In Deutschland wurde mit Nomia femoralis (Pallas 1773) nur eine Art bekannt, deren Bestand allerdings erloschen ist. (Österreich: 2 Arten, Schweiz: 1 Art)
7–10 mm. Die Gattung Nomia ist durch die auffallend grobe Punktierung des Körpers und die sehr großen Tegulae (Flügelschuppen) außerordentlich auffällig. Die Männchen haben außerdem eigenartig gebildete Beine mit deutlich verbreiterten Hinterschenkeln. Diese sind auf der Unterseite mit dichten, langen, weißen Schuppenhaaren besetzt und weisen am Ende der Hinterschienen einen langen, lamellenartigen Fortsatz auf. Die Funktion der speziellen Beinmorphologie ist noch unbekannt. Möglicherweise spielt sie bei der Paarung eine Rolle. Im Feld ist die Gattung Nomia mit keiner anderen Bienengattung zu verwechseln. Auch die Arten sind bis zur Art zu bestimmen, allerdings solange nur in Österreich und der Schweiz möglich, bis auch in Deutschland wieder eine Nomia-Art zur Bienenfauna zählt.
Nomia diversipes, Männchen
Nomia diversipes, Weibchen.
Während Michener (1944) und
Warncke (1976, 1980) für die Verwandtschaftsgruppe nur eine Gattung
Nomia Latreille 1804 annehmen, spaltet Pauly (1984) sie in mehrere Gattungen auf, was später Michener (2007)
übernimmt. Ebmer (1987) folgt aber
Hirashima (1961), der für die Paläarktis nur von zwei Gattungen Nomia Latreille und Pseudapis Kirby ausgeht.
Ich schließe mich hier Schwarz et al.
(1996) sowie Gusenleitner et al. (2012)
an, die nur eine Gattung Nomia anerkennen. Auch Amiet et al. (2014) stellen die einzige schweizerische Art zu
Nomia.
Schienenbienen sind Arten des Offenlandes.
Beide mitteleuropäische Arten sind polylektisch. Die Pollenquellen gehören zu den Pflanzenfamilien Asteraceae (Korbblütler), Brassicaceae (Kreuzblütler), Boraginaceae (Rauhblattgewächse), Fabaceae (Schmetterlingsblütler), Orobanchaceae (Sommerwurzgewächse) und Resedaceae (Resedengewächse).
Der Pollen wird in Haarbürsten der Hinterbeine und -ferse sowie in Körbchen auf der Unterseite des Hinterschenkels gespeichert. Die Männchen patrouillieren die Nahrungspflanzen der Weibchen entlang von duftmarkierten Flugbahnen ab. Zum Schlafen klammern sie sich einzeln oder zu mehreren an Halmen, auf Fruchtständen oder an ähnlichen Strukturen fest.
Die in Österreich und in der Schweiz vorkommende Kurzhornbienenart Pasites maculatus lebt als brutparasitische Kuckucksbiene bei Nomia diversipes.
Univoltin. Flugzeit von Juni bis August.
Ågren, L. & Svensson, B. G. (1982): Flagellar sensilla of Nomia bees (Hymenoptera, Halictidae). – Zoologica Scripta, 11: 45–54.
Amiet, F., M. Herrmann, A. Müller & R. Neumeyer (2014): Apidae 2. Colletes, Dufourea, Hylaeus, Nomia, Nomioides, Rhophitoides, Rophites, Sphecodes, Systropha. - Fauna Helvetica 4, 239 S. [Neubearbeitung!]
Ebmer, A. W. (1987): Die europäischen Arten der Gattungen Halictus Latreille 1804 und Lasioglossum Curtis 1833 mit illustrierten Bestimmungstabellen (Insecta: Hymenoptera: Apoidea: Halictidae: Halictinae). 1. Allgemeiner Teil, Tabelle der Gattungen. – Senckenbergiana biol. 68:59–148.
Gusenleitner, F., Schwarz, M. & Mazzucco, K. (2012): Apidae (Insecta: Hymenoptera). – S. 9–129 in: Checklisten der Fauna Österreichs, No. 6; Wien (Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften).
Hirashima, Y. (1961): Monographic study of the subfamily Nomiinae of Japan (Hymenoptera: Apoidea). – Acta hymenopt. Tokyo 241–303, Fukuoka.
Michener, C. D. (1944): Comparative external morphology, phylogeny and a classification of the bees (Hymenoptera). – Bull. Amer. Mus. nat. Hist. 82: 151–326.
Michener, C. D. (2007): The Bees of the World. 2. Aufl. Baltimore and London (The John Hopkins University Press) (1. Auflage 2000).
Pauly, A. (1984): Contribution à l’étude des genres afrotropicaux de Nomiinae (Hymenoptera Apoidea Halictidae). – Revue Zool. afr. 98: 693–702.
Schmiedeknecht, O. (1930): Die Hymenopteren Nord- und Mitteleuropas. – 2. Aufl., 1062 S., Jena (G. Fischer).
Schwarz, M., Gusenleitner, F., Westrich, P. & Dathe, H.H. (1996): Katalog der Bienen Österreichs, Deutschlands und der Schweiz (Hymenoptera, Apidae). - Entomofauna, Supplement 8, 398 S.; Linz.
Warncke, K. (1976): Zur Systematik und Verbreitung der Bienengattung Nomia Latr in der Westpaläarktis und dem turkestanischen Becken (Hymenoptera, Apoidea). – Reichenbachia, 16: 93–120.
Warncke, K. (1980): Die Bienengattungen Nomia und Systropha im Iran mit Ergänzungen zu den Nomia-Arten der Westpaläarktis. – Linzer biol. Beitr. 12: 363–384.