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Nomada Scopoli 1770

Wespenbienen

Verbreitung

Die Gattung Nomada ist auf allen Kontinenten mit zahlreichen Arten vertreten, lediglich in Australien kommen nur wenige Arten vor. In der Alten Welt ist sie häufig, aber auch in Nordamerika gibt es fast 300 Arten (Michener 2007). Aus Deutschland sind 69 Arten bekannt (Österreich: >80, Schweiz: >73).

Äußeres Erscheinungsbild, Erkennung im Feld

Größe: 3–14 mm. Wespenbienen sind nur wenig behaart und haben einen glänzenden und auffallend bunt gefärbten Hinterleib. Durch dieses Merkmal unterscheiden sie sich so sehr von anderen Bienen, daß sie von Laien oft mit Faltenwespen, von Anfängern in der Bienentaxonomie mit Grabwespen der Gattungen Crabro oder Ectemnius verwechselt werden. Von Pasites, Ammobates und Biastes unterscheidet sich die Gattung morphologisch durch drei Cubitalzellen, von Sphecodes und Epeoloides durch gleichgroße Cubitalzellen 2 und 3, von Sphecodes außerdem durch die nicht gebogene Basalader. Die Weibchen erkennt man leicht an der dicht geschlossenen
Haarfranse am Ende des 5. Rückensegments, im Gelände auch an ihrem typischen Suchflug.

Nomada-Arten sind im Feld auf Gattungsebene mit etwas Erfahrung meist zuzuordnen. Dagegen bereitet die Unterscheidung der einzelnen Arten selbst mit guten optischen Hilfsmitteln außerordentliche Schwierigkeiten, weil die Bestimmungsmerkmale oft unauffällig oder schwer zu erkennen sind. Man braucht viel Zeit und Übung, bis man sich in diese Bienengruppe taxonomisch eingearbeitet hat und Sicherheit bei der Bestimmung gewinnt, wobei eine Vergleichssammlung unerläßlich ist. Wenn dies schon bei den Weibchen schwierig ist, so gilt dies noch viel mehr für die Männchen. Viele Arten variieren je nach geographischer Lage und Wirten in Größe und Zeichnung. Obendrein ist der taxonomische Status bei einer Reihe von Formen umstritten oder noch nicht abschließend geklärt, insbesondere ob diese als selbständige Arten aufzufassen sind oder nur als »ökologische Rassen« (»Wirtsrassen«) oder als Varietäten. Hierzu gehören u. a. N. alboguttata und N. baccata sowie N. panzeri und N. striata mit ihren jeweiligen Formen.

Nomada lathburiana

Nomada lathburiana, Weibchen.

Nomada sexfasciata

Nomada sexfasciata, Weibchen.

Nomada pleurosticta

Nomada pleurosticta, Weibchen.

Nomada lathburiana

Nomada lathburiana, Männchen.

Nomada sexfasciata

Nomada sexfasciata, Männchen.

Nomada pleurosticta

Nomada pleurosticta, Männchen.

Nomada goodeniana

Nomada goodeniana, Weibchen.

Nomada flavoguttata

Nomada flavoguttata, Weibchen.

Nomada kohli

Nomada kohli, Weibchen.

Nomada goodeniana

Nomada goodeniana, Männchen.

Nomada flavoguttata

Nomada flavoguttata, Männchen.

Nomada kohli

Nomada kohli, Männchen.

Wirtsbienen

Wespenbienen sind Brutparasiten. Allerdings gibt es hinsichtlich der Wirte in den meisten Fällen keine gesicherten Belege durch Nestuntersuchungen oder Zucht aus den Nestern potientieller Wirte. Deshalb stützen sich die meisten Wirtsangaben auf Beobachtungen an Wirtsnestern. Je häufiger eine bestimmte Art an Nestern ein und derselben Wirtsart angetroffen wird, desto wahrscheinlicher ist eine entsprechende Wirts-Parasit-Beziehung. Nur in wenigen Fällen gelangen Zuchten aus Nestern (Schindler 2005, Westrich 2006). Die meisten Arten entwickeln sich in den Nestern von Sandbienen (Andrena). Andere parasitieren bei Zottelbienen (Panurgus), Schmalbienen (Lasioglossum), Sägehornbienen (Melitta) und Langhornbienen (Eucera). Die Wirtsspezifität ist oft sehr hoch, d. h. die jeweilige Nomada-Art hat, zumindest im mitteleuropäischen Raum, nur eine einzige Wirtsart.

