Männchen: 8–10 mm. Behaarung vorwiegend gelbbraun, auf dem Thoraxrücken rotbraun. Flügel mit zwei Cubitalzellen ! Tergite grob und dicht punktiert. Endränder 2–4 abgesetzt mit lockeren Haarbinden. Im Feld mit A. haemorrhoa zu verwechseln. Auf lockere Tergitbinden achten! Weibchen: 10–12 mm. Behaarung überwiegend gelbbraun, Mesonotum rostrot, später verblassend. Endfranse hellbraun. Schienenbürste gelb. Flügel mit nur zwei Cubitalzellen ! Tergite grob und sehr dicht punktiert mit abgesetzten Endrändern, Tergite 2–4 mit schmalen Endfransen. Spezieller Blütenbesuch !
Andrena lagopus gehört zu den sehr seltenen atlantomediterranen Arten, denes es gelungen ist, ihr Areal um den Alpenbogen herum nach Osten zu erweitern. – In Deutschland südlich des nördlichen Mittelgebirgsrandes in Lagen unter 500 m weit verbreitet und mit Tendenz zur Ausbreitung (siehe Literaturangaben in Westrich 2019). Mäßig häufig.
Zweischürige Wirtschaftswiesen, Streuobstwiesen, Hochwasserdämme, Kiesgruben, Ruderalstellen, auch im Siedlungsbereich an Ruderalstellen und in Gärten. Besonders häufig wird die Art auf Rapsäckern angetroffen, selbst in ausgeräumten Agrarlandschaften, die kaum Kleinstrukturen aufweisen und sich durch große Schläge auszeichnen. Auch Ruderalstellen mit Barbarakraut und Ackersenf haben im Spektrum der Teillebensräume einen hohen Anteil. Regelmäßig ist A. lagopus selbst an kleinsten Ruderalstellen zu beobachten. In Gärten sind es meistens blühende Gemüsekohlsorten, die für die Art sehr attraktiv sind, sowie Zierpflanzen. – Während die Art in Deutschland Offenland besiedelt (Westrich & Schwenninger 1997), fanden Zettel, Hölzler & Mazzucco (2002) sie in Österreich auch in lichten Wäldern, auf Waldichtungen oder unter Gebüsch am Waldrand; sie vermuten deshalb eine Bevorzugung lichter Wälder als Lebensraum.
Zwei charakteristische Lebensräume von Andrena lagopus in Süddeutschland.
Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde. Nester wurden von C. Mohra im Boden einer Wiese gefunden.
Oligolektische, auf Brassicaceae (Kreuzblütler) spezialisierte Art. Bisher bekannt gewordene Pollenquellen:
Männchen wurde an Färberwaid (Isatis tinctoria), Acker-Schmalwand (Arabidopsis thaliana), an Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) und an Orientalischem Zackenschötchen (Bunias orientalis) beobachtet. – Zum Blütenbesuch äußern sich Kraus (2010) und Blösch (2008), der die Bedeutung von Wiesen-Löwenzahn (Taraxacum officinale ) als Nektarquelle hervorhebt. Die Nutzung von Nicht-Brassicaceae als Nektarquellen durch Brassicaceae-Spezialisten entspricht dem bekannten Blütenbesuchsverhalten solcher oligolektischer Arten.
Das folgende Video (1 min 40 sec, 110 MB) zeigt den Blütenbesuch eines Weibchens, insbesondere das Sammeln von Pollen und den Erwerb des Nektars an Raps (Brassica napus), einer sehr attraktiven und ergiebigen Futterquelle. Während des Blütenbesuchs versucht ein Männchen, sich mit ihm zu paaren. In dieser Lebensphase werden Männchen jedoch abgewehrt, da die Paarung in der Regel schon bald nach dem Schlüpfen des Weibchens, oft beim ersten Blütenbesuch, erfolgt. [Full-HD-Modus möglich, ohne Ton.]
Unbekannt.
Univoltin. Flugzeit von Mitte April bis Ende Mai (vereinzelt bis Mitte Juni).
Die ursprünglichen Lebensräume von Andrena lagopus waren vermutlich die natürlichen Standorte von Barbarea vulgaris entlang der großen Flüsse. Deren Begradigung verschlechterte die Lebensraumqualität in den entsprechenden Regionen. Deshalb wurden sekundäre Lebensräume, in denen Kreuzblütler als Futterpflanzen vorkommen, immer wichtiger. Deshalb sind heute Ruderalstellen und kurzlebige Ackerbrachen in der Offenlandschaft und im Siedlungsraum von hoher Bedeutung, nicht nur für die hier behandelte Sandbienenart. Auch der Rapsanbau hat sich auf die Bestandsentwicklung positiv ausgewirkt und wird die Sandbiene solange fördern, wie er als Nutzpflanze großflächig kultiviert wird. Ähnliches gilt für die verschiedenen Gemüsekohlsorten, wenn diese der Saatgutgewinnung dienen oder mangels Verwertung im Hausgarten im Frühling zum Blühen kommen können. Durch die Ausweisung von Naturschutzgebieten dürfte Andrena lagopus kaum zu erhalten sein, eher durch öffentlich gefördete Maßnamen des Vertragsnaturschutzes, durch die an geeigneten Standorten die artspezifischen Pollenquellen durch Bewirtschaftung oder Pflege gezielt gefördert werden. Im eigenen Garten kann die Sandbiene durch die Kultur der weiter oben genannten Pollenquellen gut unterstützt werden.
Drei Möglichkeiten der Förderung von Andrena lagopus im Hausgarten.
Blösch, M. (2008): Zum Blütenbesuch der zweizelligen Sandbiene Andrena lagopus (Latreille, 1809) (Hymenoptera: Apidae). – bembiX 27: 3–5.
Kraus, M. (2010): Verbreitung einiger Hymenopteren an Brassicaceae in Nordbayern (Hymenoptera: Symphyta, Tenthredinidae; Aculeata, Apidae). – NachrBl. bayer. Ent. 59: 63–71.
Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands. – 2., aktualisierte Auflage, 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).
Westrich, P. & Schwenninger, H.R. (1997): Habitatwahl, Blütennutzung und Bestandsentwicklung der Zweizelligen Sandbiene (Andrena lagopus Latr.) in Südwest-Deutschland (Hymenoptera, Apidae). – Z. Ökologie u. Naturschutz 6: 33–42; Jena.
Zettel, H., Hölzler, G. & Mazzucco, K. (2002): Anmerkungen zu rezenten Vorkommen und Arealerweiterungen ausgewählter Wildbienen-Arten (Hymenoptera: Apidae) in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland (Österreich). – Beiträge zur Entomofaunistik 3: 33–58.