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Anthidium punctatum

Latreille 1809

male Anthidium punctatum, Männchen

male Anthidium punctatum, Weibchen.

Kennzeichen

Männchen: 8–9 mm. Schwarz mit weißlicher bis hellgelber Zeichnung. Augen olivgrün. Beine gelb mit schwarzer Fleckung. Nebengesicht, Clypeus, Mandibeln und Unterseite des Fühlerschaftes hellgelb. Tergite mit je zwei bis vier weißlichen Flecken. Tergit 7 mit zwei Lappen, dazwischen mit einem winzigen Zähnchen.
Weibchen: 8–9 mm. Tibien schwarz oder rötlichgelb. Gesicht schwarz. Mandibeln mit hellgelben Flecken. Tergite 1–5 mit je zwei bis vier weißlichen Flecken, bisweilen ganz schwarz. Metatarsen außen mit weißer, wolliger Behaarung. Bauchbürste weiß. Im Feld gut kenntlich. [Großansichten: auf Bild klicken]

Anthidium punctatum

Anthidium punctatum, Männchen in Frontalansicht.

Anthidium punctatum

Anthidium punctatum, Weibchen in Frontalansicht.

Verbreitung

In Deutschland südlich des Mittelgebirgsrandes mäßig häufig, im Norddeutschen Tiefland nur zerstreut.

Lebensraum

Bevorzugt wie Anthidium oblongatum trockenwarme Lebensräume: Magerrasen, Abwitterungshalden, extensiv beweidete oder brachgefallene Wacholderheiden, Weinbergbrachen, Lehmgruben, Steinbrüche, vereinzelt im Siedlungsbereich auf Ruderalflächen oder in (Stein)Gärten. Teilsiedler.

Magerrasen

Aufgelassene Steinbrüche liefern oft alle von Anthidium punctatum für die Brutfürsorge benötigen Requisiten. [Für Großansicht auf Bild klicken]

  • Wiese
    Aufgelassene Steinbrüche liefern oft alle von Anthidium punctatum für die Brutfürsorge benötigen Requisiten.

Nistweise

Nistet in Erdritzen, zwischen aufeinanderliegenden Steinen, in Geröll, einmal unter einem Kiefernzapfen. Das Nest besteht aus 1–4 hintereinander liegenden Brutzellen. Als Baumaterial dienen abgeschabte Pflanzenhaare von Königskerzen (Verbascum), Gewöhnlicher Eselsdistel (Onopordum acanthium), Sand-Strohblume (Helichrysum), Katzenpfötchen (Antennaria dioica) oder Gewöhnlicher Golddistel (Carlina vulgaris). Der Zugang zum Nest wird mit einem Propf aus Pflanzenhaaren, Steinchen, Erdbröckchen und Moospartikeln verschlossen. (Bellmann 1981, Friese 1923, Müller 1931, Nielsen 1934, Westrich 1989, 2019.)

Anthidium punctatum

Anthidium punctatum: Ernte von Baumaterial an der Gewöhnlichen Golddistel (Carlina vulgaris).

Anthidium punctatum

Die pflanzlichen Haare werden mit den Oberkiefern abgezupft.

Anthidium punctatum

Nach und nach werden die Pflanzenhaare unter dem Körper gesammelt.

Anthidium punctatum

Kurz vor dem Abflug hat das Weibchen das mit den Mandibeln festgehaltene Baumaterial unter dem Körper zu einem Bausch angehäuft.

Anthidium punctatum Nest

Nistplatz von Anthidium punctatum in einer Lehmböschung. Der weiße Pfeil zeigt die Lage der kleinen Höhlung an, in der die Brutzelle angelegt wurde.


Anthidium punctatum Nest

Das Weibchen schaut aus der kleinen Höhlung heraus, in der sich die Brutzelle befindet.

Anthidium punctatum

Das freigelegte Nest von Anthidium punctatum in der Lehmböschung.

Anthidium punctatum Nest

Unter diesem Kiefernzapfen an einem südexponierten Waldrand lag eine Brutzelle von Anthidium punctatum.

Anthidium punctatum

Die Brutzelle, die unter dem im vorigen Bild zu sehenden Kiefernzapfen angelegt wurde.

