Männchen:
14–20 mm. Schwarz mit gelber Zeichnung. Abdomen seitlich mit dichten Haarfransen. Tergite 4–6 seitlich mit vorstehenden Ecken oder Zähnen. Tergit 7 mit drei Dornen, der mittlere nur kurz.
Weibchen: 13–15 mm. Schwarz mit gelber Zeichnung. Nebengesicht, Clypeus und Basis der Mandibeln überwiegend gelb. Tergite mit zwei großen, gelben Flecken. Tergite 5 und 6 seitlich mit einer spitzen Ecke. Bauchbürste weißgelb. Mit Anthidium manicatum zu verwechseln.
Anthidium florentinum, Männchen. Hinterleibsende.
Anthidium florentinum, Weibchen. Hinterleibsende.
Südeuropa und südliches Osteuropa, Türkei, östlich bis Turkestan. – In Deutschland nach zwei Nachweisen von Männchen in Heilbronn (Baden-Württemberg) (Schwenninger 2008) und Flörsheim-Dalsheim (Rheinland-Pfalz) (Reder 2018) wurde 2021 die Bodenständigkeit durch ein Pollen sammelndes Weibchen in Mannheim (Reder 2021) bestätigt.
Im Bezugsraum Deutschland noch wenig bekannt. Bisherige Nachweise erfolgten auf einer Bahnbrache, in einem Garten und in einem Park, jeweils im Siedlungsraum. Somit kommen Dörfer und Städte als Lebensräume in Frage. Welche Lebensräume die Art als Ergebnis weiterer Ausbreitung besiedeln wird, bleibt abzuwarten.
Solitäre Art. Nistet in vorgefundenen Hohlräumen unterschiedlicher Form und Größe. In Südeuropa werden auch röhrenförmige Nisthilfen angenommen. Das Nest ist meist ein Haufenbau, in röhrenförmigen Hohlraum auch ein Linienbau aus Pflanzenhaaren, die von Disteln, Weinrebe oder anderen behaarten Pflanzen abgeschabt werden. Teilweise werden auch Flughaare (Pappus) von Disteln genutzt. Die Höhlung mit dem Nest wird mit einem Propfen aus abgeschabten Pflanzenhaaren und Flughaaren versehen, auf die in der Regel eine Schicht mit zerkleinerten Stücken von Laubblättern von Gehölzen mit Hilfe von Speichel aufgebracht wird.
Anthidium florentinum, Weibchen beim Bau einer Brutzelle in einem Acrylglasröhrchen. Neben Pflanzenhaaren werden auch Flughaare von Disteln verwendet.
Anthidium florentinum, Weibchen beim Verarbeiten des Baumaterials. Hier sind die verwendeten Flughaare gut zu sehen.
Anthidium florentinum, Weibchen mit voller Bauchbürste dreht sich im Nesteingang nach der Nektarabgabe um, um den Pollen zu deponieren.
Anthidium florentinum, Weibchen deponiert den Pollen in der Brutzelle, indem es ihn aus der Bauchbürste mit den Hinterbeinen auskämmt.
Das folgende Video (9 min 05 sec, 318 MB) zeigt die Versorgung einer Brutzelle von Anthidium florentinum mit Nektar und Pollen (zweimalige Aktion) sowie das Verschließen des Nestes mit Pflanzenhaaren und zerkleinerten Blattstückchen von Blättern der Weinrebe (drei Aktionen). Das Nest wurde in einem als Nisthilfe gedachten Acrylglasröhrchen angelegt. Die Filmaufnahmen entstanden im Juli 2014 in einem Garten in der Provence. [Ohne Ton! Ich empfehle die Ansicht als Vollbild.]
Polylektische Art (5 Pflanzenfamilien) .
Pollenquellen: Asteraceae, Boraginaceae, Fabaceae,
Lythraceae, Rosaceae (Müller 1996).
Trotz der Polylektie hat der Gewöhnliche Blutweiderich (Lythrum salicaria) offensichtlich eine hohe Bedeutung als Pollenquelle. In den USA wurde die aus dem Iran eingeführte Art als ein sehr effizienter Bestäuber von Luzerne (Medicago sativa) festgestellt (Batra 1976). – Die Männchen
zeigen ein charakteristisches interspezifisches Territorialverhalten, was man an Lythrum-Beständen entlang von Wassergräben gut beobachten kann. Als
Territorium dienen die Nektar- und/oder Pollenquellen der Weibchen, die gegen
»Eindringlinge«, das sind andere Blütenbesucher, verteidigt werden (siehe auch Wirtz et al. 1992).
Sadar et al. (2021) nennen die Pflanzenfamilien Apocynaceae, Asteraceae, Fabaceae und Onagraceae unter dem Begriff »Floral association«. Sie unterscheiden jedoch nicht zwischen Männchen und Weibchen und nicht zwischen dem Erwerb von Nektar und dem Sammeln von Pollen. Daher sind diese Angaben für die Beurteilung des Pollensammelverhaltens wertlos.
Stelis punctulatissima.
Univoltin. Flugzeit von Juni bis September. Überwinterung als Ruhelarve im Kokon.
Die wenigen Nachweise lassen nur eine erste Einschätzung zu. Aufgrund des Auftretens auf einer Bahnbrache, in einem Garten und einem Park scheint die Art anpassungsfähig zu sein. Dies gilt auch für die flexible Nutzung von Pollenquellen. In Südeuropa tritt die Art in ganz unterschiedlichen Lebensräumen auf. Regelmäßig findet man die Art auch im Siedlungsraum.
Batra, S. W. T. (1976): Comparative Efficiency of Alfalfa Pollination by Nomia melanderi, Megachile rotundata, Anthidium florentinum and Pithitis smaragdula (Hymenoptera: Apoidea). – Journal of the Kansas Entomological Society 49 (1): 18–22. JSTOR 25082782.
Pasteels, J.J. (1969): La systématique générique et subgénérique des Anthidiinae Hymenoptera, Apoidea, Megachilidae de l'ancien monde. – Mémoires de la Société Royale d’Entomologie de Belgique 31: 1–148.
Reder, G. (2018): Zweiter Nachweis der Florentiner Wollbiene – Anthidium florentinum (F.) – in Deutschland (Hymenoptera: Apoidea: Megachilidae). – Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 13 (4): 1421–1424.
Landau.
Reder, G. (2021):
Weiterer Nachweis von Anthidium florentinum (Fabricius) in Deutschland (Hymenoptera: Megachilidae). – Mitteilungen des Entomologischen Vereins Stuttgart 56 (1/2): 61–64. Stuttgart.
Sardar, S., Kasparek, M., Rameshkumar, A. & Kazmi, S.I. (20021): Four species of Anthidiine bees (Apoidea: Megachilidae) new to India. – The Canadian Entomologist
1-10. doi:10.4039/tce.2021.55
Schwenninger, H.-R. (2008): Erster belegter Fund von Anthidium florentinum (Fabricius, 1775) in Deutschland (Hymenoptera: Apoidea: Megachilidae). – Mitteilungen des Entomologischen Vereins Stuttgart 43:
3–6. Stuttgart.
Wirtz, P., Kopka, S. & Schmoll, G. (1992): Phenology of two territorial solitary bees, Anthidium manicatum and A. florentinum (Hymenoptera: Megachilidae). – J. Zoology London 228: 641–651.