Zusammenstellung der Wirte von Nomada-Arten Deutschlands. [Großansicht durch Klick auf die Grafik oder alternativ als PDF]

Blütenbesuch

Im Blütenbesuch, der nur der Eigenversorgung dient, sind viele Arten nicht wählerisch. Im zeitigen Frühjahr finden wir Wespenbienen z. B. auf Huflattich (Tussilago farfara) oder an Weiden (Salix), später an Stachelbeeren (Ribes uva­crispa), im Mai oft auf Löwenzahn (Taraxacum officinale ), im Juni auf Acker-Senf (Sinapis arvensis), im Hochsommer auf verschiedenen Korbblütlern und im August auf Heidekraut (Calluna vulgaris) sowie verschiedenen anderen Pflanzen. Einige Arten beobachten wir regelmäßig auf den Blüten(-köpfchen) der  Pollenquellen ihrer Wirte, so z. B. N. armata auf der Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis) oder N. argentata auf der Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria) oder dem Teufelsabbiß (Succisa pratensis); eine Bindung an diese Nektarquellen liegt jedoch nicht vor. Andere sind hingegen nie an den Pollenquellen ihrer spezifischen Wirte zu sehen, sondern bevorzugen Pflanzen, die in Nestnähe blühen, wie N. flavopicta, die ich im Lebensraum von Melitta tricincta regelmäßig auf dem Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea) sah. Meist treffen wir die Wespenbienen, vor allem die Weibchen, jedoch an den Nistplätzen ihrer Wirte, u. a. an sandigen Abhängen, an Wegrändern, in Sand-, Kies- und Lehmgruben oder an Waldrändern. Ihr eigenartiger Flug bei der Nestsuche verrät dem erfahrenen Beobachter sofort, daß er Kuckucksbienen vor sich hat. Zum Schlafen ziehen sich manche Wespenbienen in die Blüten(köpfchen) verschiedener Pflanzen wie Glockenblumen (Campanula), Storchschnabel (Geranium) oder Wegwarte (Cichorium intybus) zurück oder sie beißen sich an dürren Zweigen fest, z. B. an solchen von Feld-Beifuß (Artemisia campestris), gelegentlich aber auch an grünen Pflanzenteilen.

Nomada flavopicta

Nomada flavopicta, Weibchen auf Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea).

Nomada armata

Nomada armata auf Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis).

Phänologie

Die Erscheinungszeit fällt bei den meisten Nomada-Arten in den Frühling, wenige Arten (z. B. N. argentata, N. flavopicta) fliegen erst im Hoch- oder Spätsommer. Fast alle Arten haben nur eine Generation, manche (z. B. N. fabriciana, N. flavoguttata , N. fucata, N. fulvicornis) weisen eine zweite Generation auf. Die bereits im Frühjahr fliegenden Arten überwintern als Imago.

Taxonomie und Bestimmung

Über viele Jahre habe ich die nicht mit Zeichnungen illustrierte Tabelle in Schmiedeknecht (1930: 986 ff) benutzt, weil es nichts Besseres gab. Im Falle einiger Artengruppen fand ich noch folgende Arbeiten hilfreich: E. Stoeckhert (1922, 1941, 1944), Schwarz (1967, 1980) und Smit (2018). Glücklicherweise wurden neue und gut illustrierte Bestimmungsschlüssel entwickelt und zwar von Scheuchl (2000) sowie von Amiet et al. (2007).

Literatur

Amiet, F., Herrmann, M., Müller, A. & Neumeyer R. (2007): Apidae 5. Ammobates, Ammobatoides, Anthophora, Biastes, Ceratina, Dasypoda, Epeoloides, Epeolus, Eucera, Macropis, Melecta, Melitta, Nomada, Pasites, Tetralonia, Thyreus, Xylocopa. - Fauna Helvetica 20, 356 S.

