Nach oben
logo

Andrena vaga

Panzer 1799

Sandbienenart

male Andrena vaga, Männchen

male Andrena vaga, Weibchen.

Andrena vaga

male Andrena vaga, Männchen, Frontalansicht.

Andrena vaga

male Andrena vaga, Weibchen, Frontalansicht.

Kennzeichen

Männchen: 13–15 mm. Behaarung vorwiegend grauweiß, auf den Tibien und Tarsen gelb, im Gesicht seitlich und oben schwarz. Mandibeln lang, sich überkreuzend. Wangen im Profil hinten gerundet. Tergite schwarz, glatt und zerstreut punktiert. Endränder schwach abgesetzt, glatt, mit einzelnen feinen Punkten. Auffallend ist das 8. Sternit, das vor dem Ende einen nach unten gerichteten, runden, dichten Haarkranz bildet. Weibchen: 14–15 mm. Kopf und Thorax dicht und lang graulichweiß behaart; der Kopf seitlich und oben mit eingestreuten schwarzen Haaren. Hinterleib breit-oval, fast ohne jede Runzelung und Punktierung und daher glänzend, seitlich mit spärlichen hellen Haaren. Schenkel weißlich, Schienen und Tarsen schwarzbraun behaart; Schiensporen rostgelb. – Ähnlich  Andrena cineraria, diese aber mit schwarz und hellgrau behaartem Thorax. Im Alpenraum kommt die ähnliche Andrena barbareae vor, doch sind deren Flügel deutlicher verdunkelt und die schwarze Behaarung auf dem Mesonotum ist ausgeprägter.

Verbreitung

In ganz Deutschland in geeigneten Lebensräumen, von der Ebene bis in die Mittelgebirge verbreitet. Häufig. Stellenweise in hoher Populationsdichte.

Lebensraum

Siedlungsschwerpunkt in Flußauen. Überwiegend in Sand-, Kies- und Lehmgruben, auf Hochwasserdämmen sowie Binnendünen(resten) und Sandheiden. Nester bevorzugt auf ebenen oder schwach geneigten Flächen, z. B. auf Wegen, an Ackerrändern oder auf Dammböschungen und entlang von Bermenwegen, manchmal in recht hartem Boden. Sandiger Untergrund wird bevorzugt, doch findet man die Nester bisweilen auch in Lößlehm und sandigem Lehm.

Lehmgrube

Andrena vaga besiedelt häufig Sand- und Kiesgruben, aber auch aufgelassene Lehmgruben (Donautal bei Ehingen, 11. April 2021). Eine Kolonie mit zahlreichen Auswurfhügelchen ist im Vordergrund zu sehen. [Für Großansicht auf Bild klicken]

  • Wiese
    Andrena vaga besiedelt häufig Sand- und Kiesgruben, aber auch aufgelassene Lehmgruben.(Donautal bei Ehingen, 11. April 2021). Eine Kolonie mit zahlreichen Nesteingängen ist im Vordergrund zu sehen.

Nistweise

Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde, meist in Kolonien, die manchmal klein (10–20 Weibchen), oft aber ausgesprochen groß sind (1000 bis 10 000 bauende Weibchen, mehr als 30 Nester pro Quadratmeter). Der Nesteingang wird nach dem Verlassen verschlossen. Das Nest hat einen senkrechten Hauptgang, der 25–60 cm tief reicht. An dessen Ende schließen sich bis zu 4 Seitengänge an, die 4–6 cm lang sind und an deren Ende die Brutzellen liegen. Meist enthalten die Nester 4–8 Brutzellen. Die Seitengänge werden nach Fertigstellung und Verproviantierung der Brutzelle mit Erde aufgefüllt. Alte Hauptgänge werden wieder benutzt. (Bischoff 2000, 2001a, 2001b, 2003, Erteld 1998, Exeler et al. 2008, Kocourek 1966, Malyshev 1926, 1936, Moeschler 1938, Müller 1944, Popova 1983, Rezkova et al. 2012, Vleugel 1947.) Die von Friese (1882, 1923) beschriebene traubenartige Nestarchitektur mit Zellen entlang eines Hauptganges stimmt mit Beobachtungen anderer Autoren (Bischoff 2001a, b, Malyshev 1926) nicht überein und wird von Michener & Rettenmeyer (1956) als Mischung mehrerer eng beieinander liegender Nester interpretiert.

