Männchen: 8–9 mm.
Schwarz mit weißlicher bis hellgelber Zeichnung. Augen olivgrün. Beine gelb mit schwarzer
Fleckung. Nebengesicht, Clypeus, Mandibeln und Unterseite des Fühlerschaftes hellgelb. Tergite mit je zwei bis vier
weißlichen Flecken. Tergit 7 mit zwei Lappen, dazwischen mit einem winzigen Zähnchen.
Weibchen: 8–9 mm. Tibien schwarz oder rötlichgelb. Gesicht schwarz. Mandibeln mit
hellgelben Flecken. Tergite 1–5 mit je zwei
bis vier weißlichen Flecken, bisweilen
ganz schwarz. Metatarsen außen mit
weißer, wolliger Behaarung. Bauchbürste weiß. Im Feld gut kenntlich. [Großansichten: auf Bild klicken]
In Deutschland südlich des Mittelgebirgsrandes mäßig häufig, im Norddeutschen Tiefland nur zerstreut.
Bevorzugt wie Anthidium oblongatum trockenwarme Lebensräume: Magerrasen, Abwitterungshalden, extensiv beweidete oder brachgefallene Wacholderheiden, Weinbergbrachen, Lehmgruben, Steinbrüche, vereinzelt im Siedlungsbereich auf Ruderalflächen oder in (Stein)Gärten. Teilsiedler.
Aufgelassene Steinbrüche liefern oft alle von Anthidium punctatum für die Brutfürsorge benötigen Requisiten. [Für Großansicht auf Bild klicken]
Nistet in Erdritzen, zwischen aufeinanderliegenden Steinen, in Geröll, einmal unter einem Kiefernzapfen. Das Nest besteht aus 1–4 hintereinander liegenden Brutzellen. Als Baumaterial dienen abgeschabte Pflanzenhaare von Königskerzen (Verbascum), Gewöhnlicher Eselsdistel (Onopordum acanthium), Sand-Strohblume (Helichrysum), Katzenpfötchen (Antennaria dioica) oder Gewöhnlicher Golddistel (Carlina vulgaris). Der Zugang zum Nest wird mit einem Propf aus Pflanzenhaaren, Steinchen, Erdbröckchen und Moospartikeln verschlossen. (Bellmann 1981, Friese 1923, Müller 1931, Nielsen 1934, Westrich 1989, 2019.)
Anthidium punctatum: Ernte von Baumaterial an der Gewöhnlichen Golddistel (Carlina vulgaris).
Die pflanzlichen Haare werden mit den Oberkiefern abgezupft.
Nach und nach werden die Pflanzenhaare unter dem Körper gesammelt.
Kurz vor dem Abflug hat das Weibchen das mit den Mandibeln festgehaltene Baumaterial unter dem Körper zu einem Bausch angehäuft.
Nistplatz von Anthidium punctatum in einer Lehmböschung. Der weiße Pfeil zeigt die Lage der kleinen Höhlung an, in der die Brutzelle angelegt wurde.
Das Weibchen schaut aus der kleinen Höhlung heraus, in der sich die Brutzelle befindet.
Das freigelegte Nest von Anthidium punctatum in der Lehmböschung.
Unter diesem Kiefernzapfen an einem südexponierten Waldrand lag eine Brutzelle von Anthidium punctatum.
Die Brutzelle, die unter dem im vorigen Bild zu sehenden Kiefernzapfen angelegt wurde.
Polylektische Art (3 Pflanzenfamilien) (Müller 1996, Westrich 2019). Am häufigsten werden die Weibchen an Gewöhnlichem Hornklee oder an Wilder Resede beobachtet. Bisher bekannt gewordenene Pollenquellen:
Der größte Teil der von mir untersuchten Pollenladungen enthielt nur Pollen einer Pflanzenart, einige waren Mischladungen aus Pollen von 2 Arten dergleichen Familie (Fabaceae) oder von 2 Familien (Fabaceae, Crassulaceae).
Die Männchen zeigen ein interspezifisches Territorialverhalten an den Nektar- bzw. Pollenquellen der Weibchen.
Vermutlich Stelis punctulatissima.
Univoltin. Flugzeit von Anfang Juni bis Anfang August. Überwinterung als Ruhelarve im Kokon.
Die Art bevorzugt in erster Linie trockenwarme Lebensräume des Offenlandes, kommt aber zerstreut auch in Gärten des Siedlungsraums vor, wenn sich dort artgerechte Strukturen (Nistplatz), Lieferanten von Baumaterial und Nahrungsquellen finden. Diese Requisiten lassen sich gezielt fördern. Eine wirksame Schutzmaßnahme ist auch die Erhaltung, gegebenenfalls auch Unterschutzstellung, und sachgerechte Pflege (Verhinderung der Verbuschung) von Steinbrüchen und anderen Abbaustellen. Rote Liste Deutschland: Vorwarnliste.
Bellmann, H. (1981): Zur Ethologie mitteleuropäischer Bauchsammlerbienen (Hymenoptera, Megachilidae): Osmia bicolor, O. aurulenta, O. rufohirta, Anthidium
punctatum, Anthidiellum strigatum, Trachusa byssina. – Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad.-Württ. 53/54: 477–540.
Friese, H. (1911): Apidae I. Megachilinae. – In: Das Tierreich, 440 S., Berlin.
Müller, A. (1996): Host-plant specialization
in western palearctic Anthidiine bees (Hymenoptera: Apoidea: Megachilidae). – Ecological Monographs 66 (2): 235–257.
Müller, M. (1931): Zur Biologie unserer
Wollbienen (Anthidium F.). – Z. wiss. InsBiol. 26: 141–148.
Nielsen, E. T. (1934): Sur les habitudes des
Hyménoptères aculéates-solitaires. IV.
(Apidae). – Ent. Meddr., 18: 421–472.
Westrich, P. (1989): Die Wildbienen Baden-Württembergs. 2 Bände, 972 S., 496 Farbfotos; Stuttgart (E. Ulmer). [1990 2., verb. Auflage].
Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands.– 2., aktualisierte Auflage, 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).