Die Gattung Stelis ist in der Westpaläarktis mit 22 Arten vertreten (Warncke 1992). Aus Deutschland wurden 10 Arten bekannt (Österreich: 10, Schweiz: 12).
4–11 mm. Einige Stelis-Arten wie z. B. S. phaeoptera erinnern im Aussehen an manche Osmia-Arten. S. signata und verwandte Arten sehen hingegen ihren Anthidium-Wirten in Habitus und Färbung außerordentlich ähnlich. Die schönste Art dürfte S. nasuta sein, die durch ihre roten Beine und die weißen Flecken auf Tergit 2–4 auffällt. S. punctulatissima zeigt deutlich aufgehellte Tergitendränder. Ansonsten sind die Arten schwarz gefärbt (Düsterbiene !) und haben keine oder nur winzige gelbe oder weiße Zeichnungen. Auffallende Merkmale der Gattung sind beim Weibchen die kahle, fast flache Abdomen-Unterseite (keine Bauchbürste), beim Männchen ist diese stark eingedrückt und mit hellen Fransen versehen. Ein geübtes Auge kann einige der einheimischen Arten unterscheiden. Dabei kann die Beobachtung ihres Verhaltens und das Auftreten an Wirtsnestern für die Erkennung hilfreich sein.
Stelis punctulatissima, Weibchen.
Stelis ornatula, Weibchen.
Stelis nasuta, Männchen (Italien, Aosta-Tal).
Stelis nasuta, Weibchen (Schweiz, Wallis).
Düsterbienen leben brutparasitisch in den Nestern pollensammelnder Bienen. Ihre Wirte sind insbesondere Vertreter der Familie Megachilidae und möglicherweise auch der Gattung Ceratina. Einige Arten sind in der Wahl ihres Wirtes eng spezialisiert, andere zeigen ein breites Wirtsspektrum. Die einzelnen Arten findet man daher nur dort, wo auch ihre Wirte vorkommen, insbesondere an deren Nistplätzen. Manche Arten lassen sich im Freiland nur selten beobachten, dagegen können sie aus den Wirtsnestern regelmäßig gezogen werden (z. B. S. breviuscula, S. ornatula). Manche verbringen die Nächte regelmäßig in den Bohrgängen von Nisthilfen. Düsterbienen mit einem engen Wirtsspektrum sind S. breviuscula (Wirte: Heriades truncorum, Heriades crenulatus), S. franconica (Wirt: Osmia mustelina), S. minima (Wirt: Chelostoma campanularum), S. nasuta (Wirt: Megachile parietina), S. odontopyga (Wirt: Osmia spinulosa) und S. signata (Wirt: Anthidium strigatum). Zu Details der Eiablage und Larvalentwicklung siehe Westrich (2019: 160f).
Düsterbienen besuchen die Blüten der verschiedensten Pflanzen nur zur Eigenversorgung. Ihre Nektarquellen sind austauschbar.
Dieses Weibchen von Stelis breviuscula versorgt sich mit Nektar auf dem Blütenstand des Zwerg-Alants (Inula ensifolia).
Univoltin. Die heimischen Stelis-Arten sind Früh- und Hochsommerarten. Überwinterung als Ruhelarve.
Als taxonomisch-systematische Publikationen sind v. a. zu nennen: Popov (1935), Tkalců (1970), Westrich
(1984), Warncke (1992), Kasparek
(2015) und Litman et al. (2016). Nach
den phylogenetischen Untersuchungen
von Litman et al. (2016) ist Stelis eine
monophyletische Gruppe, deren Stammart eine Anthidium-Art ist. Demzufolge
ist nach den strengen Kriterien der phylogenetischen Systematik eine Großgattung Anthidium dann paraphyletisch, wenn man Stelis als eigene Gattung
beibehält. Will man aber die Anthidiini
nicht in viele Gattungen aufspalten,
bleibt wie bei der Einbeziehung von
Psithyrus in Bombus konsequenterweise nur die Einordnung von Stelis unter
Anthidium. Daraus könnte resultieren,
daß sich Homonymien und damit Namensänderungen ergeben, wenn zu
Stelis gehörende Arten als Anthidium beschrieben wurden. Bei einer ersten
Durchsicht der westpaläarktischen Arten scheint dieser Fall zumindest für
diesen Teil der Welt nicht einzutreten
(vgl. Kasparek 2015, Kuhlmann et al.
2018). Bis dies für das Gesamtareal von
Stelis bzw. Anthidium geprüft ist, bleibe
ich bei der Gattung Stelis in ihrem tradionellen Verständnis. Siehe auch die Bemerkungen bei Anthidium.
Illustrierte Bestimmungtabellen für die Arten der Schweiz bringen Amiet et al. (2004), für die Arten Deutschlands und Österreichs Scheuchl (2006).
Amiet, F., Herrmann, M., Müller, A. & Neumeyer R. (2004): Apidae 4. Anthidium, Chelostoma, Coelioxys, Dioxys, Heriades, Heriades, Megachile, Osmia, Stelis. - Fauna Helvetica 9, 273 S.
Kasparek, M. (2015): The Cuckoo Bees of the Genus Stelis Panzer, 1806 in Europe, North Africa and the Middle East: A Review and Identification Guide. – Supplementum 18, 144 S.; Ansfelden.
Kuhlmann, M. et al. (2018): Checklist of the Western Palaearctic Bees (Hymenoptera: Apoidea: Anthophila). http://westpalbees.myspecies.info (2018/01/02).
Litman, J. R., Griswold, T. & Danforth, B. N. (2016): Phylogenetic systematics and a revised generic classification of anthidiine bees (Hymenoptera; Megachilidae). – Molec. Phylogenetics and Evolution 100: 183–198.
Michener, C. D. (2007): The Bees of the World. 2. Aufl. Baltimore and London (The John Hopkins University Press). (1. Auflage 2000).
Popov, V. B. (1935): Beitrag zur Kenntnis der paläarktischen Stelis-Arten (Hymenoptera, Apoidea). – Folia zool. hydrobiol. 7: 216–221.
Scheuchl, E. (2006): Illustrierte Bestimmungstabellen der Wildbienen Deutschlands und Österreichs. Band II: Megachilidae - Melittidae. 192 S. (Eigenverlag). - Neubearbeitung.
Tkalců, B. (1970): Stelis moravica sp. n. aus der Tschechoslovakei, samt Bemerkungen zu den verwandten Arten (Megachilidae, Apoidea, Hym.). – Acta Mus. Morow., 55: 195–208.
Warncke, K. (1992): Die westpaläarktischen Arten der Bienengattung Stelis Panzer, 1806 (Hymenoptera, Apidae, Megachilinae). – Entomofauna 13 (22): 341–376; Ansfelden.
Westrich, P. (1984): Stelis franconica Blüthgen und Stelis phaeoptera (Kirby) (Hymenoptera, Apoidea). – Linzer biol. Beitr. 16: 319–325.
Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands.– 2., aktualisierte Auflage, 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).
Ein blauer Link verweist auf einen Steckbrief.
Stelis breviuscula
Stelis franconica
Stelis minima
Stelis minuta
Stelis nasuta
Stelis odontopyga
Stelis ornatula
Stelis phaeoptera
Stelis punctulatissima
Stelis signata