Andrena vaga, Männchen, Frontalansicht.
Andrena vaga, Weibchen, Frontalansicht.
Männchen: 13–15 mm. Behaarung vorwiegend grauweiß, auf den Tibien und Tarsen gelb, im Gesicht seitlich und oben schwarz. Mandibeln lang, sich überkreuzend. Wangen im Profil hinten gerundet. Tergite schwarz, glatt und zerstreut punktiert. Endränder schwach abgesetzt, glatt, mit einzelnen feinen Punkten. Auffallend ist das 8. Sternit, das vor dem Ende einen nach unten gerichteten, runden, dichten Haarkranz bildet. Weibchen: 14–15 mm. Kopf und Thorax dicht und lang graulichweiß behaart; der Kopf seitlich und oben mit eingestreuten schwarzen Haaren. Hinterleib breit-oval, fast ohne jede Runzelung und Punktierung und daher glänzend, seitlich mit spärlichen hellen Haaren. Schenkel weißlich, Schienen und Tarsen schwarzbraun behaart; Schiensporen rostgelb. – Ähnlich Andrena cineraria, diese aber mit schwarz und hellgrau behaartem Thorax. Im Alpenraum kommt die ähnliche Andrena barbareae vor, doch sind deren Flügel deutlicher verdunkelt und die schwarze Behaarung auf dem Mesonotum ist ausgeprägter.
In ganz Deutschland in geeigneten Lebensräumen, von der Ebene bis in die Mittelgebirge verbreitet. Häufig. Stellenweise in hoher Populationsdichte.
Siedlungsschwerpunkt in Flußauen. Überwiegend in Sand-, Kies- und Lehmgruben, auf Hochwasserdämmen sowie Binnendünen(resten) und Sandheiden. Nester bevorzugt auf ebenen oder schwach geneigten Flächen, z. B. auf Wegen, an Ackerrändern oder auf Dammböschungen und entlang von Bermenwegen, manchmal in recht hartem Boden. Sandiger Untergrund wird bevorzugt, doch findet man die Nester bisweilen auch in Lößlehm und sandigem Lehm.
Andrena vaga besiedelt häufig Sand- und Kiesgruben, aber auch aufgelassene Lehmgruben (Donautal bei Ehingen, 11. April 2021). Eine Kolonie mit zahlreichen Auswurfhügelchen ist im Vordergrund zu sehen. [Für Großansicht auf Bild klicken]
Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde, meist in Kolonien, die manchmal klein (10–20 Weibchen), oft aber ausgesprochen groß sind (1000 bis 10 000 bauende Weibchen, mehr als 30 Nester pro Quadratmeter). Der Nesteingang wird nach dem Verlassen verschlossen. Das Nest hat einen senkrechten Hauptgang, der 25–60 cm tief reicht. An dessen Ende schließen sich bis zu 4 Seitengänge an, die 4–6 cm lang sind und an deren Ende die Brutzellen liegen. Meist enthalten die Nester 4–8 Brutzellen. Die Seitengänge werden nach Fertigstellung und Verproviantierung der Brutzelle mit Erde aufgefüllt. Alte Hauptgänge werden wieder benutzt. (Bischoff 2000, 2001a, 2001b, 2003, Erteld 1998, Exeler et al. 2008, Kocourek 1966, Malyshev 1926, 1936, Moeschler 1938, Müller 1944, Popova 1983, Rezkova et al. 2012, Vleugel 1947.) Die von Friese (1882, 1923) beschriebene traubenartige Nestarchitektur mit Zellen entlang eines Hauptganges stimmt mit Beobachtungen anderer Autoren (Bischoff 2001a, b, Malyshev 1926) nicht überein und wird von Michener & Rettenmeyer (1956) als Mischung mehrerer eng beieinander liegender Nester interpretiert.
Streng oligolektische, auf
Salix (Salicaceae) spezialisierte Art (vgl.
Bischoff et al. 2003, Westrich & Schmidt
1987).
Bisher belegte Pollenquellen:
Sal-Weide (Salix
caprea)
Grau-Weide (Salix cinerea)
Bruch-Weide (Salix fragilis)
Purpur-Weide (Salix purpurea)
Ohr-Weide (Salix
aurita)
Silber-Weide (Salix alba)
Lorbeer-Weide (Salix pentandra)
Schwarz-Weide (Salix nigricans).
Das folgende kurze Video (6 min 13 sec, 221 MB) zeigt zunächst Nistplätze von Andrena vaga im Donautal und in Oberschwaben. Es folgen Grabaktivitäten zur Schaffung eines Hohlraums für das Nest und das Eintragen von Futter, das in den vorgeschaffenen Brutzellen für die Larven deponiert wird. [Das Video kann auch im Vollbildmodus abgespielt werden. Ohne Ton.]
