Größe: 6–7 mm. Männchen mit weißem Clypeus; dieser ist beim Weibchen schwarz. Im Feld durch die geringere Größe von der ebenfalls metallisch blaugrün gefärbten, aber wesentlich selteneren C. chalybea zu unterscheiden.
Die elfenbeinweiße Färbung der Oberlippe (Labrum) und des Kopfschilds (Clypeus) ist für das Männchen von Ceratina cyanea typisch.
Nordwestafrika, fast ganz Europa, nordwärts bis Südschweden, ostwärts bis zum Kaukasus und Ural. – In ganz Deutschland verbreitet und häufig. – Österreich, Schweiz.
Ruderalstellen, alte (Weinberg-)Brachen, Waldränder und Waldlichtungen, Feldhecken; auch im Siedlungsbereich an Ruderalstellen und in Parks.
Eine seit 900 Jahren bewirtschaftete Weinberglandschaft im Oberen Neckartal mit brachgefallenen Terrassen am Oberhang (NSG »Hirschauer Berg«). Die große Strukturvielfalt liefert außer guten Nistmöglichkeiten auch ein reiches Nahrungsangebot für Ceratina cyanea und viele weitere Bienenarten. [Für Großansicht auf Bild klicken]
Nistet in selbstgenagten Hohlräumen in dürren markhaltigen Stengeln und Zweigen von Disteln (Carduus, Onopordum), Königskerzen (Verbascum), Beifuß (Artemisia), Brombeere (Rubus fruticosus), Himbeere (Rubus idaeus), Holunder (Sambucus). (Balles 1939, Daly 1983, Else 1995, Westrich 1989).
Ein Weibchen am Nesteingang in einem dürren Brombeerstengel.
Ein Weibchen beim Ausnagen eines Nistganges im Mark eines dürren Brombeerstengels.
Nest von Ceratina cyanea in einem dürren Brombeerstengel.
Eine erst wenige Tage alte Larve von Ceratina cyanea auf ihrem Futter.
Das folgende kurze Video (4 min 40 sec, 198 MB) zeigt Aktionen an einem dürren, von mir als Nisthilfe angebotenen Brombeerstengel, der bereits von einem Weibchen von Ceratina cyanea besiedelt wurde. Allerdings hat sich ein fremdes Weibchen in das Nest gesetzt, offenbar, um sich den Nistplatz selbst anzueignen. Der Nestinhaber versucht, das fremde Weibchen durch Attacken mit den Mandibeln zum Verlassen zu bewegen, was ihm aber während der Zeit der Filmaufnahmen nicht gelingt. Zwischendurch kommt ein Männchen, das gut an seinem weißen Clypeus zu erkennen ist, und versucht, das im Nesteingang sitzende Weibchen zur Paarung zu bewegen, hat aber keinen Erfolg. Während das bereits mit der Verproviantierung beschäftigte Weibchen sich erneut bemüht, das andere Weibchen zu vertreiben, versucht das Männchen, sich mit dem Weibchen zu paaren. Dieses hat schon Pollen gesammelt, was an dem gelben Pollen in der Schienenbürste zu erkennen ist. [Da die Keulhornbienen recht klein sind, empfehle ich hier den Vollbildmodus; ohne Ton]
Polylektische Art (10 Pflanzenfamilien).
Bisher belegte Pollenquellen
Bislang keine bekannt.
Univoltin. Beide Geschlechter überwintern als unverpaarte Imagines einzeln oder in Gruppen in hohlen Stengeln. Das Ausfliegen und die anschließende Paarung erfolgen erst im darauffolgenden Frühling und je nach Witterung von Ende April bis Anfang Juni. Die Nistaktivitäten beginnen meist im Juni und erstrecken sich bis weit in den Hochsommer.
Die nach wie vor regelmäßig anzutreffende Art ist die am wenigsten wärmeliebende und häufigste Keulhornbienenart. Sie kommt sogar auf Waldlichtungen und auf Kahlschlägen vor, sofern sie dort geeignete Nistmöglichkeiten vorfindet. Im Garten läßt sie sich ebenfalls durch Anbieten geeigneter Nisthilfen (dürre markhaltige Stengel) ansiedeln. Sie ist aktuell im Bestand nicht gefährdet.
Balles, L. (1939): Hymenopterologische Beiträge zur Bienenfauna Badens. 7. Zur Kenntnis der Biologie einiger badischer Ceratina-Arten. – Mitt. bad. Landesver. Naturk. Naturschutz, N.F. 4: 105–119.
Daly, H. V. (1983): Taxonomy and ecology of Ceratinini of North Africa and the Iberian Peninsula (Hymenoptera: Apoidea). – Syst. Ent. 8: 29–62.
Else, G. R. (1995b): The distribution and habits of the small carpenter bee Ceratina cyanea (Kirby, 1802) (Hymenoptera: Apidae). – Br. J. Ent. Nat. Hist. 8: 1–6.
Westrich, P. (1989): Die Wildbienen Baden-Württembergs. 2 Bände, 972 S., 496 Farbfotos; Stuttgart (E. Ulmer). [1990 2., verb. Auflage].
Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands.– 2., aktualisierte Aufl., 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).