besuch an
Glockenblumengewächsen machen das Weibchen
im Feld durchaus bestimmbar. Die Beachtung der
typischen Struktur des flachen, längsgerunzelten Mittelfelds (Lupe) ist für die
Bestimmung hilfreich.
Ähnliche Arten: Lasioglossum albocinctum, Lasioglossum majus, Lasioglossum sexnotatum .
In Deutschland in allen naturräumlichen Großlandschaften nachgewiesen. Mäßig häufig.
Binnendünen und Sandrasen, Kalkmagerrasen, Sand- und Kiesgruben, Bahndämme, (Groß-)Böschungen von Weinbergen auf Löß, Hohlwege, kurzlebige Ruderalstellen, Waldränder, Gärten. Bevorzugt als Nistsubstrate Sand oder Lößlehm. Nimmt aber auch mit anderen Nistsubstraten vorlieb. Steilwände und Abbruchkanten sind beliebte Nistplätze.
Wenn in der Weinberglandschaft des Kaiserstuhls im Mai und Juni auf den Böschungen die Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus) mitunter zahlreich blüht, sind als Blütenbesucher regelmäßig auch die überwinterten Weibchen von Lasioglossum costulatum anzutreffen (2. Juni 2014). Wenn jedoch wie im Frühsommer 1996 und zuletzt im Mai 2020 aufgrund großer Trockenheit kaum Glockenblumen auf den (Groß-)Böschungen blühen, können in dieser Zeit die in Gärten kultivierten Glockenblumen einen gewissen Ersatz darstellen. Auf den hier zu sehenden Böschungen steht die Bestandsentwicklung von Lasioglossum costulatum also in deutlicher Beziehung zur Populationsdynamik der Pollenquelle Campanula rapunculus.
Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde. Solitäre Lebensweise.
Ein Hohlweg im Löß des Kraichgaus (Baden-Württemberg), charakteristischer Lebensraum von Lasioglossum costulatum und anderen Steilwandbesiedlern im zentralen Kaiserstuhl. Hier nisten u. a. auch Andrena agilissima, Halictus quadricinctus, Lasioglossum minutulum und Lasioglossum limbellum.
Oligolektische, auf Campanulaceae (Glockenblumengewächse) spezialisierte Art (siehe Westrich 1989/1990). Bisher als Pollenquellen belegte Glockenblumengewächse:
Mehrfach habe ich Weibchen in Sandrasen an Jasione montana Pollen sammeln sehen. Teilweise wechselten sie während des Sammelflugs zwischen Campanula rapunculus und Jasione montana, so daß die Pollenladungen sowohl weißen als auch rosa Pollen enthielten. Schon Baer (1904: 111) nennt »zahlreiche Weibchen«, die er an Jasione montana gefangen hatte. Es ist anzunehmen, daß für die Weibchen noch weitere Glockenblumengewächse in Frage kommen wie z. B. Legousia- und Asyneuma-Arten. Hinweise dafür gibt die mit L. costulatum nahverwandte, aber in Mitteleuropa extrem seltene Art L. kussariense (Blüthgen 1925), die ebenfalls oligolektisch ist und die Ebmer (1998, 2009) an Vertretern mehrerer Campanulaceae-Gattungen als Pollensammler nachgewiesen hat. – Vereinzelt belegen Beobachtungen und einzelne Pollenanalysen, daß die Weibchen gelegentlich auch andere Pollenquellen nutzen, wie Galium (Labkraut), Asteraceae vom Taraxacum-Typ und Phacelia tanacetifolia (Büschelschön). Ob diese Abweichungen durch einen Mangel an Campanulaceae bedingt waren, war nicht zu klären. – Die Männchen patrouillieren Glockenblumen auf der Suche nach Weibchen.
Das folgende kurze Video (1 1/2 min, 75 MB) zeigt das Pollensammeln von Lasioglossum costulatum an den Blüten der Knäuel-Glockenblume (Campanula glomerata) und der Dalmatiner Glockenblume (Campanula portenschlagiana). Die Aufnahmen entstanden in Tübingen und meinem Wohnort. Die stellenweise auftretende Unschärfe bitte ich zu entschuldigen, wollte deswegen aber auf die Präsentation nicht verzichten. In der letzten Sequenz ist auch eine Arbeiterin der Honigbiene zu sehen, die einen Größenvergleich ermöglicht. [Das Video kann auch im Vollbildmodus abgespielt werden.]
Bislang keine bekannt.
Die überwinterten Weibchen erscheinen Ende April/Anfang Mai, die Männchen fliegen von Mitte Juli bis Anfang Oktober.