Michener, C. D. (2007): The Bees of the World. 2. Aufl. Baltimore and London (The John Hopkins University Press) (1. Auflage 2000). 

Scheuchl, E. (2000): Illustrierte Bestimmungstabellen der Wildbienen Deutschlands und Österreichs. Band I: Anthophoridae. - 2. erweiterte Auflage, 158 S. (Eigenverlag).

Schindler, M. (2005): Biologie kleptoparasitischer Bienen und ihrer Wirte (Hymenoptera, Apiformes): Labor- und Freilanduntersuchungen an Arten der Gattungen Nomada und Andrena. – Dissertation Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 2004 [D 98]; Bonn (Selbstverlag), 120 S.

Schmiedeknecht, O. (1930): Die Hymenopteren Nord- und Mitteleuropas. – 2. Aufl., 1062 S., Jena (G. Fischer).

Schwarz, M. (1967): Die Gruppe der Nomada cinctiventris Fr. (=stigma auct. nec F.) (Hymenoptera, Apoidea). – Polskie Pismo Ent. 37: 263–339.

Smit, J. (2018): Identification key to the European species of the bee genus Nomada Scopoli, 1770 (Hymenoptera: Apidae), including 23 new species. - Entomofauna, Monographie 3: 1-253. Ansfelden.

Schwarz, M. (1980): Zur Kenntnis einiger von F. Morawitz beschriebener Nomada-Arten (Hymenoptera, Apoidea). – Entomofauna 1: 1–27.

Stoeckhert, E. (1922): Nomada ochrostoma K. und ihre deutschen Verwandten (Hym.). – Konowia, 1: 113–124, 161–172.

Stoeckhert, E. (1941): Über die Gruppe der Nomada zonata Panz. (Hym. Apid.). – Mitt. Münch. Ent. Ges. 31: 1072–1122.

Westrich, P. (2006): Ein weiterer Beleg für den Bivoltinismus und das Wirt-Parasit-Verhältnis von Andrena bicolor (Fabricius 1804) und Nomada fabriciana (Hym. Apidae). – Linzer biologische Beiträge, 38: 919–923.

Stoeckhert, E. (1944): Über die Gruppe der Nomada furva Panz. (Hym. Apid.). – Dt. Ent. Z. 1943: 89–126.

Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands.– 2., aktualisierte Auflage, 824 S., 1700 Farbfotos. Stuttgart (E. Ulmer).

Die Nomada-Arten Deutschlands

Ein blauer Link verweist auf einen Steckbrief.

Nomada alboguttata
Nomada argentata
Nomada armata
Nomada atroscutellaris
Nomada baccata
Nomada bifasciata
Nomada bispinosa
Nomada bluethgeni
Nomada braunsiana
Nomada castellana
Nomada conjungens
Nomada discedens
Nomada distinguenda
Nomada emarginata
Nomada errans
Nomada fabriciana
Nomada facilis
Nomada femoralis
Nomada ferruginata
Nomada flava
Nomada flavoguttata
Nomada flavopicta
Nomada fucata
Nomada fulvicornis
Nomada furva
Nomada furvoides
Nomada fuscicornis
Nomada glabella sensu Stöckhert
Nomada goodeniana
Nomada gransassoi
Nomada guttulata
Nomada hirtipes
Nomada integra
Nomada italica
Nomada kohli
Nomada lathburiana
Nomada leucophthalma
Nomada marshamella
Nomada melathoracica
Nomada minuscula
Nomada moeschleri
Nomada mutabilis
Nomada mutica
Nomada nobilis
Nomada numida
Nomada obscura
Nomada obtusifrons
Nomada opaca
Nomada panzeri
Nomada piccioliana
Nomada pleurosticta
Nomada posthuma
Nomada pulchra
Nomada rhenana
Nomada roberjeotiana
Nomada rostrata
Nomada ruficornis
Nomada rufipes
Nomada sexfasciata
Nomada sheppardana
Nomada signata
Nomada similis
Nomada stigma
Nomada stoeckherti
Nomada striata
Nomada succincta
Nomada symphyti
Nomada trapeziformis
Nomada villosa
Nomada zonata