Männchen: 14–16 mm. Clypeus und gelegentlich Flecken daneben weißlich. Alle Tergite schwarz oder die ersten zwei rot, glatt, zerstreut punktiert, 2–4 mit lockeren Haarbinden. Weibchen: 14–16 mm. Endfranse goldgelb. Schienenbürste zweifarbig goldgelb und weiß. Alle Tergite schwarz oder die ersten zwei rot, 2–4 mit schmalen Haarbinden. Spezieller Blütenbesuch ! [Großansichten: auf Bild klicken]
Das Männchen von Andrena hattorfiana ist an seinem weißen Clypeus (Kopfschild) zu erkennen. Beachte die großen Pollenkörner der Wiesen-Witwenblume.
Fast ganz Europa; nordwärts bis 63 °n. Br. In den Schweizer Alpen bis 2000 m. – In Deutschland weit verbreitet, von der Ebene bis in die höheren Lagen der Mittelgebirge. Mäßig häufig.
Trockene Fettwiesen, Streuobstwiesen, Hochwasserdämme, Magerrasen, Waldränder. Nester auf schütter bewachsenen, horizontalen oder mäßig geneigten Flächen. Keine Bevorzugung bestimmter Bodenarten. Maßgeblich für ein Vorkommen sind ausreichende Bestände der Pollenquellen.
Wo in Wiesen noch so schöne Bestände der Witwenblume blühen, gibt es für Andrena hattorfiana keinen Mangel an Nahrungspflanzen und Nistplätzen.[Für Großansicht auf Bild klicken]
Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde. Die offensichtlich sehr schwer zu findenden Nester blieben lange unbekannt. 2004 in Schweden entdeckte Nester (Larsson & Franzén 2007) waren auf mehr oder weniger ebenen, nur schütter bewachsenen Flächen angelegt: auf einer traditionell bewirtschafteten Heuwiese, auf einer Pferdeweide und auf einem Trampelpfad. Die Nester hatten keinen Tumulus und der Nesteingang war oft unter einer Rosette des Kleinen Habichtskrauts (Hieracium pilosella) versteckt. Die Brutzellen lagen rund 18 cm tief im Boden, am Ende von Seitengängen, die von einem nahezu senkrechten, rund 17 cm langen Hauptgang abgingen. Ein Nest enthält vermutlich bis zu 6 Brutzellen. A. Krebs fand ein Nest im Wiesenboden zwischen den Pflanzen der Wiesenkräuter.
Nest von Andrena hattorfiana zwischen den krautigen Pflanzen einer Wiese. [Foto: Albert Krebs, www.e-pics.ethz.ch/de/home/ (Lizenz CC BY-SA 4.0)]
Dieses Weibchen von Andrena hattorfiana ist gerade von einem Sammelflug zurückgekehrt. [Foto: Albert Krebs, www.e-pics.ethz.ch/de/home/ (Lizenz CC BY-SA 4.0)]
Oligolektische, auf Vertreter der Unterfamilie Dipsacoideae (früher Familie Dipsacaceae) innerhalb der Caprifoliaceae (Geißblattgewächse) spezialisierte Art. In Mitteleuropa ist die Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis) die Hauptpollenquelle. Daneben werden während der mehrwöchigen Flugzeit auch die Wald-Witwenblume (Knautia maxima) sowie die Balkan-Witwenblume (Knautia drymeia) und als Zierpflanzen die Mazedonische Witwenblume (Knautia macedonica) genutzt. Im Sommer wird auch die Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria) besammelt. Für die rund 10,3 Tage dauernde Verproviantierung eines Nestes werden auf 66 Sammelflügen 72 Blütenstände benötigt, die 11 Pflanzen von Knautia arvensis entsprechen (Larsson & Franzén 2007).
Auch die Männchen besuchen vorwiegend Knautien, vereinzelt auch andere Nektarquellen.
Das folgende Video (3 min 35 sec, 142 MB) zeigt den Blütenbesuch von Andrena hattorfiana zunächst an Knautia arvensis (Wiesen-Knautie) und dann an der dunkleren Knautia macedonica (Mazedonische Knautie). Zunächst ist ein Bestand von Knautia arvensis zu sehen, wo in der linken Bildhälfte ein Weibchen bereits Pollen erntet, während ein Männchen von links angeflogen kommt, auf einem Blütenstand rechts landet und sofort mit dem Trinken von Nektar beginnt. Dann ist zweimal ein Männchen zu sehen, das ausgiebig Nektar trinkt. Gut ist der weiße Clypeus (Kopfschild) zu sehen, ein typisches Merkmal des Männchens dieser Art. Wenn die Blüten in der weiblichen Phase sind, bieten sie keinen Pollen mehr, aber noch Nektar, der auch reich genutzt wird. Einmal ist kurz ein Männchen zu sehen, das sich in Paarungsabsicht auf ein Weibchen stürzt, aber nicht zur Paarung kommt. Dann sehen wir Weibchen, die den typisch rosaroten Pollen von Knautia arvensis sammeln, während am Ende des Videos Knautia macedonica zu sehen ist, deren Pollen hellrosa ist.
Die Filmaufnahmen entstanden im Mai und Juni 2019/2021 in meinem Garten. [Ohne Ton! Ich empfehle die Großansicht (Vollbild).]
Wespenbienenart Nomada armata.
Univoltin. Flugzeit von Mai bis Ende August. Es gibt Hinweise auf eine möglicherweise partielle 2. Generation.
Die Art fehlt vielerorts bereits, ist aber regional noch mäßig häufig. Durch die ungemein intensivierte Nutzung des Grünlands und den hierdurch verursachten enormen Rückgang von mageren Wiesen ist sie vielerorts zurückgegangen und daher gefährdet. Durch die Anlage von Wiesen mit größeren Beständen von Knautien und Skabiosen sowie durch die Kultur von Arten der Gattungen Knautia und Scabiosa in Staudenpflanzungen in Gärten und Parks kann diese hübsche Sandbiene wirksam gefördert werden. Speziell die Mazedonische Witwenblume ergänzt das Pollenangebot in sehr guter Weise und trägt dazu bei, diese Sandbiene im Siedlungsbereich erfolgreich zu fördern, wenn im Offenland alle Witwenblumen abgemäht sind oder durch intensive Wiesennutzung bereits ganz fehlen. Im Bereich der Nistansprüche ist eine Förderung der im Boden nistenden Art bislang nicht möglich.
Rote Liste Deutschland: Gefährdet (3).
Larsson, M. & Franzén, M. (2007): Critical resource levels of pollen for the declining bee Andrena hattorfiana (Hymenoptera, Andrenidae). – Biol. Conserv. 134: 405–414.