Blütenbesuch

Polylektische Art (3 Pflanzenfamilien) (Müller 1996, Westrich 2019). Am häufigsten werden die Weibchen an Gewöhnlichem Hornklee oder an Wilder Resede beobachtet. Bisher bekannt gewordenene Pollenquellen:

  • Crassulaceae
  • Felsen-Fetthenne (Sedum rupestre)
  • Fabaceae
  • Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus)
  • Weißer Steinklee (Melilotus albus)
  • Weiß-Klee (Trifolium repens)
    Luzerne (Medicago sativa)
  • Dornige Hauhechel (Ononis spinosa)
  • Resedaceae
  • Wilde Resede (Reseda lutea)
  • Färber-Resede (Reseda luteola).

Der größte Teil der von mir untersuchten Pollenladungen enthielt nur Pollen einer Pflanzenart, einige waren Mischladungen aus Pollen von 2 Arten dergleichen Familie (Fabaceae) oder von 2 Familien (Fabaceae, Crassulaceae).

Die Männchen zeigen ein interspezifisches Territorialverhalten an den Nektar- bzw. Pollenquellen der Weibchen.

Anthidium punctatum. Ein Männchen beim Blütenbesuch am Hornklee (Lotus corniculatus).

Anthidium punctatum. Ein Weibchen trinkt Nektar im Blütenstand des Habichtskrauts (Hieracium).

  • Anthidium punctatum
    Anthidium punctatum. Ein Männchen beim Blütenbesuch am Hornklee (Lotus corniculatus).
  • Anthidium punctatum
    Anthidium punctatum. Ein Weibchen beim Blütenbesuch an der Futter-Esparsette (Onobrychis viciifolia).
  • Anthidium punctatum
    Der Gewöhnliche Hornklee (Lotus corniculatus) ist bei Anthidium punctatum als Pollenquelle sehr beliebt.
  • Anthidium punctatum
    Auf diesem Foto sieht man, wie das Weibchen von Anthidium punctatum den am Hornklee geernteten, weißen Pollen mit den Hinterbeinen in die Bauchbürste befördert.
  • Anthidium punctatum
    Auch auf der Felsen-Fetthenne (Sedum rupestre) kann man Anthidium punctatum regelmäßig beobachten, manchmal sogar im eigenen Garten.
  • Anthidium punctatum
    Dort, wo es noch Bestände der Berg-Sandrapunzel (Jasione montana) gibt, trifft man gelegentlich auch Anthidium punctatum beim Sammeln des violetten Pollens an.

Kuckucksbienen

Vermutlich Stelis punctulatissima.

Phänologie

Univoltin. Flugzeit von Anfang Juni bis Anfang August. Überwinterung als Ruhelarve im Kokon.

Gefährdung und Schutz

Die Art bevorzugt in erster Linie trockenwarme Lebensräume des Offenlandes, kommt aber zerstreut auch in Gärten des Siedlungsraums vor, wenn sich dort artgerechte Strukturen (Nistplatz), Lieferanten von Baumaterial und Nahrungsquellen finden. Diese Requisiten lassen sich gezielt fördern. Eine wirksame Schutzmaßnahme ist auch die Erhaltung, gegebenenfalls auch Unterschutzstellung, und sachgerechte Pflege (Verhinderung der Verbuschung) von Steinbrüchen und anderen Abbaustellen. Rote Liste Deutschland: Vorwarnliste.

Literatur

Bellmann, H. (1981): Zur Ethologie mitteleuropäischer Bauchsammlerbienen (Hymenoptera, Megachilidae): Osmia bicolorO. aurulenta, O. rufohirta, Anthidium punctatum, Anthidiellum strigatum, Trachusa byssina. – Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad.-Württ. 53/54: 477–540.
Friese, H. (1911): Apidae I. Megachilinae. – In: Das Tierreich, 440 S., Berlin.
Müller, A. (1996): Host-plant specialization in western palearctic Anthidiine bees (Hymenoptera: Apoidea: Megachilidae). – Ecological Monographs 66 (2): 235–257.
Müller, M. (1931): Zur Biologie unserer Wollbienen (Anthidium F.). – Z. wiss. InsBiol. 26: 141–148.
Nielsen, E. T. (1934): Sur les habitudes des Hyménoptères aculéates-solitaires. IV. (Apidae). – Ent. Meddr., 18: 421–472.
Westrich, P. (1989): Die Wildbienen Baden-Württembergs. 2 Bände, 972 S., 496 Farbfotos; Stuttgart (E. Ulmer). [1990 2., verb. Auflage].
Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands.– 2., aktualisierte Auflage, 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).