  • andrena_vaga_P111250.jpg
    Ein Nistplatz von Andrena vaga mit zahlreichen Nestern in einer Lehmgrube im Donautal bei Ehingen. (11. April 2021).
  • andrena_vaga_09A_0353.jpg
    Ein reich besiedelter Nistplatz von Andrena vaga in einer aufgelassenen Kiesgrube im Oberrheingraben bei Karlsruhe. (6. April 2009).

Blütenbesuch

Streng oligolektische, auf Salix (Salicaceae) spezialisierte Art (vgl. Bischoff et al. 2003, Westrich & Schmidt 1987).
Bisher belegte Pollenquellen:
Sal-Weide (Salix caprea)
Grau-Weide (Salix cinerea)
Bruch-Weide (Salix fragilis)
Purpur-Weide (Salix purpurea)
Ohr-Weide (Salix aurita)
Silber-Weide (Salix alba)
Lorbeer-Weide (Salix pentandra)
Schwarz-Weide (Salix nigricans).

Andrena vaga. Ein Weibchen kurz vor dem Verlassen seines Nestes.

Ein Weibchen von Andrena vaga vor dem Nesteingang.

Andrena vaga. Ein Weibchen schlüpft in sein Bodennest.

Ein Weibchen von Andrena vaga ist mit Weiden-Pollen (Salix) vollbeladen an seinem Nestplatz gelandet.

Der hellgelbe Weiden-Pollen wird nicht nur in der Schienenbürste, sondern auch in Haarlocken des Propodeums gespeichert.

Paarungswillige Männchen überfallen am Nistplatz regelmäßig auch Weibchen, die gerade von ihrem Sammelflug zurückgekehrt sind. Dabei kommt es aber nicht mehr zur Paarung, weil die Weibchen die Männchen abwehren.

  • Andrena vaga
    Andrena vaga. Ein Weibchen kurz vor dem Verlassen seines Nestes.
  • Andrena vaga
    Ein Weibchen von Andrena vaga vor dem Nesteingang.
  • Andrena vaga
    Andrena vaga. Ein Weibchen schlüpft in sein Bodennest.
  • Andrena vaga
    Ein Weibchen von Andrena vaga ist mit Weiden-Pollen (Salix) vollbeladen an seinem Nestplatz gelandet.
  • Andrena vaga
    Der hellgelbe Weiden-Pollen wird nicht nur in der Schienenbürste, sondern auch in Haarlocken des Propodeums gespeichert.
  • andrena_vaga
    Paarungswillige Männchen überfallen am Nistplatz regelmäßig auch Weibchen, die gerade von ihrem Sammelflug zurückgekehrt sind. Dabei kommt es aber nicht mehr zur Paarung, weil die Weibchen die Männchen abwehren.

video Das folgende kurze Video (6 min 13 sec, 221 MB) zeigt zunächst Nistplätze von Andrena vaga im Donautal und in Oberschwaben. Es folgen Grabaktivitäten zur Schaffung eines Hohlraums für das Nest und das Eintragen von Futter, das in den vorgeschaffenen Brutzellen für die Larven deponiert wird. [Das Video kann auch im Vollbildmodus abgespielt werden. Ohne Ton.]

Kuckucksbienen

Nomada lathburiana ist regelmäßig an den Nestern anzutreffen; wahrscheinlich kommt auch Sphecodes gibbus in Betracht.
Andrena vaga wird häufig von Stylops parasitiert, siehe diese Dokumentation.

Phänologie

Univoltin. Flugzeit: Mitte März bis Mitte Mai. Überwinterung als Imago (Bischoff 1922).

Gefährdung und Schutz

Die Art ist in ihrem heimischen Bestand nicht gefährdet. Eine hohe Bestandsdichte hat sie vor allem entlang der größeren Flüsse wie Rhein, Main und Donau, aber auch im Binnenland in aufgelassenen Sand- und Kiesgruben sowie Dünenlandschaften und Heiden.

