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Neues zur Asiatischen Mörtelbiene (Megachile sculpturalis)

Frühes Erscheinen im Jahr 2018

Das Jahr 2018 hat sich bislang durch außergewöhnliches Wetter ausgezeichnet. Bereits der April und Mai wiesen Rekordwerte auf. Seither gab es immer wieder vergleichsweise hohe Tagestemperaturen und vor allem im Norden und Nordosten Deutschlands eine große Trockenheit. Sieht man einmal davon ab, daß bei lang anhaltender Trockenheit Pollenquellen rascher verblühen und verdorren und sich damit das Futterangebot verringert, waren zumindest die Temperaturen und der viele Sonnenschein für Wildbienen sehr günstig. Dies hat sich bereits im April und Mai gezeigt, wo manche Bienenarten bis zu 14 Tage früher geschlüpft sind und daher früher als im Durchschnitt der zurückliegenden Jahre zu beobachten waren. »Meine« Holzbienen (Xylocopa violacea), fünf an der Zahl, haben in diesem Jahr so früh wie noch nie mit der Verproviantierung der ersten Brutzelle begonnen. Als Beispiel kann auch die Asiatische Mörtelbiene angeführt werden. Am 30. Juni 2018 erhielt ich von Christian Treitner aus Wien folgende Nachricht: »Über einen Monat früher fliegen heuer gleich 20 Männchen der M. sculpturalis mit Gebrause um meinen Kopf. Im Vorjahr waren es insgesamt nur vier gewesen.« Das frühe Erscheinen konnte auch an anderen Fundorten nördlich der Alpen beobachtet werden. Die starke Vermehrung, wie sie C. Treitner in Wien festgestellt hat, trägt sicher zur weiteren Verbreitung der Art bei, insbesondere, wenn von der Zunahme auch die Weibchen betroffen sind.

Erste Brutnachweise aus Freiburg im Breisgau

Im vergangenen Jahr wurde mir bereits ein Fund eines Exemplars aus Freiburg i. Br. gemeldet, allerdings ohne Brutnachweis. In den vergangenen drei Wochen erhielt ich von Dr. Claudia Gack, von Jürgen Degen und von Ulrich vor dem Esche Meldungen von nistenden Weibchen von drei unterschiedlichen Fundorten in Freiburg. C. Gack teilte mir mit, sie hätte die Art bereits im vergangenen Jahr in ihren Nisthilfen am Haus brütend beobachtet. Alle haben ihrer Nachricht Fotos als Belege beigefügt. In zwei Fällen befand sich ein Bestand des Japanischen Schnurbaums (Styphnolobium japonicum) unweit des Nistplatzes. Die typische Farbe des Pollens in der Bauchbürste eines Weibchen ließ ebenfalls auf Schnurbaum-Pollen schließen.

Megachile sculpturalis

Ein Weibchen von Megachile sculpturalis im Anflug an sein Nest in einer Nisthilfe in Freiburg i. Br. Die Bauchbürste ist vollbeladen mit dem Pollen des Schnurbaums (Foto: C. Gack, Juli 2018).

Herr Felix Fornoff (Universität Freiburg i. Br.) hat mir am 25. Juli 2018 mitgeteilt, daß er Megachile sculpturalis auch in Gundelfingen nördlich von Freiburg beim Nestbau beobachtet hat. Da er die Art auch in China kennengelernt und Nester untersucht hat, wird es besonders spannend sein herauszufinden, ob und wenn ja welche Unterschiede es in der Nistweise gibt. Gleiches gilt für Gegenspieler, von denen er einige in China festgestellt hat, die aber in Europa bislang noch nicht nachgewiesen wurden.

Auch auf der Insel Mainau

Herr Fornoff hat mir jüngst berichtet, daß von Frau von Königslöw fünf Individuen der Art am 30. Juli 2018 auch auf der Insel Mainau im dortigen »Insektenhaus« beobachtet und fotografiert wurden.

