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Die Efeu-Seidenbiene in Ausbreitung?

Weitere interessante Fakten (Stand: 26. September 2006)

Seit dem 12. September sind mir durch einen Fotobeleg von Frau Dobler und durch telefonische Übermittlung meiner Kollegen M. Herrmann, F. Amiet und M. Edwards dankenswerterweise weitere Nachweise von Colletes hederae bekannt geworden:

  • Vier Nistplätze in Sandkästen von Kindergärten in Konstanz, in der Nähe von Freiburg und in Schaffhausen (Schweiz) mit mehreren hundert bis tausend Nestern
  • Mehrere Funde an Efeu bzw. im Garten bei der Nistplatzsuche und zwar im Bodenseeraum und in der Nord-Schweiz (Zürich, Solothurn)
  • Neunachweise an bisher nicht bekannten Fundorten in Süd-England

An diesen Fundorten war Colletes hederae trotz teils gezielter Kontrollen in den vergangenen Jahren nicht nachgewiesen worden. Dies läßt vermuten, daß es sich bei diesen wie auch bei dem Mössinger Vorkommen um Neubesiedlungen handelt. Woher die vielen Weibchen kommen und wie diese offensichtliche Ausbreitung (Invasion?) vonstatten ging, darüber bin ich in einem intensiven Informations- und Gedankenaustausch mit meinen Kollegen. Die Entwicklung hat uns sehr überrascht und wir sind gespannt, wie sich dieses Phänomen weiter gestaltet.

Wer meldet weitere Funde?

Je mehr Daten wir über die Verbreitung der Efeu-Seidenbiene und über Nistplätze, sei es in Sandkästen oder an anderen geeigneten Orten, haben, umso besser läßt sich dieses Phänomen beurteilen. Deshalb würden wir uns freuen, wenn wir erfahren würden, an welchen Orten sich diese Art noch zeigt. Eine gezielte Suche in Sandkästen könnte erfolgversprechend sein, ebenso wie eine Kontrolle von blühenden Efeu-Sträuchern. Meldungen können über die E-Mail-Adresse erfolgen. Glaubhafte Belege sind Fotos (auch digital) oder Bienenexemplare z.B. von Totfunden am Nistplatz. Die Adresse für eine Zusendung per Post befindet sich auf der Kontaktseite.

Sind die Efeu-Seidenbienen gefährlich?

In allen Fällen, in denen Kindergärten von der Besiedlung durch Efeu-Seidenbienen betroffen waren, herrschte zunächst große Aufregung, da vor allem die Eltern befürchteten, daß ihre Kinder von den Bienen gestochen würden und dadurch ihre Gesundheit gefährdet sei. Bisher ist jedoch nach meiner Kenntnis kein Kind zu Schaden gekommen. Hierzu ist folgendes zu sagen:

Die Seidenbienen sind völlig friedfertig. Selbst die Beobachtung unmittelbar im Nistbereich bedeutet weder für Kinder noch für Erwachsene eine Gefahr. Nicht verschwiegen werden soll allerdings, daß die Bienenweibchen (und nur die) einen Stachel haben, den sie aber nur einsetzen, wenn sie sich durch Druck auf ihren Körper bedroht fühlen. Das heißt: Keine Bienen fangen oder mit den Fingern bzw. in der Hand drücken. Aber selbst wenn in einem solchen, leicht vermeidbaren Fall ein Stich erfolgen sollte, so erschrickt man zwar, der »Pikser« ist aber nach höchstens 5 (fünf) Minuten nicht mehr zu spüren und eine Schwellung tritt nicht ein. Der Grund: Der Stachel wird nur in der höchsten Not eingesetzt, er ist viel schwächer als bei der Honigbiene und die abgegebene Giftmenge ist deutlich geringer. Beim unvorsichtigen Abnehmen von Pollen für eine mikroskopische Analyse bin ich selbst von einem Weibchen in den Finger gestochen worden, so daß ich die oben beschriebene, vergleichsweise harmlose Wirkung selbst erfahren habe. Die unvergleichlich häufiger auftretenden Stiche von Honigbienen oder »Zwetschgenkuchenwespen« sind viel schmerzhafter, der Schmerz dauert viel länger an und es kommt häufig zu mehr oder wenigen starken Schwellungen.
Die Brutzeit der Efeu-Seidenbiene dürfte dieses Jahr bis etwa Mitte Oktober dauern. Solange sollten die Nistplätze am besten in Ruhe gelassen werden. Dann sterben die Nestmütter und der Sandkasten kann bis Ende August 2007 wieder zum Spielen genutzt werden. Wir werden diesen Zeitraum für eine Analyse aller Befunde nutzen und rechtzeitig vor Beginn der nächsten Brutsaison vor allem Kindergärten über die biologischen Zusammenhänge und geeignete Maßnahmen informieren.