Literatur

Bischoff, H. (1922): Eine neue Form der Andrena vaga Pz. – Dt. Ent. Z. 1922: 428–429.
Bischoff, I. (2000): Untersuchungen zur Nisthabitatwahl von Andrena vaga und Colletes cunicularius (Apidae) in der Wahner Heide (Rheinland). – Beitr. Hymenopt.- Tagung Stuttgart 2000: 31–36.
Bischoff, I. (2001a): Populationsdynamik, Sammelstrategien und Nisthabitatwahl ausgewählter Wildbienen (Hymenoptera, Apidae) in der Wahner Heide (Rheinland). – Dissertation, Universität Bonn 2000, 267 S., Aachen (Shaker).
Bischoff, I. (2001b): Die Bienenfauna (Hymenoptera: Apidae) der Wahner Heide. – Decheniana 154: 145–155; Bonn.
Bischoff, I. (2003): Population dynamics of the solitary digger bee Andrena vaga Panzer (Hymenoptera, Andrenidae) studied using mark-recapture and nest counts. – Population Ecology 45: 197–204.
Erteld, C. (1998): Untersuchungen zur Wildbienenfana der Döberitzer Heide, Lebensgemeinschaft an einem Andrena vaga-Nistplatz und Einnischung von Anthophora bimaculata, Dasypoda hirtipes und Halictus sexcinctus (Hymenoptera, Apidae). – Dissertation Freie Universität Berlin, 255 S.
Exeler, N., Kratochwil, A. & Hochkirch, A. (2008): Strong genetic exchange among populations of a specialist bee, Andrena vaga (Hymenoptera: Andrenidae). – Conservation Genetics 9: 233–1241.
Friese, H. (1882): Beitrag zur Biologie der Andrena pratensis Nyl. (ovina Kl.). – Ent. Nachr. 8: 317–319.
Friese, H. (1923): Die europäischen Bienen (Apidae). – 456 S., Berlin, Leipzig.
Kocourek, M. (1966): Prodromus der Hymenopteren der Tschechoslowakei, Pars 9: Apoidea, 1. – Acta faun. ent. Mus. nat. Pragae, 12: 1–122.
Malyshev, S. I. (1926): The nesting habits of Andrena F. (Hymenoptera, Apoidea). – Trav. Natural. Leningrad, Sec. Zool. Physiol. 56 (2): 25–78.
Malyshev, S. I. (1936): The nesting habits of solitary bees. – Eos, 11: 201–309.
Michener, C. D. & Rettenmeyer, C. W. (1956): The Ethology of Andrena erythronii with Comparative Data on Other Species (Hymenoptera, Andrenidae). – Univ. Kansas Sci. Bull. 37: 645–684.
Moeschler, A. (1938): Ein Beitrag zur Bienenfauna in Ostpreußen, insbesondere der Kurischen Nehrung. – Schr. Phys.-ökon. Ges. Königsberg, 70: 243–288.
Müller, Hans (1944): Beiträge zur Kenntnis der Bienenfauna Sachsens (Hym. Apid.). – Mitt. dtsch. ent. Ges. 13: 65–108.
Popova, L. M. (1983): A Contribution to the Knowledge of Andrenid Bees Biology in the Middle Volga Area. – Vestnik Zoologii, 1983 (3): 46–50.
Rezkova, K., Zakova, M., Zakova, Z. & Straka, J. (2012): Analysis of nesting behaviour based on daily observation of Andrena vaga (Hymenoptera: Andrenidae). – J. Insect Behaviour 25: 24–47.
Vleugel, D. A. (1947): Waarnemingen aan het gedrag van de Grijze Graafbij (Andrena vaga Panz.) (Hym.). – Entomologische Berichten 12: 185–192.
Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands.– 2., aktualisierte Auflage, 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).
Westrich, P. & Schmidt, K. (1987): Pollenanalyse, ein Hilfsmittel beim Studium des Sammelverhaltens von Wildbienen (Hymenoptera, Apoidea). – Apidologie, 18: 199–214.

Andrena barbareae
Andrena cineraria
Nomada lathburiana