Eine neue, bislang unbekannte Pollenquelle

Am 19. Juli 2018 erhielt ich von Friederike Rickenbach aus der Schweiz eine Nachricht, der sie drei mit freundlicherweise überlassene Fotos beigefügt hatte, die den folgenden Befund belegen und die ich hier zeige. F. Rickenbach hat im Tessin (Südschweiz) im Juli Megachile sculpturalis »in grosser Zahl« bei der Nektaraufnahme und bei der Pollenernte an der Samthaarigen Stinkesche (Tetradium daniellii) beobachtet. Diese wegen der hohen Attraktivität für Honigbienen auch als »Bienenbaum« bekannte Baumart war bislang als Futterpflanze von M. sculpturalis nicht bekannt. Sie gehört zur Familie Rutaceae (Rautengewächse), von der lediglich die Ovale Kumquat (Citrus japonica) als Nahrungspflanze von M. sculpturalis gemeldet war (Quaranta et al. 2014). Allerdings geben die Autoren weder den Zweck des Blütenbesuchs noch das Bienengeschlecht an. Le Féon et al. (2018) listen zwar eine Reihe von Nahrungspflanzen auf, worunter sich jedoch keine Art der Familie Rutaceae befindet.

In Süddeutschland sind in diesen, besonders warmen Tagen die ersten Blütchen der Stinkesche aufgeblüht, wie ich im Botanischen Garten der Universität Tübingen feststellen konnte. Es wird noch einge Tage dauern, bis die Masse der Blüten aufblüht. Es ist naheliegend, daß ich nun ein besonders Augenmerk auf dieses Gehölz haben werde. Bemerkenswert ist, daß die Stinkesche in China und Korea heimisch ist und somit wie der Schnurbaum im natürlichen Verbreitungsgebiet der Asiatischen Mörtelbiene vorkommt.

Megachile scupturalis

Dieses Belegfoto aus dem Tessin zeigt Weibchen von Megachile sculpturalis beim Blütenbesuch an der Samthaarigen Stinkesche (Tetradium daniellii) (Foto: Friederike Rickenbach, Juli 2018).

Megachile scupturalis

Links ist ein Männchen bei der Nektaraufnahme, rechts ein Weibchen von Megachile sculpturalis bei der Pollenernte an Tetradium daniellii zu sehen (Foto: Friederike Rickenbach, Juli 2018).

Megachile scupturalis

Die Bauchbürste (Scopa) von Megachile sculpturalis ist gut mit Pollen gefüllt. Die Farbe des Baumpollens und des Pollens in der Scopa sind identisch und bestätigen die Blütenbesuchsbeobachtungen und die Nutzung von Tetradium daniellii als Pollenquelle (Foto: Friederike Rickenbach, Juli 2018).

Bisherige Nachweise nördlich der Alpen

Die hier früher eingestellte Karte wurde vorübergehend entfernt und wird neu erstellt. Sie zeigte die bisherigen nördlich der Alpen bekannt gewordenen Nachweise von Megachile sculpturalis in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich.

Literatur

Le Féon, V., Aubert, M., Genoud, D., Andrieu-Ponel, V., Westrich, P. & Geslin, B. (2018): Range expansion of the Asian native giant resin bee Megachile sculpturalis (Hymenoptera, Apoidea, Megachilidae) in France. – Ecoloy and Evolution 8: 1534–1542

Quaranata, M., Sommaruga, A., Balzarini, P. & Felicioli, A. (2014): A new species for the bee fauna of Italy: Megachile sculpturalis continues its colonization of Europe. – Bulletin of Insectology 67 (2): 287–293.

Erst am 19. Juli 2019 erhielt ich Kenntnis von der folgenden Publikation, die die oben beschriebenen Beobachtungen enthält:

Rickenbach, F. (2018): Neue Bestäuberin von Bienenbäumen: die Asiatische Mörtelbiene. – Schweizerische Bienen-Zeitung 09/2018: 14–17.

Dank:

Ich bedanke mich herzlich bei Frau Dr. Gack, Herrn Degen, Herrn vor dem Esche, Herrn Fornoff und Frau Rickenbach für die wertvollen Mitteilungen ihrer Beobachtungen und für die Belegfotos.

2018 erstmals auch in Spanien nachgewiesen

Wie spanische Autoren (Aguado et al. 2018) jüngst berichteten, wurde Megachile sculpturalis im Sommer 2018 auch in Spanien und dort an mehreren Orten in Katalonien nachgewiesen.

Aguado, O., Hernández-Castellano, C., Bassols, E., Miralles, M., Navarro, D., Stefanescu, C. & Vicens, N. (2018): Megachile (Callomegachile ) sculpturalis Smith, 1853 (Apoidea: Megachilidae): a new exotic species in the Iberian Peninsula, and some notes about its biology. – Butlleti de la Institució Catalana d'Història Natural 82: 157– 162. Download der Publikation .

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22. Juli 2018, 9. August 2018, 24. Oktober 2018