Nomada lathburiana ist regelmäßig an den Nestern anzutreffen; wahrscheinlich kommt auch Sphecodes gibbus in Betracht.
Andrena vaga wird häufig von Stylops parasitiert, siehe diese Dokumentation.
Univoltin. Flugzeit: Mitte März bis Mitte Mai. Überwinterung als Imago (Bischoff 1922).
Die Art ist in ihrem heimischen Bestand nicht gefährdet. Eine hohe Bestandsdichte hat sie vor allem entlang der größeren Flüsse wie Rhein, Main und Donau, aber auch im Binnenland in aufgelassenen Sand- und Kiesgruben sowie Dünenlandschaften und Heiden.
Bischoff, H. (1922): Eine neue Form der Andrena vaga Pz. – Dt. Ent. Z. 1922: 428–429.
Bischoff, I. (2000): Untersuchungen zur
Nisthabitatwahl von Andrena vaga und
Colletes cunicularius (Apidae) in der Wahner Heide (Rheinland). – Beitr. Hymenopt.-
Tagung Stuttgart 2000: 31–36.
Bischoff, I. (2001a): Populationsdynamik,
Sammelstrategien und Nisthabitatwahl
ausgewählter Wildbienen (Hymenoptera,
Apidae) in der Wahner Heide (Rheinland).
– Dissertation, Universität Bonn 2000,
267 S., Aachen (Shaker).
Bischoff, I. (2001b): Die Bienenfauna (Hymenoptera: Apidae) der Wahner Heide. –
Decheniana 154: 145–155; Bonn.
Bischoff, I. (2003): Population dynamics of
the solitary digger bee Andrena vaga Panzer (Hymenoptera, Andrenidae) studied
using mark-recapture and nest counts. –
Population Ecology 45: 197–204.
Erteld, C. (1998): Untersuchungen zur Wildbienenfana der Döberitzer Heide, Lebensgemeinschaft an einem Andrena vaga-Nistplatz und Einnischung von Anthophora bimaculata, Dasypoda hirtipes und
Halictus sexcinctus (Hymenoptera, Apidae). – Dissertation Freie Universität Berlin, 255 S.
Exeler, N., Kratochwil, A. & Hochkirch, A. (2008): Strong genetic exchange among
populations of a specialist bee, Andrena
vaga (Hymenoptera: Andrenidae). – Conservation Genetics 9: 233–1241.
Friese, H. (1882): Beitrag zur Biologie der
Andrena pratensis Nyl. (ovina Kl.). – Ent.
Nachr. 8: 317–319.
Friese, H. (1923): Die europäischen Bienen
(Apidae). – 456 S., Berlin, Leipzig.
Kocourek, M. (1966): Prodromus der Hymenopteren der Tschechoslowakei, Pars 9:
Apoidea, 1. – Acta faun. ent. Mus. nat. Pragae, 12: 1–122.
Malyshev, S. I. (1926): The nesting habits of Andrena F. (Hymenoptera, Apoidea). –
Trav. Natural. Leningrad, Sec. Zool. Physiol.
56 (2): 25–78.
Malyshev, S. I. (1936): The nesting habits of
solitary bees. – Eos, 11: 201–309.
Michener, C. D. & Rettenmeyer, C. W. (1956):
The Ethology of Andrena erythronii with
Comparative Data on Other Species (Hymenoptera, Andrenidae). – Univ. Kansas
Sci. Bull. 37: 645–684.
Moeschler, A. (1938): Ein Beitrag zur Bienenfauna in Ostpreußen, insbesondere der
Kurischen Nehrung. – Schr. Phys.-ökon.
Ges. Königsberg, 70: 243–288.
Müller, Hans (1944): Beiträge zur Kenntnis
der Bienenfauna Sachsens (Hym. Apid.).
– Mitt. dtsch. ent. Ges. 13: 65–108.
Popova, L. M. (1983): A Contribution to
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in the Middle Volga Area. – Vestnik Zoologii, 1983 (3): 46–50.
Rezkova, K., Zakova, M., Zakova, Z. & Straka,
J. (2012): Analysis of nesting behaviour
based on daily observation of Andrena
vaga (Hymenoptera: Andrenidae). – J. Insect Behaviour 25: 24–47.
Vleugel, D. A. (1947): Waarnemingen aan
het gedrag van de Grijze Graafbij (Andrena vaga Panz.) (Hym.). – Entomologische
Berichten 12: 185–192.
Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands.– 2., aktualisierte Auflage, 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).
Westrich, P. & Schmidt, K. (1987): Pollenanalyse, ein Hilfsmittel beim Studium des Sammelverhaltens von Wildbienen (Hymenoptera, Apoidea). – Apidologie, 18: 199–214.