Unter dem Stichwort »Systematik« werden hier die folgenden Themen behandelt, wobei ich mich auf das Wesentliche beschränke:
Der Begriff "Systematik" kommt von dem latinisierten griechischen Wort systema, das von den frühen Naturforschern für die von ihnen entwickelten Systeme verwendet wurde (z. B. Linnaeus, Systema naturae). Der Biologie Simpson hat schon 1961 in seinen "Prinicples of animal taxonomy" eine moderne Definition formuliert:
Systematik ist die wissenschaftliche Untersuchung der Arten und der Vielgestaltigkeit der Organismen und das Studium sämtlicher Beziehungen zwischen ihnen.
Somit ist die Aufgabe der zoologischen Systematik, die überwältigende Formenvielfalt der belebten Natur zu ordnen und die notwendigen Methoden und Grundsätze für diese Aufgabe zu entwickeln.
Enger gefaßt ist der Begriff "Taxonomie". Mayr (1975) definiert diesen Begriff folgendermaßen:
Taxonomie ist die Theorie und Praxis der Klassifikation der Organismen.
Um einen Überblick über die enorme Vielfalt der Bienen zu erhalten, ordnet man sie und faßt die hierbei gebildeten Gruppen nach ihrer mehr oder weniger großen Ähnlichkeit zu größeren Einheiten zusammen. So entsteht ein hierarchisches System aus Gruppen verschiedener Rangstufen, die einander untergeordnet sind:
Diese systematischen Einheiten werden – unabhängig von ihrer Rangstufe – als Taxa (Einzahl: das Taxon, Mehrzahl: die Taxa) bezeichnet.
Die Grundeinheit jedes zoologischen Systems ist die Art (Species). Während man früher die Art morphologisch und typologisch, nämlich auf übereinstimmenden und sie von anderen Arten unterscheidenden Merkmalen begründete, ist eine solche Abgrenzung heute nicht mehr aufrechtzuerhalten. Schließlich können sich geographisch weit voneinander entfernte Populationen ein und derselben Art in ihrem Aussehen stark unterscheiden. Daher definiert man die Art heute als Abstammungs- und potentielle Fortpflanzungsgemeinschaft, die von anderen Arten so isoliert ist, daß es entweder nicht zu einer Paarung kommen kann oder entsprechende Artbastarde nicht fortpflanzungsfähig sind (biologisches Artkonzept).
Für den Faunisten, der sich ja überwiegend auf äußerlich sichtbare Merkmale stützen muß, ist aber nach wie vor die Morphologie zur Unterscheidung der Arten ausschlaggebend. Auch die Bestimmungsschlüssel basieren vorwiegend auf mehr oder weniger leicht erkennbaren und gut unterscheidbaren morphologischen Merkmalen.
Unter Klassifikation versteht man im engeren Sinne das Einordnen von Tieren in Gruppen oder Reihen auf der Grundlage ihrer Verwandschaftsbeziehungen.
Völlig verschieden davon ist die Identifikation (Bestimmung), bei der wir Individuen mittels deduktiver (ableitender) Verfahren in bereits vorher geschaffene Gruppierungen (Taxa) einordnen.
Wie wichtig die Taxonomie ist, darauf hat bereits Elton im Jahre 1947 in seinem Buch »Animal Ecology« folgendermaßen hingewiesen:
»Der Anfänger auf dem Gebiet der Ökologie kann nicht eindringlich genug darauf hingewiesen werden, in welchem Maße der Fortschritt der Ökologie von exakten Bestimmungen und von dem Vorhandensein solider systematischer Grundlagenforschung abhängig ist. Dies ist die entscheidene Voraussetzung für das Ganze; ohne sie ist der Ökologe hilflos, seine ganze Arbeit kann sinnlos werden.«
Lesetip: Wer sich intensiver mit den Arbeitsgebieten der Taxonomie und Systematik beschäftigen will, dem sei das Buch von Ernst Mayr »Grundlagen der zoologischen Systematik« empfohlen , das in hervorragender Weise die theoretischen und praktischen Voraussetzungen für Arbeiten auf systematischem Gebiet behandelt. Neuere Entwicklungen in der Taxonomie und Systematik sind naturgemäß nicht berücksichtigt. Dieses 1975 im Verlag Paul Parey erschienene Werk ist zwar vergriffen, jedoch zeitweise antiquarisch erhältlich.