In meinem Werk von 1989 habe ich die Art aufgrund ihrer nur regionalen Verbreitung, besonders ihres Siedlungsschwerpunktes in Sand- und Lößgebieten sowie ihrer damals schon offensichtlichen Bevorzugung von Glockenblumengewächsen, Baden-Württemberg als »stark gefährdet« (Kategorie 2) eingestuft. Seither hat es deutliche Veränderungen hinsichtlich der Verbreitung und Bestandessituation gegeben. In der freien Landschaft sind viele Wuchsorte der Rapunzel-Glockenblume, einer der wichtigsten Pollenquellen der Art, durch Bebauung (Gewerbegebiete, Siedlungsausweitung) zerstört worden, wie dies vor allem in der Nördlichen Oberrheinebene leider festzustellen ist. Wegränder und andere Säume sind aufgrund intensiver landwirtschaftlicher Nutzung vielerorts als Standorte von Glockenblumen nicht mehr geeignet. In der Roten Liste der Bienen Deutschlands (Westrich et al. 2012) wurde die Art nach damaliger Einschätzung der Bestandssituation in die Kategorie 3 (»gefährdet«) gestellt. Seither ist erfreulicherweise eine deutliche Zunahme der Beobachtungen in mehreren Regionen festzustellen (siehe auch Fechtler et al. 2021 und die dort zitierte Literatur). Dies zeigt sich im Auftreten in mehreren Naturschutzgebieten, aber vor allem im Siedlungsbereich, wo aufgrund ihrer optischen Attraktivität vermehrt Glockenblumen in Gärten und sogar auf Terrassen und Balkonen kultiviert werden, die von Lasioglossum costulatum als attraktive Nahrungsräume genutzt werden.
Einige Beispiele: 2009 beobachtete ich zwei Weibchen erstmals am »Hirschauer Berg«, ein Naturschutzgebiet, dessen Bienenfauna ich seit 1974 erforsche und besonders gut kenne. 2014 fand ich die Art erstmals im Botanischen Garten der Universität Tübingen. 2020 traf ich sie im Stadtgebiet von Tübingen in einer Gärtnerei an und entdeckte sie zum ersten Mal auch im eigenen Garten im Vorland der Schwäbischen Alb. 2021 konnte ich auf der Schwäbischen Alb auf 718 m üNN ebenfalls eine bodenständige Population in einem durch mehrere Campanula-Arten bemerkenswerten Garten nachweisen. Die Art besiedelt somit zunehmend auch den Mittelgebirgsraum, wo sie – jedenfalls in Südwestdeutschland – in früheren Jahrzehnten nicht verbreitet war (Westrich 1989). Während die Art im Siedlungsraum also zunimmt und lokal in individuenreichen Populationen auftritt, halte ich sie in der freien Landschaft außerhalb von Naturschutzgebieten zumindest dort für gefährdet, wo durch Flurbereinigungen und großflächige intensive Acker- und Grünlandwirtschaft Kleinstrukturen fehlen und dadurch die Lebensraumverhältnisse für diese Art besonders ungünstig sind.
Folgende Schutzmaßnahmen sind für die Erhaltung der Art erforderlich:
Baer, W. (1904): Zur Apidenfauna der preussischen Oberlausitz. – Abhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz 24: 107–121.
Ebmer, A. W. (1988): Asiatische Halictidae - 7. Neue Lasioglossum-Arten mit einer Übersicht der Lasioglossum s. str.-Arten der nepalischen und yunnanischen Subregion, sowie des nördlichen Zentral-China (Insecta: Hymenoptera: Apoidea: Halictidae: Halictinae). – Linzer biologische Beiträge 30(1): 365-430.
Ebmer, A. W. (2009): Apidologische Notizen aus Österreich – 1 (Insecta: Hymenoptera: Apoidea). – Beiträge zur Entomofaunistik – 10: 49–66.
Fechtler, T., Pape, F. Gardein, H., Meyer, S. und Grau, F. (2021): Bemerkenswerte Wildbienen-Nachweise aus Südniedersachsen (Hymenoptera: Apiformes). – Ampulex 12: 54–70.
Westrich, P. (1989): Die Wildbienen Baden-Württembergs. 2 Bände, 972 S., 496 Farbfotos; Stuttgart (E. Ulmer). [1990 2., verb. Auflage].
Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands.– 2., aktualisierte Auflage, 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).
Als ich am 31. Mai 2014 im Kraichgau einen Nistplatz von Lasioglossum costulatum in einem Hohlweg genauer inspizierte, landete eines der zahlreichen Weibchen auf meinem Oberschenkel (ich trug wegen des sommerlichen Wetters eine kurze Hose). Plötzlich verspürte ich einen leicht brennenden Schmerz: das Weibchen hatte mich gestochen. Was es dazu veranlaßt hat, blieb ungeklärt. Nach ein paar Minuten spürte ich nichts mehr, und auch die Einstichstelle war nicht mehr zu erkennen, wie dies in der Regel bei Stichen anderer Wildbienen ja auch der Fall ist. Nicht wissend, daß sie zu meinen Lieblingsbienen gehört, hat sich die Schmalbiene »erdreistet«, mich zu stechen, trotz meiner so häufigen Kontakte mit Wildbienen ein seltener Fall. Denn etwa einmal im Jahr werde ich von einer Wildbiene gestochen. Da es sich um ein seltenes Ereignis handelt, bleibt es einem natürlich im Gedächtnis. Ursache eines Stiches ist meistens eine unvorsichtige Hantierung bei der Bestimmung nach dem Fang mit einem Käscher, bei Hummeln erhöht sich das Risiko gestochen zu werden bei der Kontrolle eines Nestes. Zufällig kann eine Wildbiene auch einmal unter die Kleidung geraten, was das sich bedroht fühlende Weibchen aufgrund der »beengten Verhältnisse« zu einem Stich veranlassen kann.