Die Gattung Camptopoeum kommt nur in der Paläarktis und dort von Marokko und Spanien über die mediterrane Region und Südrussland bis nach Zentralasien und Pakistan vor (Michener 2007). Es gibt ungefähr 20 Arten. Aus Deutschland ist mit Camptopoeum friesei Mocsáry 1894 nur eine Art bekannt, während in Österreich außer dieser Art noch Camptopoeum frontale (Fabricius 1804) vorkommt. In der Schweiz fehlt die Gattung.
6–10 mm. Die Camptopoeum-Arten ähneln im Habitus Panurgus. An den durchgehend gelben Binden auf dem Hinterleib und den gelben Flecken auf Gesicht und Brustabschnitt sind sie gut zu erkennen. Auch wenn die Gattung im Feld kaum mit anderen Bienengattungen zu verwechseln ist, so ist die Unterscheidung der beiden mitteleuropäischen Arten doch etwas schwieriger. Allerdings sind bestimmte Farbmerkmale und die Bevorzugung ganz unterschiedlicher Nistsubstrate bei der Bestimmung hilfreich.
Camptopoeum friesei, Männchen (Neusiedlersee, Österreich)
Camptopoeum friesei, Weibchen (Neusiedlersee, Österreich)
Camptopoeum frontale, Männchen (Waldviertel, Österreich)
Camptopoeum frontale, Weibchen (Waldviertel, Österreich)
Ein auf der Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe) kopulierendes Paar von Camptopoeum frontale, bei dem ein zweites Männchen ebenfalls zur Paarung kommen will (Waldviertel, Österreich).
Im Gegensatz zu Warncke (1972), der dieses Taxon als Untergattung von Panurgus betrachtet, wird hier Camptopoeum Gattungsrang zuerkannt. Ein Bestimmungsschlüssel für die mitteleuropäischen Arten liefern Jansen & Saure (2021).
Buntbienen sind Offenlandsarten, die steppenartige Lebensräume besiedeln, im Fall von C. friesei Salzstellen im Binnenland.
Lebensraum von Camptopoeum friesei bei Latdorf in Sachsen-Anhalt: großflächig terrassenförmig deponierter Kalkschlamm aus der Soda-Produktion (Soda = Natriumcarbonat).
Lebensraum von Camptopoeum frontale in einem Lößgebiet des Waldviertels (Österreich).
Buntbienen nisten in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde an ebenen bis stark geneigten, unbewachsenen oder nur schütter bewachsenen Stellen. Die Brutzellen sind horizontal orientiert und liegen einzeln am Ende von mit dem Hauptgang verbundenen Seitengängen. Diese werden nach dem Verschließen der Brutzelle mit Substrat gefüllt. Die Larven spinnen keinen Kokon. Oft nisten Buntbienen in mehr oder weniger großen Kolonien.
Die beiden mitteleuropäischen Camptopoeum-Arten sind oligolektisch und auf Korbblütler (Asteraceae) und innerhalb dieser Pflanzenfamilie auf Carduoideae (Disteln und Flockenblumen) spezialisiert. Der Pollen wird in einer Bürste aus locker stehenden Haaren an Hinterschiene (Tibia) und Hinterferse (Metatarsus) gespeichert. Er wird mit Nektar befeuchtet und auf der Außenseite jedes Hinterbeins in einem großen Klumpen transportiert.
Dieses Weibchen von Camptopoeum friesei hat schon viel Pollen einer Flockenblume (Centaurea) in Form einer mächtigen Pollenladung auf Tibia und Metatarsus gespeichert (Neusiedlersee, Österreich).
Als Kuckucksbienen der beiden mitteleuropäischen Arten gelten die in Österreich vorkommenden, in Deutschland bislang nicht nachgewiesenen Kurzhornbienenarten Pasites (Parammobatodes) minutus Mocsáry 1878 (bei C. frontale) und P. schmidti (Alfken 1936) (bei C. friesei). Der Status von Pasites schmidti als distinkte Art ist umstritten und wird von manchen Autoren als Synonym von Pasites minutus betrachtet (siehe Ebmer 2003).
Univoltin. Flugzeit im Juli und August. Überwinterung als Ruhelarve.
Ebmer, A. W. (2003): Hymenopterologische Notizen aus Österreich – 16 (Insecta: Hymenoptera: Apoidea). – Linzer biologische Beiträge 35(1): 313–403.
Jansen, E. & Saure, C. (2021): Über Camptopoeum aus Sachsen-Anhalt (Hymenoptera, Apiformes). – Eucera 16: 1 – 10.
Michener, C. D. (2007): The Bees of the World. 2. Aufl. Baltimore and London (The John Hopkins University Press). (1. Auflage 2000).
Warncke, K. (1972): Westpaläarktische
Bienen der Unterfamilie Panurginae (Hym.,
Apidae). – Polskie Pismo Ent. 42: 53–108.
Ein blauer Link verweist auf einen Steckbrief.