Seit dem 12. September sind mir durch einen Fotobeleg von Frau Dobler und durch telefonische Übermittlung meiner Kollegen M. Herrmann, F. Amiet und M. Edwards dankenswerterweise weitere Nachweise von Colletes hederae bekannt geworden:
An diesen Fundorten war Colletes hederae trotz teils gezielter Kontrollen in den vergangenen Jahren nicht nachgewiesen worden. Dies läßt vermuten, daß es sich bei diesen wie auch bei dem Mössinger Vorkommen um Neubesiedlungen handelt. Woher die vielen Weibchen kommen und wie diese offensichtliche Ausbreitung (Invasion?) vonstatten ging, darüber bin ich in einem intensiven Informations- und Gedankenaustausch mit meinen Kollegen. Die Entwicklung hat uns sehr überrascht und wir sind gespannt, wie sich dieses Phänomen weiter gestaltet.
Je mehr Daten wir über die Verbreitung der Efeu-Seidenbiene und über Nistplätze, sei es in Sandkästen oder an anderen geeigneten Orten, haben, umso besser läßt sich dieses Phänomen beurteilen. Deshalb würden wir uns freuen, wenn wir erfahren würden, an welchen Orten sich diese Art noch zeigt. Eine gezielte Suche in Sandkästen könnte erfolgversprechend sein, ebenso wie eine Kontrolle von blühenden Efeu-Sträuchern. Meldungen können über die E-Mail-Adresse erfolgen. Glaubhafte Belege sind Fotos (auch digital) oder Bienenexemplare z.B. von Totfunden am Nistplatz. Die Adresse für eine Zusendung per Post befindet sich auf der Kontaktseite.
In allen Fällen, in denen Kindergärten von der Besiedlung durch Efeu-Seidenbienen betroffen waren, herrschte zunächst große Aufregung, da vor allem die Eltern befürchteten, daß ihre Kinder von den Bienen gestochen würden und dadurch ihre Gesundheit gefährdet sei. Bisher ist jedoch nach meiner Kenntnis kein Kind zu Schaden gekommen. Hierzu ist folgendes zu sagen:
Die Seidenbienen sind völlig friedfertig. Selbst
die Beobachtung unmittelbar im Nistbereich bedeutet weder für Kinder noch
für
Erwachsene eine Gefahr. Nicht verschwiegen werden soll allerdings, daß die Bienenweibchen
(und nur die) einen Stachel haben, den sie aber nur einsetzen, wenn sie sich
durch Druck auf ihren Körper bedroht fühlen. Das heißt: Keine
Bienen fangen oder mit den Fingern bzw. in der Hand drücken. Aber
selbst wenn in einem solchen, leicht vermeidbaren Fall ein Stich erfolgen sollte,
so erschrickt man zwar, der »Pikser« ist aber nach
höchstens 5 (fünf)
Minuten nicht mehr zu spüren und eine Schwellung tritt nicht ein. Der Grund:
Der Stachel wird nur in der höchsten Not eingesetzt, er ist viel schwächer
als bei der Honigbiene und die abgegebene Giftmenge ist deutlich geringer. Beim
unvorsichtigen Abnehmen von Pollen für eine mikroskopische Analyse bin ich
selbst von einem Weibchen in den Finger gestochen worden, so daß ich die oben
beschriebene, vergleichsweise harmlose Wirkung selbst erfahren habe. Die unvergleichlich
häufiger
auftretenden Stiche von Honigbienen oder »Zwetschgenkuchenwespen« sind
viel schmerzhafter, der Schmerz dauert viel länger an und es kommt häufig
zu mehr oder wenigen starken Schwellungen.
Die Brutzeit der Efeu-Seidenbiene dürfte dieses Jahr bis etwa Mitte Oktober
dauern. Solange sollten die Nistplätze am besten in Ruhe gelassen werden.
Dann sterben die Nestmütter und der Sandkasten kann bis Ende August 2007
wieder zum Spielen genutzt werden. Wir werden diesen Zeitraum für eine Analyse
aller Befunde nutzen und rechtzeitig vor Beginn der nächsten Brutsaison vor allem
Kindergärten über die biologischen Zusammenhänge und geeignete Maßnahmen informieren.