Die Gattung Sphecodes ist mit mehreren hundert Arten weltweit verbreitet, in Australien allerdings nur mit wenigen Arten (Ebmer 1987). In der paläarktischen Region kommt sie von den Kanarischen Inseln und Großbritannien bis Japan vor und nordwärts bis Finnland. Aus Deutschland sind 25 Arten bekannt (Österreich: 29, Schweiz: 26).
4–14 mm. Buckelbienen sind im allgemeinen leicht als zur Gattung Sphecodes gehörig zu erkennen. Der wie poliert glänzende, leuchtend rot gefärbte Hinterleib (daher der Name Blutbienen) zeichnet sie bestens aus, nur die Männchen einiger kleiner Arten haben manchmal ein ganz schwarzes Abdomen. Außerdem sind Kopf und Thorax von tiefschwarzer Farbe und fein bis grob-runzlig punktiert. Der Kopf ist gewöhnlich breiter als lang.
Sphecodes geofrellus, Weibchen
Sphecodes gibbus, Weibchen.
Sphecodes, Männchen
Sphecodes albilabris, Männchen
Im Feld lassen sich am ehesten die großen Arten S. albilabris und S. gibbus ansprechen. Die restlichen Arten sind nur im präparierten Zustand bei stärkerer Vergrößerung (Binokular !) zu bestimmen und können vor allem dem Anfänger erhebliche Schwierigkeiten bereiten. Dies gilt vor allem für die Weibchen, während die Männchen anhand bestimmter Merkmale (Genitalien, Geißelglieder) etwas leichter, aber immer noch schwierig genug zu determinieren sind. Ein Herauspräparieren der männlichen Genitalien ist für die Bestimmung unumgänglich. Auch die Befilzung der Fühlergeißelglieder bietet wichtige Bestimmungsmerkmale.
Einer der ersten, der die männlichen Genitalien zur Bestimmung der Arten nutzte, war von Hagens (1882), der die Genitalien vieler Arten zeichnete. Zur Bestimmung der deutschen Arten war für lange Zeit die Tabelle von Blüthgen in Schmiedeknecht (1930: 721ff) einigermaßen brauchbar, sie enthält aber nur die Merkmale der Weibchen, außerdem fehlen einige Arten. Sustera (1959) behandelt die tschechoslowakischen Arten. Zeichnungen der Fühlergeißel einiger heimischer Arten finden sich bei Ågren und Svensson (1982). Die Publikation von Warncke (1992), die auch Verbreitungskarten enthält, gilt wegen der Synonymisierung valider Arten als fehlerhaft (siehe Michener 2007: 389). Einen gut illustrierten Schlüssel für alle mitteleuropäischen Arten enhält das Bestimmungswerk von Amiet et al. (2014). Bogusch & Straka (2012) liefern einen (englischen) Schlüssel der mitteleuropäischen Arten.
Buckelbienen sind am ehesten an den Nistplätzen ihrer Wirte oder auf Blüten anzutreffen.
Als (austauschbare) Nektarquellen dienen Arten aus den verschiedensten Pflanzenfamilien, überwiegend solche mit leicht erreichbarem Nektar: Apiaceae (Doldenblütler), Asteraceae (Korbblütler), Campanulaceae (Glockenblumengewächse), Fabaceae (Schmetterlingsblütler), Lamiaceae (Lippenblütler), Salicaceae (Weidengewächse).
Alle Sphecodes-Arten sind Kuckucksbienen. Manche Arten haben ein breites Wirtsspektrum, andere sind auf ganz bestimmte Wirte spezialisiert. So lebt Sphecodes albilabris bei Colletes cunicularius, S. majalis bei Lasioglossum pallens, S. rubicundus bei Andrena labialis und S. spinulosus bei Lasioglossum xanthopus. Meist sind Arten der Gattungen Halictus oder Lasioglossum die Wirte, aber auch Colletes- und Andrena-Arten wurden als Wirte festgestellt (Blüthgen 1934). Nicht bei allen Sphecodes-Arten sind die (bzw. alle) Wirte sicher bekannt. Von Ausnahmefällen abgesehen, ist es kaum möglich, durch bloße Beobachtung der Nistplätze bestimmter Bienenarten wirklich zuverlässige Schlüsse darauf zu ziehen, welche der beobachteten Sphecodes-Arten die tatsächliche Kuckucksbiene ist. Auf der Suche nach geeigneten Wirten treiben sich die Weibchen nämlich auch an solchen Stellen herum, wo ihr Wirt möglicherweise gar nicht nistet. Einwandfrei gesicherte Feststellungen garantiert nur die Zucht aus den Brutzellen des Wirtes. Eine Zucht ist bisher allerdings nur in wenigen Fällen gelungen (z. B. S. monilicornis). Bei einigen Arten gibt es aber derart viele übereinstimmende Beobachtungen, daß die Wirte mit großer Wahrscheinlichkeit anzugeben sind. Bezüglich der verschiedenen Wirtsarten sei auf die Steckbriefe der Arten verwiesen.
Bei solitären Wirtsarten (Andrena, Colletes) schlüpfen die Buckelbienen meist während der Abwesenheit des Wirtes in das Nest zur Eiablage. Bei eusozialen Arten (Lasioglossum) jedoch töten sie zuerst die Wächterbienen und dringen dann zu den Brutzellen vor, wo sie nach dem Aufbrechen der Brutzelle das Ei oder die frisch geschlüpfte Wirtslarve vernichten und das eigene Ei auf den fremden Nahrungsvorrat legen. Dann verschließen sie die Brutzelle wieder.
Die heimischen Sphecodes-Arten lassen sich (in Anlehnung an Blüthgen 1961) hinsichtlich ihres Lebenslaufs folgendermaßen unterteilen:
1 Im Frühjahr erscheinen nur Weibchen. Diese sind zusammen mit den
Männchen im Vorjahr geschlüpft und
haben nach der Paarung überwintert, während die Männchen vor Einbruch des Winters zugrunde gingen.
Der Ort der Überwinterung ist nicht
geklärt (im mütterlichen Nest oder
außerhalb).
➜ Wirt ist die univoltine Seidenbienenart Colletes cunicularius: S. albilabris.
➜ Wirte sind Sandbienen, z. B. Andrena barbilabris: S. pellucidus und
S. reticulatus.
➜ Wirte sind teils bivoltine, teils soziale Furchen- und Schmalbienen
(Halictus, Lasioglossum): der größte Teil der Sphecodes-Arten.
2 Die Weibchen erscheinen im Frühjahr
zusammen mit den Männchen, nachdem beide Geschlechter den Winter
vermutlich als Imagines in den Nestern der Wirtsbienen verbracht haben. Die Paarung findet erst jetzt
statt. Eine zweite Generation in demselben Jahr entfällt.
➜ Wirt ist die univoltine Sandbienenart Andrena labialis: S. rubicundus.
➜ Wirt ist die univoltine, solitäre,
nur im Frühjahr mit beiden Geschlechtern auftretende Schmalbienenart Lasioglossum pallens:
S. majalis.
Flugzeit von März bis Oktober. Wegen ihres besonderen Lebenszyklus können die meisten Arten während des größten Teil der Vegetationsperiode als Imagines beobachtet werden. Die Weibchen beginnen mit Frühling nach der Überwinterung mit dem Brutgeschäft. Ihre Nachkommen schlüpfen bereits im Sommer oder Spätsommer und verpaaren sich. Die Männchen sterben noch im Laufe des Sommers oder Herbstes. Die begatteten Weibchen überwintern im Boden. Einige Arten haben einen davon abweichenden Lebenszyklus. Beide Geschlechter schlüpfen erst im Frühling und sind bereits nach wenigen Wochen nicht mehr zu sehen.
Ågren, L. & Svensson, B. G. (1982): Flagellar sensilla of Sphecodes bees (Hymenoptera, Halictidae). – Zoologica Scripta, 11: 45–54.
Amiet, F., M. Herrmann, A. Müller & R. Neumeyer (2014): Apidae 2. Colletes, Dufourea, Hylaeus, Nomia, Nomioides, Rhophitoides, Rophites, Sphecodes, Systropha. - Fauna Helvetica 4, 239 S. [Neubearbeitung!]
Blüthgen, P. (1934): Die Wirte der paläarktischen Sphecodes-Arten (Hym. Apidae. Halictinae.). – Z. wiss. InsBiol. 27: 33–42, 61–66; Berlin.
Blüthgen, P. (1961): Bei welcher Wirtsbiene schmarotzt Sphecodes fuscipennis (Germar, 1819). – Mitt. Dt. Ent. Ges. 20: 54–58, 78–80.
Bogusch, P. & Straka, J. (2012): Review and identification of the cuckoo bees of central Europe (Hymenoptera: Halictidae: Sphecodes). – Zootaxa 3311: 1–41.
Hagens, J. von (1882): Über die männlichen Genitalien der Bienen-Gattung Sphecodes. – Dt. ent. Z. 26: 209–228.
Michener, C. D. (2007): The Bees of the World. 2. Aufl. Baltimore and London (The John Hopkins University Press) (1. Auflage 2000).
Schmiedeknecht, O. (1930): Die Hymenopteren Nord- und Mitteleuropas. – 2. Aufl., 1062 S., Jena (G. Fischer).
Sustera, O. (1959): Bestimmungstabelle der tschechoslowakischen Arten der Bienengattung Sphecodes Latr. – Acta Soc. Ent. Cechosl., 56: 169–180.
Warncke, K. (1992): Die westpaläarktischen Arten der Bienengattung Sphecodes Latr. (Hymenoptera, Apidae, Halictinae). – Ber. Naturf. Ges. Augsburg 52: 9–64; Augsburg.
Ein blauer Link verweist auf einen Steckbrief.
Sphecodes albilabris
Sphecodes crassus
Sphecodes cristatus
Sphecodes croaticus
Sphecodes ephippius
Sphecodes ferruginatus
Sphecodes geoffrellus
Sphecodes gibbus
Sphecodes hyalinatus
Sphecodes longulus
Sphecodes majalis
Sphecodes marginatus
Sphecodes miniatus
Sphecodes monilicornis
Sphecodes niger
Sphecodes pellucidus
Sphecodes pseudofasciatus
Sphecodes puncticeps
Sphecodes reticulatus
Sphecodes rubicundus
Sphecodes ruficrus
Sphecodes rufiventris
Sphecodes scabricollis
Sphecodes schenckii
Sphecodes spinulosus